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Solingen, Januar 1796. Luise Berg, Tochter eines verstorbenen wohlhabenden Kaufmanns, ist vierundzwanzig Jahre alt und sie weiß: Für sie wird es höchste Zeit zu heiraten. Dummerweise zögert ihr Verehrer, ein vor der Revolution geflüchteter vornehmer Franzose, ihr endlich den ersehnten Antrag zu machen. Zu allem Überfluss wird, kaum ist ein Waffenstillstand geschlossen, ein General der feindlichen französischen Revolutionsarmee bei Luises Mutter Wilhelmine einquartiert.
Ein Beziehungsdreieck der besonderen Art, zwischen Kriegsgetrommel, Solinger Klingen und Burger Brezeln.

 

Auf der Treppe 


Autor: Josefa vom Jaaga 
Verlag: Books on Demand
Erschienen: 21. Juni 2019
ISBN: 9783741251696
Format: ePUP – 2,2 MB
Format: 
Kindle – 2636 KB

 


Die Grundidee der Handlung
Im Januar 1796 schlägt die französische Revolutionsarmee ihr Winterquartier rund um Düsseldorf auf. Auch Solingen im Bergischen Land muss sich damit abfinden, die feindlichen Soldaten während des Waffenstillstands mit den Österreichern – deren Verbündeter der Landesherr Karl Theodor, Kurfürst von Bayern und Herzog von Jülich-Berg ist – auf unbestimmte Zeit zu beherbergen und zu versorgen.
Dem Kommandeur, General Soult, wird mit seinem Stab das Haus der wohlhabenden Witwe Berg zugeteilt, das diese mit ihrer Tochter – abgesehen von der Dienerschaft – allein bewohnt.
Luise ist nicht nur längst heiratsfähig, sondern auch durchaus heiratswillig – wenn sich nur endlich ein Mann für sie fände.
Die Ereignisse der turbulenten Woche, in der sich ihr Schicksal entscheidet, schildert Josefa vom Jaaga fesselnd, unterhaltsam und mit feinem Humor.

Stil und Sprache
Solingen genießt bis heute als „Klingenstadt“ weltweit einen guten Ruf. Seit Beginn des 13. Jahrhunderts werden dort bereits Messer, Scheren, Bestecke und zur Zeit der Handlung auch Waffen – Degen, Bajonette und ähnliches – hergestellt.
Viele kleine Handwerker nutzten die Wasserkraft der zahlreichen Bäche, die die Schleifsteine in ihren Kotten – einfachen Bergischen Fachwerkhäuschen – in Bewegung setzten. Die Stadt – vor allem natürlich die Kaufleute – wurde dadurch wohlhabend.

Josefa vom Jaaga hat sich intensiv über die Solinger Geschichte informiert und ich habe in ihren Beschreibungen sehr viel von meiner Heimat – denn ich wohne nur 15 Kilometer entfernt – wieder erkannt und kann ihre genaue historische Recherche nur bewundern.
Angefangen bei den schon genannten Kotten, die im Buch ihre Rolle spielen, bis zu den gediegenen Häusern der reichen Bürger – zu denen auch Luises Mutter zählt – dem sonntäglichen „Rührkuchen“ und den Burger Brezeln – noch heute eine Spezialität des Solinger Stadtteils Burg – ist alles so stimmig und authentisch dargestellt, dass man das Gefühl hat, die Autorin hätte sich ganz persönlich im Bergischen Land – so benannt nach den Grafen/Herzögen von Berg – umgesehen.
Dazu kommt ihr wirklich außergewöhnlicher Schreibstil: Leicht und flüssig, beinahe im Plauderton, aber keineswegs oberflächlich, sondern spannend und interessant, sodass man buchstäblich „an ihren Lippen hängt“ und gar nicht genug von ihren Geschichten bekommt.
Tatsächlich habe ich „Auf der Treppe“ in 6 Monaten genauso oft gelesen und fiebere manchen Szenen immer noch entgegen, weil sie so charmant und brilliant erzählt sind.


Figuren
Dieses Buch ist ein Roman – die vielen amüsanten, aber auch oft bissigen und herausfordernden Dialoge sind natürlich fiktiv – aber die Begegnung der beiden Hauptfiguren auf der Treppe ist weitgehend historisch verbürgt. In ihrem aufschlussreichen Nachwort erklärt die Autorin, was darüber eindeutig bekannt ist.
Luise ist für die Begriffe ihrer Zeit ein „spätes Mädchen“, fast schon eine alte Jungfer und das trotz ihrer guten Mitgift. Um diesem Schicksal zu entgehen, ist sie bereit, sehr viel zu wagen, mehr, als eine wohlerzogene, ledige junge Dame eigentlich tun darf, ohne gegen die Konventionen zu verstoßen. Aber sie ist sich bewusst, dass sie keine Schönheit ist und da sie nicht als geduldete Tante im Hause ihrer Geschwister enden will, weiß sie, dass sie mutig und mit allen Mitteln um ihre Zukunft kämpfen muss. Die Person des künftigen Ehemanns spielt dabei eigentlich keine Rolle, nur eben, dass es schließlich eine Hochzeit gibt.
Ihr potentieller Bewerber – ein vor der Revolution geflüchteter und daher mittelloser und auf eine reiche Heirat angewiesener Franzose – schreckt vor dem entscheidenden Antrag immer wieder zurück und versucht, Luise mit vagen Andeutungen und süßen Phrasen hinzuhalten.
Die Konversation der beiden auf ihren heimlichen Spaziergängen – mit dem Dienstmädchen als „Anstandsdame“ in Sichtweite – liest sich teilweise urkomisch. Man weiß nicht, mit wem man mehr Mitleid haben soll, aber ich gestehe, dass meine Sympathie bei Luise liegt.

General Soult hat bereits im Alter von 26 Jahren eine bemerkenswerte militärische Karriere gemacht und wird unter Napoleon I. einer der erfolgreichsten Feldherren und Marshall von Frankreich werden und sogar nach der Rückkehr der Bourbonen weiter aufsteigen. Romantik hat in seinem Denken und Fühlen – anscheinend – keinen Platz. Er plant seine Zukunft sehr prosaisch und dazu gehört auch eine Ehefrau, die ihm „den Rücken freihält“ und für seinen Hausstand sorgt, wenn er im Feld steht. Seine rasche Werbung um Luise verblüfft nicht nur sie, sondern auch den Leser. Seine kühl und nüchtern angeführten Argumente machen die gewünschte Braut zunächst beinahe sprachlos. Aber es wäre ja keine „Romanze“ – obwohl nur eine sachliche – wenn da nicht doch ein paar Funken sprühen würden. Denn es ist eine historische Tatsache, dass diese beiden mehr als ein halbes Jahrhundert auf das innigste verbunden sein werden.
Josefa vom Jaaga zeichnet alle ihre Figuren bis in die Nebenrollen - Witwe Berg und ihr Schwager Johann Knecht sind, genau wie die Vorgesetzten und die Adjutanten General Soults, durchweg historische Personen - sehr vielschichtig und glaubwürdig und erweckt sie mit großem Einfühlungsvermögen, Stilsicherheit und Esprit für ihr Publikum zum Leben.

 
Aufmachung des Buches
Das Cover des E-Books zeigt eine junge Frau, die die Treppe eines vornehmen Hauses emporsteigt.
Die Farben sind überwiegend Creme und Braun, was aber – naturgemäß – auf dem Reader als schwarz-weiß erscheint. Abbildung und Titel sind jedenfalls für die Geschichte überaus passend, genau so, wie die Darstellung des Paares auf dem Vorsatzblatt, das im Stil der geschilderten Zeit gekleidet ist. Es folgen 21 numerierte Kapitel die sich innerhalb einer Januarwoche des Jahres 1796 abspielen und ein Epilog, datiert Paris 1802.
Das sehr ausführliche Nachwort gibt Auskunft über „Wahrheit und Fiktion“ und über das weitere Leben der beiden Protagonisten. Eine Danksagung der Autorin, eine Zeittafel und ein Glossar mit Übersetzungen und Begriffserklärungen, sowie mehrere Buchempfehlungen beschließen den Roman.


Fazit
Ich denke, die Tatsache, dass ich dieses Buch bereits 6x gelesen habe, spricht für sich.
Josefa vom Jaaga hat einfach ein Talent dafür, gute – und wahre – Geschichten zu entdecken und dann auch so zu erzählen, dass sie berühren, unterhalten und wirklich faszinieren.
Daher nimmt „Auf der Treppe“ in meiner „Jahres-Besten-Liste 2019“ den zweiten Platz ein.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de 

Das Buch ist momentan nur als E-Book erhältlich, ein Taschenbuch ist in Planung

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