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„Vor langer, langer Zeit …

… lebte in einem unterirdischen Reich, in dem es weder Lügen noch Schmerz gab, eine Prinzessin. Sie träumte von der Welt der Menschen: von einem blauen Himmel, von der Sonne und dem Gras und dem Geschmack des Regens. Als sie ihren Wächtern entkam und in unsere Welt gelangte, vergaß sie, wer sie gewesen und woher sie gekommen war. Ihr Vater hörte nie auf, nach ihr zu suchen. Er wusste, dass ihre Seele unsterblich war, und dass sie eines Tages zu ihm zurückkehren würde. In einem anderen Körper, einer anderen Zeit. Vielleicht an einem anderen Ort. Er würde auf sie warten …

Bis ans Ende der Zeit.“

 

Das Labyrinth des Fauns 

Originaltitel: Pan’s Labyrinth. The Labyrinth of the Faun“
Autorin: Cornelia Funke
Übersetzer: Tobias Schnettler
Illustrator: Allen Williams
Verlag: Fischer
Erschienen: 02.07.2019
ISBN: 978-3-7373-5666-4
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ofelias Vater ist gestorben und ihre Mutter hat einen anderen Mann geheiratet. Einen Wolf, in dem Ofelia nichts Gutes erkennen kann. Ihre Mutter erwartet ein Baby vom Wolf, doch das Baby macht sie krank und bereitet ihr schmerzen. Und Ofelia ist allein mit ihren Sorgen und Ängsten – allein in einer ihr fremden Welt, die vom Krieg beherrscht wird. Eines Tages entdeckt sie eine Fee, die ihr unglaubliche Dinge offenbart – und die Wende in ihrem düsteren Leben bedeuten könnte …

Cornelia Funke hat auf Nachfrage Guillermo del Torros dessen grandiosen Film in ein belletristisches Werk verwandelt. Sie hat mit Freude, aber auch Ehrfurcht, diese Herausforderung angenommen und gemeistert.


Stil und Sprache
Cornelia Funke gelingt es souverän, die bedrohlich-düstere Atmosphäre des Buches – insbesondere in Gegenwart Vidals – fast schon spürbar einzufangen. Diejenigen, die Funkes Werke kennen, müssen sich an den anderen Stil, den diese Geschichte der Autorin abverlangt hat, sicherlich zunächst gewöhnen. Es fehlt die Leichtigkeit, das Farbenfrohe, und doch hat sie del Torros Idee ihren eigenen Stempel aufgedrückt und erschafft mit ihrem bildgewaltigen Schreibstil lebendige Bilder im Kopf ihrer Leser. „Niemand wusste, warum Tartas Zunge keine Wörter bilden konnte, ohne sie in ihre Einzelteile zu zerlegen. Ferreiros Erfahrung nach zeugte Stottern von einer Haut, die zu dünn war, um die Dunkelheit der Welt abzuwehren.“ (Seite 151)

Funke greift auf einen allwissenden Erzähler zurück, der sich zwar in den Szenen auf eine Figur fokussiert, immer wieder aber auch einen kleinen Einblick in die Gedanken und Beweggründe einer anderen beteiligten Figur erlaubt. Atmosphärisch dicht und mit handlungsabhängigem Sprechtempo geschrieben, hält die Autorin den Spannungsbogen straff gespannt und verwischst gekonnt die Konturen zwischen der grausamen Realität und der magischen Welt.


Figuren
Ofelia ist ein liebes Mädchen, das versucht, es ihrer Mutter recht zu machen, was ihr jedoch nicht so recht gelingt. Ihre Mutter ist schwach, was nicht nur an der komplizierten Schwangerschaft, sondern an ihrem Wesen liegt. Sie will dem Wolf Vidal gefallen – egal wie abweisend er sich ihr gegenüber verhält. Vidals Fanatismus, sein Ordnungswahn und Streben nach Perfektion sind auf den Punkt dargestellt, ebenso seine Grausamkeit. Er erzeugt Angst bei allen, die ihm gegenübertreten – und doch gibt es einige wenige, die sich trauen, sich ihm heimlich zu widersetzen. Diese mutigen Figuren sind es, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen, wie der Arzt Ferreiro, der jedoch feststellen muss, dass „manchmal die Finsternis in der Welt selbst die Heiler zu Schlächtern macht“ (Seite 153).


Aufmachung des Buches
Das gebundene und mit einem Schutzumschlag versehene Buch ist im Fischer-Verlag erschienen. Spotlack und der metallische Schriftzug verleihen dem Umschlag etwas Edles, aber auch das Buch selbst ist ansprechend und zur Geschichte passend gestaltet. Die Seiten sind angenehm griffig, die Verarbeitungsqualität macht insgesamt einen sehr guten Eindruck.


Fazit
„Das Labyrinth des Fauns“ ist kein typisches Cornelia Funke-Werk, aber dadurch nicht weniger lesenswert. Eine düstere Geschichte, in atmosphärisch dichte Worte gekleidet.


4 5 Sterne


Hinweise
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