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…und auch so bitterkalt.

Elijah ist ein Einzelgänger, der mit seinen Eltern in einer abgeschiedenen Hütte im Wald lebt. Er kennt keine Handys und kein Internet, aber er weiß, es ist nicht richtig, dass Elissa gefangen gehalten wird; er weiß, er sollte jemandem davon erzählen. Aber er weiß auch, dass sein Leben aus den Fugen geraten wird, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Denn Elissa ist nicht die erste, die in den Mädchenwald gebracht wurde. Elissa ist klar, dass ihr nur mit Elijahs Hilfe die Flucht gelingen kann. Doch alle Versuche, den Jungen während seiner täglichen Besuche zu manipulieren, schlagen fehl. Elijah ist sehr viel cleverer, als er zu sein vorgibt. Und er hat längst begonnen, das Spiel nach seinen Regeln zu spielen...

 

Der Maedchenwald 

Originaltitel: The Memory Wood
Autor: Sam Lloyd
Übersetzer: Katharina Naumann
Verlag: rowohlt Polaris
Erschienen: 12/2020
ISBN: 978-3499001130
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die 13jährige Elissa ist mit ihrer Mutter bei einem Schachturnier und möchte in einer Pause nur kurz zum Auto gehen, als sie betäubt und in ein Auto gezerrt wird. Als sie aufwacht, findet sie sich in einem feuchten Keller wieder, angekettet und allein. Weder spricht ihr Entführer mit ihr noch erfährt sie, warum sie entführt wurde. Allerdings erhält sie regelmäßig Besuch in ihrem Gefängnis von Elijah, der ihr einerseits helfen will, andererseits aber selbst in Angst lebt – und nicht zuletzt ein eigenes Interesse an Elissa hat. Währenddessen sucht die Polizei mit Hochdruck nach Elissa, denn sie ist nicht das erste Opfer eines Täters, der schon seit langer Zeit Mädchen entführt...

Sam Lloyd hat für seinem ersten Thriller ein Thema gewählt, das wohl niemanden kalt lässt: Kindesentführung. Das ist mitunter schockierend, oft grausam und geht fast nie gut aus. Allerdings enthält seine Geschichte ein paar Ungereimtheiten und zwischendurch auch einige Längen. Was mich aber am meisten stört, ist der Punkt, dass weder das Motiv des Täters wirklich klar wird noch seine Identität aufgeklärt. Das geht besser!


Stil und Sprache
Ein großer Teil der Geschichte wird von Elissa erzählt, ein anderer von Elijah und auch die ermittelnde Polizistin Mairéad kommt zu Wort. Letztere aber eher selten, denn der Fokus des Autors liegt ganz klar auf dem Kräftemessen zwischen Elissa und Elijah. Hier konzentriert sich lange Zeit die wenige Handlung und erst zum Ende hin passiert etwas außerhalb des dunklen Kellers. Die kleinen Psychoduelle, die Elissa anzettelt, um vielleicht gerettet zu werden, nehmen viel Raum ein, sind aber interessant genug, um die Spannung lange Zeit hoch zu halten.

Die Erzählanteile von Elijah wirken von Anfang an etwas wirr, seine wenigen Bezugspersonen bleiben irgendwie nebulös und man merkt relativ schnell, dass mit ihm etwas nicht stimmt, ohne jedoch einschätzen zu können, was das ist. Ihm ist recht schwer zu folgen, hier scheint sich die Realität mit seiner Phantasie zu vermischen. Seine Passagen lesen sich dadurch etwas holprig und ich gebe zu, ich neige dann dazu, solche Abschnitte eher flüchtig zu lesen. Hier ergeben sich dann auch ein paar kleine Längen, die aber möglicherweise meinem subjektiven Empfinden geschuldet sind.

Mairéad hingegen berichtet sehr nüchtern, sie ist eine Ermittlerin mit großer Erfahrung und noch größeren privaten Sorgen. Ihr Erzählanteil ist der am wenigsten von Phantasie geprägte und insgesamt ergeben die drei unterschiedlichen Erzählweisen über weite Strecken ein schlüssiges Bild, das sich gut ergänzt und zu einer insgesamt spannenden, oft richtiggehend gruseligen Atmosphäre führt. Allerdings sind manche Beschreibungen doch sehr detailgetreu und nichts für allzu zarte Gemüter. Der große Wendpunkt der Geschichte kommt relativ spät nach etwa zwei Dritteln, aber er sorgt für einen sprunghaften Anstieg des Spannungspegels und dieser hält sich bis zur letzten Seite auf hohem Niveau.


Figuren
Elissa ist erst dreizehn, aber eine gute Schachspielerin und ihr logisches, vorausschauendes Denken hilft ihr enorm, sich in ihrem Kellerverließ auch in völliger Dunkelheit zurechtzufinden. Mit Hilfe von Gedankenkonstrukten versucht sie, ihre Erinnerung an die Entführung wach zu halten und sie denkt sich allerhand Tricks aus, um vielleicht doch gerettet zu werden. Bei ihrer Darstellung macht Sam Lloyd zum Glück nicht den Fehler, sie zu erwachsen wirken zu lassen, auch Elissa macht Fehler oder schätzt Elijah falsch ein, so dass sie von Anfang bis Ende glaubwürdig bleibt.

Elijah hingegen gibt dem Leser keine detaillierten Einblicke in seine Gedankenwelt, wie schon erwähnt wirkt er meistens etwas wirr und man kann seinen Worten oftmals nicht trauen. Er macht wohl von allen Beteiligten die größte Entwicklung durch, ohne dass ich an dieser Stelle mehr dazu schreiben könnte.

Mairéad hat tatsächlich eher eine Nebenrolle inne, sie bleibt leider abgesehen von ihren privaten Problemen sehr blass und hat auch keinen besonders großen Anteil an der Entwicklung der Handlung.

Es gibt allerdings an der Figurenzeichnung einen Punkt, den ich oben schon einmal erwähnt habe und der mir gar nicht gefällt: Der Täter hat am Ende nicht einmal einen Namen und auch sein Motiv bleibt weitgehend im Dunkeln bzw. ist nicht überzeugend. Das hat mir den Schluss des Buches etwas verleidet und führt leider auch zu einer Abwertung.

 
Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist als Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf dem Cover eine einsame Holzhütte zwischen hohen Bäumen vor einem nebligen Hintergrund. Innen gibt es unterschiedlich lange Kapitel, die jeweils aus Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt werden.


Fazit
Eine grundsätzlich gute Geschichte mit viel Potential, allerdings ist sie nicht konsequent zu Ende erzählt und hat ein paar logische Schwächen. Daher leider nur knapp über dem Durchschnitt.


3 Sterne


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