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Kategorie: Thriller

Er hört dich nicht, aber er wird dein Gesicht nie vergessen.

Calebs bester Freund Gary wird in seinem Haus in Melbourne brutal ermordet. Caleb schwört, den Täter aufzuspüren. Dabei hat der Privatermittler einen vermeintlichen Nachteil: Er ist gehörlos. Doch gerade dies macht er zu seiner Stärke: Caleb kann Menschen auf den ersten Blick einschätzen, gespielte Emotionen von echten unterscheiden und Lippen lesen. Und er vergisst nie ein Gesicht. Alle Spuren in diesem Fall führen überraschend zurück in Calebs Heimatstadt – sein Freund hatte offensichtlich dunkle Geheimnisse. Und je mehr Caleb herausfindet, desto tiefer werden die Abgründe…

 

No Sound 

Originaltitel: Resurrection Bay
Autor: Emma Viskic
Übersetzer: Ulrike Brauns
Verlag: piper
Erschienen: 04/2020
ISBN: 978-3492061681
Seitenzahl: 288 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Calebs bester Freund wird brutal ermordet, nachdem er Caleb kurz zuvor noch per SMS um Hilfe gebeten hat. Caleb schwört, den Täter zu finden, vor allem weil er den Eindruck hat, dass die Polizei auf der völlig falschen Spur ist. Als Privatermittler macht er sich zusammen mit seiner Partnerin auf die Suche nach einem Mörder, von dem er nur weiß, dass er äußerst brutal und zielstrebig vorgeht. Viel zu spät merkt er, dass er selbst zur Zielscheibe geworden ist und auch die Menschen in Gefahr bringt, die er am meisten liebt…

Emma Viskic hat mit ihrem gehörlosen Ermittler jemanden ins Rennen geschickt, dem man sich erst einmal vorsichtig annähern muss. Der Reihenauftakt präsentiert zwar keinen hochspannenden Thriller, aber eine solide Geschichte mit einem ganz besonderen Protagonisten.


Stil und Sprache
Gleich die allererste Szene wirft den Leser mitten hinein in eine komplizierte, brutale Geschichte mit vielen Unbekannten und man erhält keine Gelegenheit, sich erst einmal langsam hineinzufinden in Calebs stumme Welt. Stattdessen geht es ab sofort Schlag auf Schlag und ohne Atempausen von einer brenzligen Situation zur nächsten und Caleb schont sich wahrlich nicht, wenn es um seine Arbeit als Privatermittler geht und darum, den Mörder seines Freundes zu finden.

Dabei versteht Emma Viskic es ganz hervorragend, dem Leser Calebs Gehörlosigkeit sichtbar zu machen und zu zeigen, wie es ihrem Protagonisten jeden Tag im Umgang mit anderen Menschen ergeht. Da versteht er eben nur Bruchstücke eines Satzes, wenn der Sprecher einen Akzent hat oder sich abwendet, in Extremsituationen kommt auch mal gar nichts bei ihm an. Das ist so eindringlich dargestellt, dass es einen großen Reiz an der Geschichte ausmacht. Die ist nämlich eher verwirrend und ziemlich strubbelig erzählt und würde für sich allein eher keine Begeisterungsstürme bei mir wecken. So aber bin ich trotzdem gespannt auf den zweiten Band („No Words – Die Sprache der Opfer“, ET 02.06.2020).


Figuren
Wie schon erwähnt ist Caleb gehörlos, das macht ihn aber keineswegs sprachlos. Da seine Behinderung erst nach seinem Spracherwerb eintrat, kann er normal sprechen und außerdem Lippen lesen, was in den meisten Fällen dazu führt, dass sein Handicap gar nicht groß auffällt. Dummerweise gibt er aber in den anderen Fällen nicht zu, dass er etwas nicht versteht und das ist so manches Mal nicht nur unangenehm für ihn, sondern auch eine Belastung für andere. Seine Exfreundin hat ihn genau deshalb verlassen und die (Wieder)Begegnung mit ihr macht Calebs Leben nicht gerade einfacher…

Eine weitere wichtige Figur ist Calebs Partnerin Frankie, die als (fast immer) trockene Alkoholikerin zwar ein paar Klischees bedient, aber ansonsten nicht unsympathisch, wenn auch ein bisschen undurchsichtig ist. Dann gibt es noch Calebs Bruder, ein Ex-Junkie und auch ziemlich schablonenhaft dargestellt, vor allem, weil Caleb sowohl ihn als auch Frankie vor allem über ihre jeweilige Sucht definiert und somit kaum Raum bleibt für eine differenziertere Darstellung.

Insgesamt erfährt man als Leser besonders zu den Nebenfiguren nur Bruchstücke, das hat mit der Erzählperspektive zu tun, die ausschließlich auf Caleb setzt und damit auch mit seiner nicht vollständigen Wahrnehmung eben dieser Personen, weil ihm zum Beispiel der Tonfall seines jeweiligen Gegenübers entgeht. Das ist zwar schade, passt aber sehr gut zur Geschichte und gibt darum keine Abzüge in meiner Bewertung.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht und fast komplett weiß. Lediglich Titel und Autorenname weisen ein helles Grau als Farbe auf. Das Cover wird dominiert von einem ebenfalls weißen Ohr, das dreidimensional erhaben aufgeprägt ist und das vermeintliche Handicap des Protagonisten darstellt. Besonders gefällig ist das nicht, aber es lenkt die Blicke auf das Buch. Innen gibt es 32 nummerierte Kapitel und einen kurzen Epilog.


Fazit
Ein Serienauftakt mit Höhen und Tiefen, die Geschichte an sich hätte etwas weniger verwirrend sein können, aber dafür wird hier ein ganz besonderer Ermittler eingeführt, der sich hoffentlich im nächsten Fall noch steigert.


3 5 Sterne


Hinweise
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