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Dieses Buch ist kein Ratgeber. Es sagt nicht was wir essen sollen oder dürfen. Stattdessen serviert es ein Informationspaket, damit der Verbraucher als Souverän über seinen Teller sich kompetent orientieren und selbst entscheiden kann. Es wird zwar pausenlos über Ernährung geredet, aber oft fehlt es an Wissen und Beurteilungsvermögen.

In dieser unübersichtlichen Gemengelage informiert dieses Buch darüber, was wir jeden Tag essen, aber lieber nicht so genau wissen wollen. Es informiert, ohne den Sirenenton der Alarmisten, über die rasche Veränderung unserer Esskultur – in dichter Informationsschreibe und mit humorigen Zuspitzungen, für die der mehrfach ausgezeichnete Autor bekannt ist.

 

Leckerland ist abgebrannt 

Autor: Manfred Kriener
Verlag: Hirzel Verlag
Erschienen: 16.03.2020
ISBN: 978-3-7776-2815-8
Seitenzahl: 240 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Leben bedeutet Veränderung, nicht nur bei Erziehungsmethoden, bei der Mode oder Fahrzeugentwicklung. Auch Ernährungsgewohnheiten und bevorzugte Nahrungsmittel folgen immer wieder neuen Strömungen. Favorisierte Nahrungsmittel, die heute als „Superfood“ bezeichnet werden, können schon morgen durch andere Produkte ersetzt werden, die als noch gesünder, noch vitamin- oder mineralstoffreicher und noch leckerer beworben werden.

Vegane oder vegetarische Ernährung, Paleo-Diät, laktose- und/oder glutenfreie Speisen – unzählige, oft widersprüchliche Ernährungstipps und Diätempfehlungen bieten Kochbücher und Kochvideos über jedwede Ernährungsform an, die fröhlich im Internet herumkurven. Und so wie sich die Ernährungstrends und Vorlieben ändern, so verändern sich auch die Argumente der Befürworter und der Gegner derselben. Regionale Nahrungsmittel sollen es sein, um das Klima zu schonen getoppt mit etwas Superfood - wenn Fleisch, dann natürlich von "glücklichen Tieren" (um das Gewissen zu beruhigen) - aber ja nicht teuer -, Gemüse und Obst natürlich bio, aber unbedingt makellos und günstig.

Schon zu Beginn seines Buches setzt sich der Autor mit unterschiedlichen möglichen Gründen für unser Essverhalten auseinander, das in Zeiten des schnellen Handyfotos oft gut dokumentiert ist. Er hinterfragt die Essgewohnheiten der Menschen und zeigt, was hinter den unterschiedlichen Ernährungsformen steht, sei sie fleisch- oder fischlastig, vegan oder bio. Auch das hochgelobte „Superfood“ wird kritisch hinterfragt und auf den Prüfstand gestellt. Wenn man hier z. B. den Wasserverbrauch für 1 kg Avocados mit dem von 1 kg Tomaten vergleicht, dann wird sich jeder umweltbewusste Leser ernsthaft fragen müssen, ob Nahrungsmittel wie Avocados wirklich oft auf dem Speiseplan stehen müssen.

Auch die Anforderungen, die heute an Fleisch gestellt werden, befinden sich im Wandel. Hier gibt das Buch nicht nur Auskunft über Tierhaltung, PSE Fleisch & Co, sondern erklärt auch wie weit der Versuch "Kunstfleisch" aus Tierzellen zu produzieren bereits gediehen ist. Und wer glaubt, dass das ohne Tierleid funktioniert, der könnt ein erschrockenes OMG - Erlebnis haben. Vielleicht wären ja Insekten als Nahrungsmittel eine bessere Alternative? Auch dieses Thema wird im Buch erwähnt.

„Esst Fisch!“ Er ist gesund und reich an Omega-3 Fettsäuren – so heißt es zumindest immer wieder in der Werbung. Und bedenkenlos zu konsumieren, denn schließlich stammen die Fische in den Tiefkühlregalen doch aus zertifizierten Wildfängen oder aus der Aquakultur. Oder nicht? Wie gesund Fisch nun tatsächlich ist und welche Gefahren und Herausforderungen sich daraus ergeben, wenn Zuchttiere ins freie Gewässer entweichen, davon spricht kaum jemand. Doch auch über Zucker, Superfood und Wein weiß der Autor so einiges zu berichten. Jedem der drei Themen ist ein eigenes Kapitel gewidmet, bevor er sein informatives Buch mit einem ausführlichen Interview mit NGO Aktivist Benedikt Härlin über Bevölkerungswachstum, Hunger und brennende Regenwälder beschließt.

Ob Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Wein, Zucker und Superfood – die Ernährungsweisen und Vorlieben beim Essen sind ebenso vielfältig wie die angebotenen Zutaten. Für die Nahrungsmittelindustrie zählt ausschließlich der Gewinn und alle, die nicht mitziehen, haben einen schweren Stand.

Manfred Kriener zieht den Schleier der Werbung und der hochgepriesenen Essenstrends von den tatsächlichen Fakten und zeigt gnadenlos, dass bio nicht gleich bio ist, vegan auch unbeachtete dunkle Seiten haben kann und auch das als „Zukunft“ gepriesene „Kunstfleisch“ nicht ohne Tierleid entsteht. Es wird bald klar, dass jeder Einzelne durch seine Essgewohnheiten mitverantwortlich ist, was produziert und verkauft wird und so auch zum Tierwohl und zum Klimaschutz beitragen kann.

Viele interessante und vermutlich bisher nicht bekannte oder bedachte Fakten über Essenstrends, Ökobetriebe, Arzneimitteleinsatz, Anbau uvm. werden mit all ihren positiven und negativen Effekten gezeigt. Aber auch, wie die Konzerne mit gezielter Werbung ihren Kunden „Sand in die Augen streuen“ und sie oftmals schamlos belügen, kommt zur Sprache.

Offen, gut verständlich erklärt, detailliert recherchiert und „frei von der Leber weg“ geschrieben, zeigt das Buch gnadenlos auf, dass nicht alles so tierfreundlich und schadstofffrei ist wie gedacht - obwohl es auf der Verpackung steht. Der Autor zeigt die Hintergründe, das Blendwerk und die „Leichen im Keller“ von vegan, bio, Kunstfleisch & Co auf, sodass allen Lesern schnell klar ist, dass sich eigentlich alles um Geschäftsinteressen und das große Geld dreht.

Dieses Buch spricht alle kritischen Leser an, die mehr wissen wollen und bereit sind, auch die problematischen Seiten hinter Modeerscheinungen, den lenkenden Werbeslogans und den Einflüsterungen von charismatischen Ernährungsgurus zu entdecken. Wissen ist wichtig und je mehr unbeachtete Aspekte oder unbekannte Infos und Fakten man zum Thema Ernährung entdeckt, umso gezielter kann man Kaufentscheidungen über tatsächlich benötigte Lebensmittel und die bevorzugten Anbieter treffen.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung des Klappenbroschurbuches mit der angekokelten Toastbrotscheibe, mit dem entsetzten Smileygesicht auf weißem Grund passt ebenso gut zum Titel wie auch zum Inhalt des Buches. Der Rückseitentext trifft die Kernaussage sehr gut. Auf der vorderen Innenklappe gibt‘s einen etwas genaueren Einblick in den Inhalt, auf der rückwärtigen Innenklappe findet man eine bebilderte Kurzvita des Autors. Dem übersichtlichen Inhaltsverzeichnis schließt sich ein Geleitwort von Vincent Klink an. Es folgen elf Kapitel, die jeweils mit einer zusammenfassenden Überschrift in Orange versehen sind.

Gleich im ersten Kapitel „Essen“ geht es – faktisch als eine Art „Einführung“ um interessante Einblicke in die Entwicklung unserer Esskultur. Dem folgen die Kapitel „Nichts vom Tier –Vegan rockt“, „Neues Fleisch“, „Altes Fleisch“ und „Bio“ in denen die Leser eine Menge Infos und Hintergründe zu vegan, Kunstfleisch, Schlachttiere und wissenswertes rund um den Begriff „Bio“ entdecken können.

Die nächsten beiden Kapitel „Wildfang“ und „Aquakultur“ beschäftigen sich mit vielen Fakten und Verschleierungen rund um den Fisch. Danach wird es süß und speziell, denn dann beschäftigt sich ein Kapitel mit süßen Seiten der Ernährung. Es folgte ein Abschnitt, der ganz dem „Superfood“ gewidmet ist, das jedoch beim genauen Hineinlesen einiges von seinem “Super” einbüßen könnte. Alle Liebhaber des vergorenen Rebensaftes werden im Kapitel „Wein“ vielleicht ebenfalls einige neue Infos finden. Den Abschluss bildet ein Interview mit Benedikt Härling, einem NGO-Aktivisten und Fachmann für Welternährung und Agrarentwicklung zu den Themen „Bevölkerungswachstum, Hunger und brennende Regenwälder“. Ein Epilog des Autors rundet das Sachbuch gut ab.

Alle Buch- und Zitatquellen, die im Text mit Zahlen von 1 bis 167 nummeriert sind, können in den „Anmerkungen“ unter der jeweiligen Nummer nachgelesen werden. Ein Register bildet den Abschluss, bevor man auf dem letzten Blatt noch die Vorstellung der beiden Bücher „Was uns schmeckt und was dahinter steckt“ der Autorin Nicole Schwarzer und „Einfach ehrlich essen“ von Maike Ehrlichmann aus dem Hirzel Verlagsprogramm entdecken kann.


Fazit
Unbedingt hineinblättern! Der Autor Manfred Kriener zeigt in seinem Buch die harten Tatsachen hinter den vollmundigen Versprechen und Irreführungen der Nahrungsmittelkonzerne und ermöglicht seinen Lesern so einen informativen und polarisierenden Blick hinter die Kulissen, der informieren, aufrütteln und zum bewussten Einkaufen animieren soll.


5 Sterne


Hinweise
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