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Was ist aus den Helden geworden? Und was aus den Männern?
Ein nachdenklicher und gutaussehender Mann um die 50 sitzt auf einer Parkbank in der Nähe der Säufer. Dass ihn Sorgen quälen, kann man vermuten, von seiner Sehnsucht nach einer Heldentat hingegen ahnt man nichts.

Als Charlotte Winter, eine pensionierte Lektorin und Autorin kleiner Geschichten, Artur Lanz zufällig kennenlernt, erzählt er ihr von seinem Scheitern und der Suche nach Bewährung. Warum haben wir uns vom Ideal des ritterlichen Helden verabschiedet? Und warum trauen sich die Männer nicht, Männer zu sein?

 

Artur Lanz 

Autor: Monika Maron
Verlag: S. Fischer Verlag
Erschienen: 12.08.2020
ISBN: 978-3103974058
Seitenzahl: 224 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Artur Lanz träumt davon, ein Held zu sein. Nicht nur, dass ihn seine „heldenverliebte“ Mutter nach König Artus benannt hat, sie sah auch Lancelot „Lanz“ in ihrem Jungen, zwei Helden in einem armen Kind vereint. Diese romantische Heldensehnsucht seiner Mutter keimte lange im Stillen vor sich hin, bis Lanz seinen Hund vor dem Tod rettete. Das sei sein Erweckungserlebnis gewesen, wie er Charlotte Winter gesteht. Seitdem versucht er, sich als wahrer Held beweisen zu können. Die Chance erhält er, als sein Kollege und Freund, beide arbeiten in der Umweltforschung, einen nicht passenden Post bei Facebook veröffentlicht und dafür in die Nazi-Ecke gerückt wird.

Charlotte Winter, angetan vom Heldenthema, ermuntert Lanz, das Richtige zu tun. Denn in unserer heutigen Zeit sind Helden nur noch „Lieferhelden“ wie die Ich-Erzählerin sarkastisch feststellt.
Doch was sind Helden? Winter spürt dem Heldentum nach, liest in der Artussage und im Stechlin und bedauert, dass es in der heutigen Zeit keine wahren Helden mehr gibt. Mit dieser Auffassung stimmt sie mit Hegel überein, dem Einzelnen sei durch die Einbettung in die gesellschaftlichen Institutionen das Heroische verlorengegangen.


Stil und Sprache
Artur Lanz gehört zu den schlechteren Romanen Marons. Dennoch zieht sie den Leser mit ihrem leichten und süffigen Stil in die Geschichte, die mit  einem Vergänglichkeitsmotiv beginnt. Leider wird sie dem Anfang nicht gerecht, dem Roman fehlt es an Lebendigkeit, Komplexität und Konflikten.
„Artur Lanz“ enttäuscht mit abgedroschenen Betrachtungen über den Genderunsinn, den Klimawandel oder auch den Islamismus. Ebenso die Klischees über Männer, die sich jüngere Frauen leisten oder jeder, der eine gegenteilige Meinung vertritt, als Rechts gebrandmarkt wird. Maron spielt damit auf ihre eigenen Äußerungen an, in denen sie immer wieder betont, sie habe Angst vor dem Islamismus, den Flüchtlingen und dass sie „viele Muslime für nicht integrierbar hält“.
Maron lässt Charlotte Winter auch immer wieder sagen, dass sie die Helden von früher vermisst und stellt so ihre Glaubenssätze in den Mittelpunkt des Romans. Besonders bewusst wird es dem Leser, wenn sie die Ich-Erzählerin von einem Mann verfolgen lässt und diese erleichtert ist, als es nur ein weißer Mann gewesen sei.


Figuren
Artur Lanz, in seinen Fünfzigern, steckt inmitten einer Lebenskrise. Gut angezogen sitzt er auf einer Parkbank unweit der Säufer und starrt vor sich hin. Nach der Rettung seines Hundes verliert er seine Ehefrau, weil ihm bewusst wird, er liebt seinen Hund mehr als seine Frau. Geschwächt von einem Herzinfarkt hat er wenig Heldenhaftes an sich. Genauer betrachtet ist Lanz ein Feigling, der seine Geliebte nur des lieben Ehefriedens willen verlässt, obwohl er sie über alles liebt; der seinem Freund zunächst nicht beisteht, als dieser in seinen Augen eine Dummheit begeht. Er ist einer der vielen Antihelden, die die Neuzeit laut Maron hervorbringt.

Charlotte Winter, in etwa Marons Alter Ende Siebzig, lernt in diesem Zustand der Verzweiflung Lanz kennen und zwischen den beiden entspinnt sich ein Thema über das Heldentum. Gepackt von dem Gedanken des Heldentums sucht sie eine Antwort darauf, warum es in unserer Zeit keine wahren Helden mehr gibt, aber Märchen und alte Geschichten voll davon sind. Als ehemalige Lektorin, die sich im Rentenalter mit dem Schreiben von Geschichten die Zeit vertreibt, hofft sie auf eine gute Idee für eine Erzählung. Sie widmet sich voll und ganz dem Heldenstoff und diskutiert ihn ebenfalls mit ihren Freunden. Diese Diskussionen bieten keine wirklichen Angriffsflächen, im Grunde sind sich alle einig. Einzig die kleinen Auseinandersetzungen mit ihrem Freund Adam im Edel-Restaurant zeigen einen Hauch von Spitzfindigkeit und offenbaren Marons außerordentliches Sprachgefühl.
Im Gegensatz zu Artur Lanz wirkt Charlotte Winter robust und durchsetzungsfähig und erinnert sehr an Monika Maron. Maron hat ihren Lebenslauf mit dem ihrer Protagonistin verknüpft. Charlotte Winter lebt alleine, raucht gerne und viel, teilt sich ihre DDR-Biografie und einige Meinungen Marons hört man auch aus Winters Mund.

Ob der vielen lose eingeworfenen Bekenntnisse bleiben die beiden Hauptfiguren blass und holzschnittartig. Weitere Figuren, wie ihre Freundin Lady oder ihr bester Freund Adam, dienen nur als Stichwortgeber und Staffage, um über das Heldentum im postheroischen Zeitalter zu referieren. Sie alle stammen aus der Garde der Bourgeoisie und sehnen sich offensichtlich nach der guten alten Zeit mit ihren Helden. Der Roman wirkt weltfremd, als ob die Ich-Erzählerin nicht in diese Zeit passt.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit einem Schutzumschlag versehen, der in einem gediegenen Grün gestaltet ist. Das Buch hat ein handliches Format und eine große Schrift. Selbst der Titel und der Autorenname sind in großen Lettern gedruckt.


Fazit
Monika Maron ist enttäuscht vom postheroischen Zeitalter. Diese Botschaft scheint durch fast jede Zeile hindurch und sie lässt ordentlich Dampf ab. „Artur Lanz“ ist weniger ein Roman als eine Zusammenfassung aller Schlechtigkeiten unserer Epoche, gespickt mit ein bisschen Witz.


2 5 Sterne


Hinweise
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