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Kategorie: Thriller

„I love you all“, ruft der gefeierte Rockstar Brad Galloway seinen 22.000 Fans in der Berliner Waldbühne zu. Plötzlich tritt eine unbekannte Frau ins Scheinwerferlicht und überreicht ihm einen mysteriösen Umschlag. Am nächsten Abend wird Galloways ausgeblutete Leiche ans Bett gefesselt im Gästehaus der Polizei gefunden. LKA-Ermittler Tom Babylon wird zum Tatort gerufen und fahndet gemeinsam mit der Psychologin Sita Johanns nach der unbekannten Frau. Die Spur führt dreißig Jahre zurück – zu einer heimtückischen Kindesentführung mit dem Decknamen „Hornisse“ – und zu einer Frau, die zwischen zwei Männern stand. Beide waren bereit zu töten. Einer sinnt noch heute auf Rache. Und das kann Tom Babylon alles kosten, was er liebt.
 

Die Hornisse 

Autor: Marc Raabe 
Verlag: Ullstein
Erschienen: 02. November 2020
ISBN: 978-3-86493-151-2
Seitenzahl: 544 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Dass die zu erwartenden Paparazziansammlungen nach dem gewaltsamen Tod Brad Galloways ihr geringstes Problem sein würden, hatten Tom Babylon und sein Team sicher nicht erwartet. Die Nachforschungen allerdings lassen kaum Interpretationsspielraum zu, die Indizienlage ist eindeutig und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen ziehen den Ermittlern mehr und mehr den Boden unter den Füßen weg. Wird es ihnen dennoch gelingen, das perfide Spiel zu durchbrechen?

Gilt auch der Leser als befangen, wenn er nicht wahrhaben will, was nicht wahr sein darf? Marc Raabe erzeugt und schürt ein Potpourri aus Emotionen, dabei ist es immens wichtig, einen klaren Kopf zu behalten.


Stil und Sprache
Die erneut gewählte, beobachtende Perspektive, wie auch regelmäßige Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart heizen die Atmosphäre ziemlich schnell auf. Der Autor fackelt nicht lange, so dass man sich schnell inmitten des Geschehens wiederfindet, das gleichzeitig unglaublich unwirklich erscheint. Trotz der dargelegten Faktenlage sucht das Gehirn fieberhaft nach einem Ausweg oder wenigstens einer Alternativlösung. Der somit von Beginn an aufgebaute Sog bleibt über die volle Distanz erhalten, es ist nahezu unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen.

Nicht nur das Zusammenspiel vergangener wie aktueller Ereignisse, sondern auch Querverbindungen zu den vorangegangenen Bänden gelingen einwandfrei. So kann zwar jeder Band für sich alleine stehen, dennoch ergibt sich etwas weitaus Komplexeres. Spannungs- und energiegeladen verfolgt die inhaltliche Entwicklung ein grausames Ziel, das sich nach und nach abzeichnet und dadurch sich leise andeutende Längen geschickt kaschiert. Nichtsdestotrotz versucht man den Funken Hoffnung nicht zu verlieren, dass vielleicht doch noch eine Wendung eintritt, es erscheint alles ein bisschen zu glatt.


Figuren
Dass Tom Babylons Familiengeschichte ziemlich verworren ist, wurde bereits in den ersten beiden Bänden deutlich. Was genau allerdings ihm und seinen Lieben widerfahren ist, erkennt man erst innerhalb der Schilderungen im vorliegenden Band. Und selbst danach nistet sich wohl eher der Hauch einer Erkenntnis ein, denn ein tatsächliches Nachvollziehen seiner Gedankengänge. Obwohl er sich selbst weiterhin bedeckt und verschlossen hält, bröckelt die bisherige Distanz ein wenig.

Da dem Geschehen hauptsächlich die Geschichte der Familie Babylon zugrunde liegt, stehen sie zwangsläufig als Figuren im Vordergrund, sei es in der Vergangenheit oder der Gegenwart, während alle anderen sich ein wenig abseits positionieren. Dennoch hat man als Leser ab und an das Gefühl, weiterhin nur ausgewählte Einblicke zu erhalten, als wäre da noch etwas anderes, etwas, das noch nicht offenbart werden soll.


Aufmachung des Buches
Die gelb-goldene Schrift auf schwarzem Hintergrund dominiert eindeutig das Cover der Klappenbroschur. Eine einzelne, teils blutige Feder unterstreicht die eigentliche Schlichtheit der Darstellung. Die Bedeutung von Titel wie auch gewähltem Motiv wird im Laufe des Geschehens gelüftet und lassen sich im Vorfeld keinesfalls erahnen. Weiterhin bleibt der Reihencharakter vorhanden.


Fazit
Ein regelrechter Pageturner, den man nicht aus der Hand legen kann. Gleichzeitig gibt das Ende – berechtigte? – Hoffnung auf mindestens einen weiteren Fall. Es ist noch Potential vorhanden.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Schlüssel 17
Band 2: Zimmer 19