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Als die neue Regierung anordnet, dass Frauen ab sofort nicht mehr als hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, will Jean McClellan diese wahnwitzige Nachricht nicht wahrhaben – das kann nicht passieren. Nicht im 21. Jahrhundert. Nicht in Amerika. Nicht ihr.

Das ist der Anfang.

Schon bald kann Jean ihren Beruf als Wissenschaftlerin nicht länger ausüben. Schon bald wird ihrer Tochter Sonia in der Schule nicht länger Lesen und Schreiben beigebracht. Sie und alle Mädchen und Frauen werden ihres Stimmrechts, ihres Lebensmuts, ihrer Träume beraubt.

Aber das ist nicht das Ende.

Für Sonia und alle entmündigten Frauen will Jean sich ihre Stimme zurückerkämpfen.

 

Vox 

Originaltitel: Vox
Autor: Christina Dalcher
Übersetzer: Susanne Aeckerle und Marion Balkenhol
Verlag: S. Fischer
Erschienen: August 2018
ISBN: 978-3103974072
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Auf den ersten Blick klang die obenstehende Verlagszusammenfassung für mich nach einer unglaubwürdig konstruierten Dystopie. Insofern war ich sehr positiv überrascht, wie realistisch Christina Dalcher das Szenario ausgestaltet. Während man anfangs noch ungläubig den Kopf schüttelt, muss man nach und nach anerkennen, dass die Entwicklung gar nicht so weit weg von der Realität ist und man sich die Entwicklung – vielleicht nicht in der Geschwindigkeit, aber in langsamerer Form – durchaus vorstellen kann. Durch den Realismus, kann man durchaus die eine oder andere Lehre aus dem Buch ziehen und auch die Gesellschaftskritik kommt deutlich rüber. Erfreulicherweise wurde das mit einer spannenden Geschichte kombiniert, sodass man zusätzlich noch gut unterhalten wird.


Stil und Sprache
Die Protagonistin Jean schildert die Handlung in der ersten Person, sodass man emotional schnell am Geschehen beteiligt wird. Die Handlung spielt sich dabei in einem relativ kurzen Zeitraum ab, allerdings wird durch viele Rückblenden erklärt, wie es zu der derzeitigen Situation kam. Die Rückblenden haben es mir anfangs ein wenig schwer gemacht, in die Handlung rein zu finden. Zwar war es im Nachhinein durchaus relevant, etwas über Jeans Studienzeit zu erfahren, allerdings erst deutlich später. Zuerst wurde man dadurch eher aus der Geschichte gerissen und es kam nur wenig Spannung auf. Zum Glück wurde das nach dem ersten Drittel, als alle Hintergründe erklärt waren, deutlich besser. Dann nahm die Geschichte Fahrt auf und es fiel immer schwerer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Die Autorin wartet dabei nicht nur mit einem sehr gut lesbarem Schreibstil auf, sondern auch mit vielen Wendungen, sodass es bis zum Schluss spannend blieb. Leider war das Ende selbst dann eine kleine Enttäuschung für mich. Es ging plötzlich recht schnell und wirkte dann stellenweise wie ein recht konstruiertes Happy End. Die Geschwindigkeit, mit der alles geklärt wurde, wirkte für mich einfach nicht glaubwürdig. Das ist aber zum Glück nur ein kleiner Wermutstropfen eines ansonsten sehr guten Buches.


Figuren
Jean war für mich eine sehr überzeugende Protagonistin. Für eine etablierte Wissenschaftlerin und Mutter von vier Kindern wirkte ihr Handeln absolut glaubwürdig und auch die Entwicklung, die sie im Laufe des Buches durchmacht, war nachvollziehbar. Besonders gelungen fand ich dabei, dass sie nicht über Nacht plötzlich zur Heldin geworden ist, sondern sehr deutlich gezeigt wurde, was alles nötig war, damit sie diese Risiken eingeht.

Die Nebencharaktere konnten mich hingegen nicht alle überzeugen. Während einige sehr gut ausgearbeitet waren, zum Beispiel Jeans Sohn Stephen, wirkten andere geradezu blass und wurden in die Rollen gepresst, die die Autorin zufällig gerade besetzten musste. Besonders die Entwicklung von Patrick fand ich einfach nicht glaubwürdig, was zu dem konstruierten Eindruck vom Ende des Buches beigetragen hat.


Aufmachung des Buches
„Vox“ erschien im S. Fischer Verlag als Hardcover. Auf dem Schutzumschlag ist seitlich ein Frauengesicht vor weißem Hintergrund zu sehen, wobei der Titel geschickt genutzt wird, um das Sprechverbot zu versinnbildlichen. Dadurch passt das Cover eigentlich sehr gut zum Inhalt, mir ist es allerdings ein wenig zu schlicht und zu wenig auffällig. In der Buchhandlung würde ich an dem Buch wahrscheinlich einfach vorbei laufen.


Fazit
Christina Dalcher hat mit „Vox“ trotz kleinerer Schwächen meiner Meinung nach ein starkes Buch geschrieben, das mit einem erschreckend realistischen Szenario deutlich macht, wie wichtig es ist, für seine Rechte zu kämpfen. Da das Buch zudem noch spannende Unterhaltung bietet, empfehle ich es gerne weiter.


4 Sterne


Hinweise
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