Drucken
Kategorie: Dystopien

Es sind die 10. Hungerspiele. Er ist ihr Mentor, sie sein Tribut. Verbunden in einem aussichtslosen Kampf. Folgt er den Regeln des Spiels? Oder seinem Wunsch, zu überleben?

Panem Das Lied von Vogel und Schlange 

Originaltitel: The Ballad of Songbirds and Snakes
Autor: Suzanne Collins
Übersetzer: Sylke Hachmeister und Peter Klöss
Verlag: Oetinger
Erschienen: 05/2020
ISBN: 978-378912002
Seitenzahl: 608 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die 10. Hungerspiele stehen bevor - und das erste Mal werden die 24 Tribute von Mentoren unterstützt. Einer der Mentoren ist der 18-jährige Coriolanus Snow, dessen Familie nach den Dunklen Tagen der Rebellion verarmt ist. Durch die Hungerspiele erhofft er sich nun neuen Ruhm und genügend Geld, um zu studieren. Doch kann ihm Lucy Gray Baird dabei helfen, der weibliche Tribut aus Distrikt 12? Ein mageres Mädchen ohne große Gewinnchancen ist sie, aber sie hat Charme und Coriolanus bemüht sich um sie. Die beiden kommen sich immer näher, aber Coriolanus' Ehrgeiz ist groß. Und schon bald muss er sich für eine Seite entscheiden.

Suzanne Collins hat nun endlich das lang ersehnte Prequel zu ihrer großartigen Panem-Trilogie vorgelegt und ich war gespannt, was mich darin erwarten würde. Dass ausgerechnet die Geschichte des späteren Präsidenten Snow erzählt wird, damit hatte ich nicht gerechnet, denn er ist ja nicht gerade ein Sympathieträger. So bin ich etwas zwiegespalten an die Lektüre gegangen und auch nach dem Lesen hat sich dieses Gefühl leider nicht gelegt.


Stil und Sprache
Suzanne Collins hat sich anders als in ihrer Trilogie rund um Katniss dieses Mal gegen die Ich-Perspektive entschieden und erzählt Coriolanus‘ Geschichte in der deutlich distanzierteren dritten Person. Bevor es aber losgeht mit den Hungerspielen – die anders als in der späteren Zeit einfach nur ein rohes Spektakel sind, - erzählt die Autorin sehr ausführlich von den harten Jahren nach dem Krieg und von den großen Problemen der Kapitolbewohner, unter ihnen eben auch die Familie Snow. Sie hat durch den Krieg ihr gesamtes Vermögen verloren und leidet zwar nicht wirklich Hunger, Geld ist aber eben auch nicht mehr da.

Dieser Teil zieht sich für meine Begriffe etwas in die Länge, vor allem weil nicht wirklich etwas passiert und der Schreibstil der Autorin zwar flüssig und gut lesbar ist, jedoch jede Emotion vermissen lässt. So bleibt man als Leser eher auf Distanz und das ändert sich leider auch nicht, als die Hungerspiele dann beginnen. Die Spiele selbst sind dann wenigstens leidlich spannend, sofort danach flacht die Spannung aber wieder ab und durch das letzte Drittel des Buches habe ich mich regelrecht durchgequält. Dort tauchen dann auch vermehrt (es gibt sie schon vorher, aber in Maßen) immer wieder lange Liedtexte auf, die vermutlich aufgrund der Übersetzung aus dem Englischen reichlich ungelenk und holprig ausfallen.

Das eigentliche Ende geht dann wiederum ziemlich schnell vonstatten, was nicht recht zu Coriolanus‘ die ganze Zeit eher zögerlicher Haltung passt. Nun kann er sich plötzlich innerhalb weniger Seiten für ein komplett anderes Leben entscheiden, das wirkt dann doch ziemlich grob konstruiert.


Figuren
Coriolanus Snow ist innerhalb der Trilogie ja der absolute Antagonist und erste Ansätze seines späteren Charakters sind schon jetzt, immerhin 63 Jahre vorher, mehr als zu erahnen. Das macht ihn von Anfang an nicht wirklich sympathisch und man möchte sich als Leser nicht im Ansatz mit ihm solidarisieren, weiß man doch jetzt schon, wie er später einmal sein wird. Dieses Wissen zieht sich durch die komplette Geschichte und an den wenigen Stellen, an denen Coriolanus halbwegs sympathische oder mitfühlende Gedanken hat, entscheidet er sich regelmäßig für die egoistische Variante und sucht stets nur den eigenen Vorteil.

In Lucy Gray hatte ich etwas mehr Hoffnung gesetzt, aber auch hier springt der Funke irgendwie nicht über. Sie bleibt auch in der Arena lange unsichtbar – und mit jemandem, der nicht da ist, kann man sich eben auch nicht anfreunden. Dass man sie als Leser auch nur durch Coriolanus‘ Augen sieht, hilft dann auch nicht weiter.

Es gibt neben den beiden Protagonisten noch jede Menge anderer Beteiligte, einige der Familiennamen kommen einem auch bekannt vor (ein Flickerman übernimmt zum Beispiel die erste Moderation der Hungerspiele), aber insgesamt haben die übrigen Charaktere alle eher kleine Rollen und sind nur rudimentär beschrieben.


Aufmachung des Buches
Das fest gebundene Buch ist ganz in Schwarz gehalten, der Titel „Die Tribute von Panem X“ ist in goldener Schrift aufgebracht. Das X wirkt ein bisschen wie ein gesprühtes Graffiti, eine Schlange und ein Vogel sind als Silhouette erkennbar. Innen gibt es drei große Teile mit insgesamt 30 nummerierten Kapiteln und einen kurzen Epilog.


Fazit
Eine an sich interessante Vorgeschichte zur berühmten Trilogie, die aber etliche Schwächen aufweist und der es vor allem an Emotionen und Spannung fehlt. Leider nur Durchschnitt!


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Die Trilogie:
Band 1: Tödliche Spiele
Band 2: Gefährliche Liebe
Band 3: Flammender Zorn