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Juni 1914. Es ist die Woche, die alles entscheidet. Die Woche, in der sich drei junge Serben auf den Weg nach Sarajevo machen. Dort soll Franz Ferdinand, Thronfolger Österreich-Ungarns, einem Militärmanöver beiwohnen – und sterben. Gavrilo Princip und seine Gefährten haben sich seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet. Doch dem Geheimdienst sind Gerüchte zu Ohren gekommen, und Major Rudolf Markovic tut alles, um den Thronfolger zu retten und eine diplomatische Katastrophe zu vermeiden ...
Ulf Schiewe lässt uns diese entscheidende Woche der europäischen Geschichte hautnah miterleben – packend und extrem spannend.

 

Der Attentaeter 


Autor: Ulf Schiewe 
Verlag: Bastei-Lübbe
Erschienen: 27.11.2019
ISBN: 978-3-7325-7796-5
Format: ePUP 924 KB
Format: Kindle 1762 KB 

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Die Grundidee der Handlung
Das Attentat von Sarajewo, dem der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin – die Herzogin von Hohenberg – zum Opfer fielen, wird allgemein als auslösender Moment für den Ausbruch des 1. Weltkrieges angesehen.
Ulf Schiewe schildert die letzte Woche vor diesem Ereignis – das Millionen Menschenleben kosten und das Gesicht Europas für immer verändern sollte – spannend, bewegend und mit großer historischer Genauigkeit.


Stil und Sprache
1914: Österreich-Ungarn – seit 66 Jahren vom Habsburger Kaiser Franz Joseph regiert – wurde zu Recht als „Vielvölkerstaat“ bezeichnet, denn es vereinte die unterschiedlichsten Nationen – Deutsche, Ungarn, Italiener, Kroaten, Polen, Rumänen, Serben, Slowenen, Tschechen und Ukrainer – unter einer Zentralregierung in Wien, wo der betagte und sehr konservative Monarch keinerlei Verständnis für das Verlangen seiner Untertanen nach mehr Freiheit und Mitbestimmung hatte. Bereits seit der Jahrhundertwende gab es daher zunehmende politische Spannungen und Bestrebungen einzelner Völker, sich von Österreich zu lösen. In Bosnien und der Herzegowina entstand mit der "Schwarzen Hand" eine terroristische, nationalistische Gruppe, der sich auch die jungen Männer anschlossen, die bei dem Attentat auf den Thronfolger eine entscheidende Rolle spielen sollten.

Die Handlung umfasst die 7 datierten Wochentage von Montag bis Sonntag, die wiederum in mehrere Unterkapitel – versehen mit Ortsbezeichnungen und Uhrzeit – aufgeteilt sind. In diesem Rahmen erzählt Ulf Schiewe das Geschehen – praktisch zeitgleich – in 3 Handlungssträngen und durchweg im Präsenz, deshalb hat man als Leser das Empfinden, stets unmittelbar dabei zu sein und kommt den Personen sehr nah.
Man beobachtet die 3 späteren Attentäter und deren Hintermänner bei ihren Vorbereitungen zur Tat, begleitet das Thronfolgerpaar auf seinem Weg bis zum bekannten, traurigen Ende und verfolgt gespannt die Aktivitäten des – fiktiven – Geheimdienstagenten Marcovic, der das Unheil vorausahnt und vergeblich versucht, es zu verhindern.
Ulf Schiewe hat – wie gewohnt – sehr sorgfältig recherchiert und dass er ein großartiger Erzähler ist, hat er in seinen anderen, wunderbaren Büchern hinreichend bewiesen. Auch diesmal machen sein flüssiger Schreibstil und seine ausdrucksstarke Sprache das Lesen wieder zum Genuß.


Figuren
Franz Ferdinand – der nach dem Freitod des Kronprinzen Rudolf plötzlich der legitime Thronerbe wird – hat seinen Onkel Franz Josef durch seine Weigerung, eine standesgemäße Verbindung einzugehen, sehr verstört und gegen sich aufgebracht. Tatsächlich war aber seine „morganatische“ Ehe – d.h. seine Kinder hatten keinen Anspruch auf den Thron – mit der Gräfin Chotek, spätere Herzogin von Hohenberg, eine der glücklichsten im Kaiserhaus. Der Thronfolger wird meistens als ziemlich unnahbar und zurückhaltend charakterisiert, aber seine Urenkelin - Anita Hohenberg - beschreibt ihn in seiner Biografie als wunderbaren Ehemann und Vater. Genau so stellt ihn auch der Autor sehr emphatisch und glaubwürdig dar. Ich gestehe, dass mir die liebevollen Familienszenen im Wissen um die spätere Katastrophe wirklich nahe gingen.

Die jungen Attentäter sollten dem Leser eigentlich Abscheu einflößen, aber seltsamerweise ist es nicht so. Ulf Schiewe schildert ihr Leben und ihre Beweggründe so bewegend und nachvollziehbar, dass man eigentlich nur Mitleid mit ihnen empfinden kann.
Es sind Jugendliche – gerade einmal 19 Jahre alt – aber schon ohne Aussicht auf ein lohnendes Leben, da sie in Armut aufgewachsen und durch Tuberkulose bereits schwer erkrankt und dem Tode nahe sind. Ihr größter Wunsch ist es, vorher noch ihrem Volk „einen ganz besonderen Dienst zu erweisen“ und so zu „Helden“ zu werden.

Die fiktive Figur des Geheimdienstchefs Marcovic fügt sich glaubwürdig und nahtlos in die Handlung ein. Die tatsächlichen, historischen Verantwortlichen haben wirklich auf ganzer Linie versagt. Auch darauf geht Ulf Schiewe, nicht nur bei der Schilderung jenes tragischen Sonntags, sondern ausführlich in seinem interessanten Nachwort ein.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Ebooks zeigt den blutbefleckten Uniformrock eines Generals der kaiserlich königlichen österreichischen Armee zur Zeit der Handlung.
Zwischen Prolog und Epilog liegen 7 Kapitel, die Tag für Tag die letzte Woche vor dem verhängnisvollen 28. Juni 1914 beschreiben.
Es folgt ein Nachwort mit Anmerkungen des Autors zur Geschichte, ein Glossar und ein Namensverzeichnis, mit überwiegend historischen Personen – die fiktiven sind mit einem * gekennzeichnet.


Fazit
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges ist schon in sehr vielen Publikationen mit dem Mord an dem österreichischen Thronfolgerpaar in Verbindung gebracht worden. Dabei handelte es sich aber in erster Linie um Sachbücher. Einen Roman um die Hintergründe der Tat, der die Hauptpersonen in den Mittelpunkt stellt, habe ich bisher noch nicht gelesen. Von daher ist Ulf Schiewe für mich der Erste, der sich an dieses Thema gewagt und dabei ein Werk vorgelegt hat, das auch „Laien“ das Geschehen fesselnd und interessant erklärt und absolut glaubwürdig vermittelt.


5 Sterne


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