Smaller Default Larger

Von zahllosen dramatischen Einsätzen gezeichnet, überlegt James Bond ernsthaft, den Dienst zu quittieren. Doch dann holt ihn der britische Geheimdienst zurück, weil ein übermächtiger Staatsfeind aufgetaucht ist, den nur noch 007 stoppen kann: ein skrupelloser Unterweltboss, der sein Imperium mit kalter Gewalt regiert und das Königreich zum Ziel seiner Aktivitäten erkoren hat. Die Entscheidung zur Rückkehr wird Bond durch den Auftritt der schönen, geheimnisvollen Scarlett erleichtert. Ihre Geschichte ist auf grausame Weise mit der des Bösen verknüpft, und sie bittet 007 inständig um Hilfe. Unter größten Gefahren begibt sich Bond undercover in das Machtzentrum seines Gegenspielers und kommt dort bald wahrhaft teuflischen Plänen auf die Spur…

 

  Autor: Sebastian Faulks
Verlag: Heyne
Erschienen: 05/2008
ISBN: 978-3-453-26602-5
Seitenzahl: 351 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Der ausgelaugte James Bond ist in einem langen Urlaub, um sich richtig zu erholen, als er vom SIS zurück geholt wird. Dr. Julius Gorner, Eigentümer eines großen pharmazeutischen Konzerns, muss überprüft werden.
So begibt sich Bond auf die Fährte von Gorner und trifft dabei auf die geheimnisvolle Scarlett, die ihn mit Informationen versorgt und Bond bittet, ihre Schwester zu befreien, die von Gorner gefangen gehalten wird. Offensichtlich scheint dieser seine Geschäfte hauptsächlich aus dem Irak her aufzuziehen. Bond reist nach Persien und kommt dort einem Geheimnis auf die Spur, das sein ganzes Können fordert und ihn in tödliche Gefahr bringt …


Stil und Sprache
Sebastian Faulks wurde 2006 von den Erben von Ian Flemming beauftragt, zum 100. Geburtstag von Flemming eine Fortsetzung der James Bond-Reihe zu schreiben. Hierbei nutzt er nicht – wie manch anderer Autor – den Namen der Figur des James Bond, um ihr unter dem Label des MI-5 zeitlich moderne Aufträge im 21. Jahrhunderts auf den Leib zu schneidern. Vielmehr setzt er die echte Bond-Reihe konsequent fort, so dass auch dieser Roman zu den Zeiten des Kalten Krieges, des Vietnamkriegs der Amerikaner, der Beatles und der Verhaftung der Rolling Stones wegen Drogenbesitzes spielt. Auch wenn Faulks sich bei einigen Punkten etwas Freiraum erlaubt, ist doch klar, dass er die Figur des ursprünglichen James Bond gründlich studiert und vor allem auf die Details wert gelegt hat, die echte Bond-Fans an ihm mögen: seine Walther PPK, seinen Bentley Continental und seinen Aston Martin, die Zigarettenmarke Chesterfield, seinen Alkoholgeschmack, etc.

Auch bei der Sprachwahl passt sich der Autor den ursprünglichen Vorlagen größtenteils an. Die Sprache ist teilweise mit Fremdworten gespickt, aber doch fast immer verständlich. Etwas schwieriger wird es, wenn z.B. ein kurzer Dialog in Französisch geführt wird. Dies verleiht dem Buch zwar die entsprechende Authentizität, ist für Sprachunkundige aber nicht wörtlich, sondern nur aus dem Gesamtkontext zu verstehen. Ähnlich wie Flemming scheint auch Faulks die Orte, an denen dieser Roman spielt, persönlich besucht zu haben, seine Ortsbeschreibungen von Paris, Rom oder auch Teheran erscheinen durch und durch präzise und realistisch, sind ausführlich, aber nicht ausufernd. Die in Frankreich spielenden Szenen werden neben den Namen der Orte noch mit zusätzlichen französischen Begriffen ausgeschmückt – dies erzeugt zwar ein naturgetreues Gesamtbild, aber auch hier versteht der Sprachunkundige nicht unbedingt jeden Begriff.

Sehr gut recherchiert hat der Autor auch bei technischen Details, so z.B. der Handhabung bestimmter Waffen oder Einzelheiten zu bestimmten Flugzeugen und Hubschraubern.

Echten Spaß am Schreiben merkt man Faulks bei der Beschreibung eines Tennisspieles an, welches Bond gegen seinen Gegner führt. Hier zeigt Faulks, dass er offensichtlich ein Kenner dieser Sportart ist, denn er schildert dieses Spiel in jeder Einzelheit und mit den entsprechenden Fachbegriffen. Die Handlungen um dieses Spiel erstrecken sich über eineinhalb Kapitel, steigern zwar die Spannung und sind für Fans dieser Sportart mit Sicherheit auch interessant, für Unkundige dieses Sports kann der Spielverlauf aber nur erahnt werden und ist daher schon zu detailliert, fast schon ausufernd beschrieben.

Faulks baut bereits ab Beginn des Buches Spannung auf, bei dem das erste Kapitel einem Prolog gleicht. Das Tempo variiert zwar den Handlungen entsprechend, die Spannung fällt jedoch nicht mehr ab und steigert sich bis zum Show-Down. Hierbei erzählt der Autor die Geschichte fast ausschließlich aus der Sicht von James Bond, allerdings weichen sowohl das erste Kapitel als auch mehrere Handlungsstränge im letzten Viertel des Buches von diesem Schema ab, so dass es sich eher um einen allwissenden als einen personalen Erzählstil handelt.


Figuren
Die Figur des James Bond knüpft direkt an die ursprünglichen Vorlagen an und ist durchweg glaubwürdig und realistisch. Direkt zu Anfang geht Faulks gezielt auf Bonds Zustand ein, er ist müde und ausgelaugt und durch viele Narben von vorangegangenen Aufträge gezeichnet, seine Gedanken schweifen immer wieder zu früheren Aufträgen und Feinden und auch zu seiner Frau ab, die von Blofeld ermordet wurde. Im Laufe der Geschichte erlebt der Leser eine Wandlung mit, Bond findet wieder zu seiner Kraft und zu seinem Leben als Geheimagent zurück. Besonders diese menschlichen Regungen machen die Person von James Bond authentisch.

In einem Bond-Roman darf natürlich kein Bond-Girl fehlen, in diesem Fall in Form der geheimnisvollen Scarlett Papava, die immer wieder zu überraschen weiß. Diese Figur ist ebenfalls sehr gut ausgearbeitet worden und weiß zu überzeugen. Aufgefallen ist mir der Nachname von Scarlett, denn dieser ist wohl nicht nur zufällig an die lateinische Bezeichnung des Opiums (papaver somniferum) angelehnt, welches in der Handlung dieses Romans eine große Rolle spielt.

Auch die übrigen Figuren – sowohl der Antagonist als auch die Nebenfiguren – sind durchweg durchdacht und dreidimensional aufgebaut. Die jeweiligen Handlungen und Absichten sind nachvollziehbar, die detaillierten aber nicht zu umfangreichen Beschreibungen lassen im Geiste eine eindeutig umrissene Person entstehen.

Eine Raffinesse hat sich Faulks mit der Figur des Antagonisten, Dr. Julius Gorner, erlaubt. Dessen Hass auf Großbritannien basiert u.a. auf seiner geschichtlichen Entwicklung. In Gesprächen mit Bond gibt Gorner einen geschichtlichen Schandfleck der Briten nach dem nächsten von sich und beschreibt, welcher Verbrechen sich die Briten im Laufe der Jahrhunderte durch ihre Kolonialisierung und ihre Kriege für eigene Interessen schuldig gemacht haben, so z.B. deren Opiumkriege mit der Folge, dass Millionen Chinesen drogenabhängig wurden. Diese Einschübe sind sowohl geschichtlich interessant, als auch gesellschaftskritisch gegenüber Großbritannien.


Aufmachung des Buches
Die Aufmachung des Buches ist an den üblichen, farbenfrohen Vorspann der alten James-Bond-Filme angelehnt. Auf mattschwarzem Hintergrund ist die hochglänzende Silhouette einer nackten Frau zu sehen, umrandet von einem grünen Lichtsaum. Sie wirft ihr rotes Haar zurückwirft, welches farblich direkt in einen Blutspritzer übergeht. Der Titel des Buches ist in silberner Farbe gedruckt.
Etwas dürftig ist die Rückseite des Buches gestaltet. Zwar wiederholt sich die Silhouette der Frau als spiegelverkehrte Grafik, jedoch gibt es – außer einem Zitat des Vorgesetzten M – keine weiteren Informationen über das Buch. Diese sind zwar auf der Innenseite des Frontcovers abgedruckt, jedoch nicht immer verfügbar, wenn der Roman im Buchgeschäft noch eingeschweißt ist. Trotzdem hat mich die Aufmachung des Buches sofort angesprochen.
Auf den ersten Seiten des Buches findet sich eine Landkarte wieder, auf der Persien (Iran), Afghanistan, Irak, Türkei und das südliche Russland eingezeichnet sind. Diese Karte hilft dem ortsunkundigen Leser sehr, die Geschehnisse im Orient nachvollziehen zu können.


Fazit
Mit diesem Roman zeigt sich Sebastian Faulks als würdiger Nachfolger von Ian Flemming, ihm ist eine gelungene Fortsetzung der James Bond-Reihe gelungen. Einerseits an die Vorlagen direkt anknüpfend, konnte er andererseits auch Eigenständiges mit einbringen. Dabei ist der Roman in typischer Bond-Manier geschrieben, die Story weist nicht bis ins letzte brillante Verschwörungen auf, ist aber genau die hervorragende Mischung aus Spionage und Action, die Fans lieben.
Dieses Buch empfiehlt sich nicht nur James Bond-Anhängern, sondern auch allen Freunden von (Spionage-)Thrillern.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo