Wenn ich mit meinen Gästen in >>Alfredissimo<< koche, so ist das mehr als eine Kochsendung. Es ist eine Sendung über die Lust am Kochen und über das, was die Franzosen >>l'art de vivre<<, die Kunst zu leben nennen. >>Alfredissimo<< und dieses Buch wäre nie entstanden, wenn meine Gäste nicht auf so wunderbare Weise mitgemacht hätten. Ich kann nur die Tonart vorgeben – singen müssen wir gemeinsam. (....) Aus diesem Grunde hoffe ich, dass >>Die Rezepte meiner Gäste<< Ihnen ebenso Freude machen wie die meines ersten Kochbuchs.
Ihr Alfred Biolek 

Autor: Alfred Biolek Verlag: Bertelsmann; Auflage: Ungekürzte Buchgemeinschafts-Lizenzausg. Erschienen: 1997 ASIN: B001W6AGC8 Seitenzahl: 143 Seiten

Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Macht es Sinn, ein 23 Jahre altes Kochbuch zu rezensieren? Wer könnte sich dafür noch interessieren? Die Zielgruppe von damals? All die Zuschauer der Sendung "Alfredissimo", die beim WDR die Rezepte nachgefragt haben? Eher nicht, denn diese sind bestimmt schon lange im Besitz dieses Buches. Also noch mal: Warum sollte man dieses Buch besprechen? Die Antwort lautet etwas hochtrabend "Weil es ein Dokument der Zeitgeschichte ist" und alle Fans der Sendung anspricht, alle TV-Nostalgiker, alle Biolek-Fans, (Kochbuch-)Sammler, Hobby-Köche und vielleicht auch den einen oder anderen, der an Geschichte interessiert ist und den diesbezüglichen Rahmen sehr weit fasst, denn Rezepte sagen auch immer viel über die Zeit aus in der sie "modern" waren.

So, nachdem ich meine Zielgruppe geklärt habe, kanns losgehen mit der Rezension: Das Buch gliedert sich in zehn Kapitel, dabei stellt Biolek in Kapitel eins seine Gäste vor und in Kapitel zwei erklärt er, wie die halbstündige Kochshow produziert wird. Danach folgen die Rezepte, u.a. Vorspeisen, Suppen und Eintöpfe oder Fleisch und Wild. Die Desserts fehlen natürlich auch nicht.

Zu jedem Rezept gehören die Zutatenliste und eine Arbeitsanleitung. Beides ist übersichtlich und in der Regel auch gut verständlich geschrieben. Der Anspruch an die Kochkünste der Leser ist sehr unterschiedlich, das hängt immer auch von denen der Gäste ab. Die einen sind ausgebildete Köche (Lea Linster) oder Metzger (Stefan Raab) und die anderen sind in der Lage, sich einen Kaffee zu kochen, aber nicht mehr. Deshalb werden sowohl Anfänger fündig als auch Hobbyköche. Fotos zu den Gerichten gibt es keine, dafür lockern die Cartoons von Franzika Becker und Papan das Buch auf. Manchmal kommentieren sie die Rezepte auch. Interessant ist, was vor 23 Jahren noch als exotisch angesehen wurde und heute zur Alltagsküche gehört oder aus seiner Exoten-Nische nie wirklich rauskam. Auffallend ist auch, in wie vielen Rezepten noch ganz selbstverständlich Streuwürze, Instant-Brühe oder Jägersauce aus der Packung (Seite 105) verwendet werden, selbst von den Prominenten, die sich als Hobbyköche verstehen. Nicht, dass das heute anders wäre, es gibt bloß keiner mehr zu. Wer auch immer das Buch 2020 liest, er begibt sich auf eine Reise in eine andere Zeit.

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen! Die von mir im Laufe der Jahre ausprobierten Rezepte waren allesamt lecker. Am besten gefielen mir aber die "Auberginenterrine" von Lea Linster und die "Vichyssoise" von Rolf Sachs. Beides hat den Einzug in mein Koch-Repertoire gefunden (und bleibt auch dort).

Aufmachung des Buches
Das Foto des gut gelaunten Autors dominiert das Cover. Drum herum, ähnlich einem Rahmen, sind die Fotos seiner zahlreichen Gäste gruppiert. Diese sind, im Gegensatz zu dem farbigen Foto, in blauweiß statt schwarzweiß gehalten. Die Rückseite ist genauso gestaltet, nur findet man hier anstelle des Fotos von Biolek den ausführlichen Klappentext. Wenn man die Fotos der Gäste näher betrachtet, wird man so manche Überraschung erleben – wie jung Campino damals noch war oder dass die Kanzlergattin Hannelore Kohl in einer Kochshow auftritt und Saumagen zubereitet. Das gebundene Buch ist solide ausgestattet: Der Einband ist aus sehr stabilem Karton, die weißen Seiten aus festem Papier und fadengeheftet.

Fazit
Diese Rezeptsammlung atmet den Spirit der Sendung (zumindest für mich, die ich sie noch gesehen habe) und macht deshalb einfach noch immer gute Laune.



Hinweise
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Das Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich