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Mitten im Hochsommer ruft eine Ärztin aus dem Ospedale Fatebenefratelli in der Questura an, ihre Patientin wolle die Polizei sprechen und nicht den Pfarrer. Brunetti und Griffoni finden sich sofort am Sterbebett ein. Auch wenn Benedetta Toso kaum mehr sprechen kann, wird doch klar, dass irgendetwas mit dem Tod ihres Mannes vor ein paar Wochen nicht stimmt. Spuren hat der Commissario so gut wie keine. Aber er hat am Totenbett versprochen, dass Benedetta Tosos Mann Gerechtigkeit widerfahren soll. – Ebenso unermüdlich wie raffiniert ermittelt Brunetti, um sein Versprechen einzulösen. Und das Verbrechen lässt nicht auf sich warten.

 

Geheime Quellen 

Originaltitel: Trace Elements
Autor: Donna Leon
Übersetzer: Werner Schmitz
Verlag: Diogenes Verlag
Erschienen: Mai 2020
ISBN: 978-3257070996
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Italien verändert sich, Venedig verändert sich. La Serenissima ächzt unter der Flut an Touristen, aber nicht nur der Massentourismus setzt der Stadt zu, auch viele Einheimische wittern ihr Geschäft abseits des Tourismus. Dreckiges Wasser in den Kanälen der Stadt, mit Chemikalien verunreinigte Flüsse, bedingt durch Korruption und Geldgier, und der Tod des Mannes, der für die Sauberkeit des Trinkwassers verantwortlich ist, beschäftigen Brunetti in seinem neuen Fall. Bisher glaubte Brunetti, die Überwachung des Trinkwassers sei in staatlicher Hand. Wie er feststellen muss, wurde die Überwachung des Trinkwassers privatisiert, obwohl ein Volksreferendum eindeutig dagegen gestimmt hat. Schon hier zeigt sich die systemische Korruption in der Lagunenstadt.

Im Hochsommer zur Hochsaison fließt der Schweiß in Strömen, ebenso fließen die Menschen in Strömen durch die engen Gassen, vorbei an den Sehenswürdigkeiten, die auf Brunettis Weg liegen. Und nicht nur die Hitze schlägt auf Brunettis Gemüt. Melancholisch weicht er dem Menschenstrom aus, schleicht über Umwege zur Questura, in der Patta ihn mit dem Fall zweier Roma-Mädchen, die die Frau des Bürgermeisters bestohlen haben, betrauen will. Dafür findet Brunetti schnell eine Lösung.

Stil und Sprache
Unaufgeregt schickt Leon ihren Commissario los, einen Fall zu lösen, von dem anfänglich niemand weiß, ob es überhaupt ein Verbrechen gibt. Wie in all ihren Romanen legt sie den Finger gern in die Wunden der Stadt und widmet sich den Machenschaften der Mafia, der Habgier der Menschen, ihrem gewissenlosen Umgang mit der Umwelt und der Bestechlichkeit, die die Gesellschaft untergraben. Auch wenn der Fall zum Schluss gelöst wird, die wahren Verbrechen liegen im Gesellschaftssystem.

Sie nimmt sich nicht nur eines brennenden Themas an und zeigt die abgekehrten Seiten einer Stadt, die ihre Einwohner nicht nur durch den Massentourismus vertreibt. Sie kehrt das Innere nach außen, dennoch spürt man aus jeder Zeile, Leon liebt ihre Stadt, selbst wenn sie schon seit Jahren in der Schweiz wohnt. Das Flair Venedigs, die Atmosphäre, die Brücken und Gassen, all das macht den Charme ihres Stils aus.

Klug versetzt sie sich in Brunettis Kopf, konfrontiert ihn mit seinem Gewissen und präsentiert dem Leser so manch überaschende Wendung. Die inneren Dramen ihrer Figuren sind das Besondere an Donna Leons Krimis.

Viele Leser bemängeln, den Romanen Leons fehle es an Schnelligkeit, dem atemlosen Hinterherjagen von Verdächtigen oder einer Verschlagenheit des Commissarios. Leons Venedig-Krimis sind eine feste Größe im sich immer schneller drehenden Bücherkarussell, gepaart mit Witz, der Schöngeistigkeit ihres Protagonisten und gerade diese kritisierte Behäbigkeit machen den besonderen Charme der Bücher aus. Die immer wiederkehrenden Figuren, die Gemächlichkeit und die Komplexität der Charaktere sind eine willkommene Konstante.

Figuren
Der Anruf aus dem Hospiz hat es für Brunetti und seine Kollegin Griffoni in sich. Die sterbenskranke Benedetta Fadalto-Toso besteht darauf, mit der Polizei über ihren toten Mann, von „schlechtem Geld“ und von „Ergebnissen“ zu sprechen. Kurz bevor sie stirbt, erwähnt sie, ihr Mann sei „von ihnen getötet worden.“ Mehr als diese kryptischen Andeutungen können die beiden Commissarios nicht erfahren.

In seiner ruhigen und bedächtigen Art geht Brunetti der Sache nach, auch wenn zunächst kein Fremdverschulden am Tod von Vittorio Fadalto zu erkennen ist. Erschüttert vom Tod der Frau, sie starb in seinen Armen, beginnt er zusammen mit Griffoni und Vianello Erkundigungen im Umfeld des Mannes einzuholen. Brunettis Interesse an dem Fall ist schnell geweckt, stößt er doch im Laufe seiner Ermittlungen auf Lügen und Widersprüche. Wie es scheint, hat Fadalto in seinen Untersuchungsergebnissen Manipulationen vorgenommen, die die Reinheit des Wassers garantieren und hat dafür Geld angenommen, um die teure Behandlung seiner Frau bezahlen zu können.

Ohne die Hilfe von Signora Elettra würde Brunetti auch diesen Fall nicht zu seiner Zufriedenheit lösen können. Die schillernde, kenntnisreiche Figur ist zwar auch in die Jahre gekommen, hat aber von ihrer Gewitztheit nichts eingebüßt.

Aufmachung des Buches
Bei dem E-Book handelt es sich um ein Diogenes-typisches Buch. Weißer Umschlag, mit einem Foto von einem der unendlichen vielen Kanäle Venedigs von Jim Erickson. Der Roman gliedert sich in kurze 28 Kapitel.

Fazit
Donna Leons Krimis sind keine reinen Krimis. Ihre nicht zu überhörende Missbilligung am politischen System, an der Gier und Korruption und dem rücksichtslosen Tourismus findet sich auch in diesem grandiosen Roman wieder.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:

Band 24: Endlich mein
Band 25: Ewige Jugend
Band 26: Stille Wasser
Band 27: Heimliche Versuchung
Band 28: Ein Sohn ist uns gegeben

 

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