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Eine Reliquie, die keiner kennt. Eine Freiheit, die keiner will. Ein General, der keiner ist.
Paris, 10. August 1792. Die Schweizergarde hält die Tuilerien besetzt, gewillt, den König von Frankreich bis zum bitteren Ende zu beschützen. Doch der zieht freiwillig ab, kurz darauf greift die aufgebrachte Menge die Schweizer an. Viele fallen an diesem Tag, so auch Hauptmann von Erlach, doch kurz vor seinem Tod gelingt es ihm, Johann Gobet ein Lumpenbündel zu übergeben, das keinesfalls in die Hände der Revolutionäre gelangen dürfe. Johann Gobet überlebt dank Napoleon Bonaparte, einem jungen Offizier der französischen Armee. Gemeinsam öffnen sie das Bündel, eine Speerspitze kommt zum Vorschein, sehr alt, doch deren wahren Wert erkennen sie nicht.
Sieben Jahre später beschliesst die helvetische Regierung auf Druck Frankreichs hin, 18 000 «Freiwillige» für den Kampf gegen die europäischen Mächte zur Verfügung zu stellen. Die Freiburger Bevölkerung ist empört, so auch Johann, der von seinen Landsleuten kurzerhand zum General erhoben wird. Bald darauf findet er sich inmitten einer Revolte wieder, unter seinem Hemd die Speerspitze aus Paris ...

 

Der General 

Autor: Thomas Vaucher 
Verlag: Stämpfli Verlag  
Erschienen: 23. Mai 2019 
ISBN: 978-3-7272-6044-5 
Seitenzahl: 184 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Schweizergarde ist in erster Linie – und bis heute als „Schutztruppe“ des Papstes bekannt, aber seit Anfang des 17. Jahrhunderts stand sie auch im Dienst der französischen Könige.
Thomas Vaucher – geboren in  Freiburg (CH) beschreibt in seinem vierten historischen Roman wie der Großteil dieser Garde am 10. August 1792 in Paris untergeht. Dort spielt beim Sturm auf die Tuilerien sein „Held“ Johann Gobet eine besondere Rolle, die ihn im weiteren Verlauf der Handlung zur Hauptfigur macht. Als die Schweiz sechs Jahre später von Frankreich besetzt und als „Helvetische Republik“ zum Vasallenstaat wird, ist er es, den seine Landsleute zum „General“ und Anführer wählen und  der sich der Willkür der Besatzer entgegen stellt.
Thomas Vaucher erzählt seine Geschichte spannend und interessant und bringt seinem Publikum wieder ein – weitgehend unbekanntes – Stück Schweizerischer Historie näher.


Stil und Sprache
Die Schweiz erinnert am 1. August – ihrem Nationalfeiertag – an das Jahr 1291, als die drei Kantone  Uri, Schwyz und Unterwalden mit einer Urkunde einen Bund zum Schutz ihrer Freiheiten beschworen. Der Legende nach geschah das mit einem Eid auf dem Rütli – daher der Name „Eidgenossenschaft“,  der sich bis heute erhalten hat.
Nach dem furchbaren dreißigjährigen Krieg entschied die Schweiz sich zur „immerwährenden bewaffneten Neutralität“ und konnte das auch in den europäischen Konflikten des 17. und 18. Jahrhunderts weitgehend einhalten. 1798 wurde das Land aber dann von Frankreich besetzt und als „Helvetische Republik“ zum Vasallenstaat, von dem ganz selbstverständlich auch Rekruten für Kriegsdienste gefordert wurden. Das wollten die Eidgenossen aber nicht dulden und beschlossen, sich dagegen zu wehren.
Thomas Vaucher erzählt die Ereignisse um diesen Konflikt sehr anschaulich und mit großer historischer Genauigkeit. Dass er in der Gegend, in der sich die Handlung abspielt, geboren ist, trägt - genau so, wie das umfangreiche Zusatzmaterial im Anhang - zur Glaubwürdigkeit seiner Darstellung bei und lässt den faszinierten Leser die Zusammenhänge noch besser erkennen. Zusätzliche Spannung entsteht durch die – fiktive – Geschichte um die geheimnisvolle Reliquie, die sich schlüssig in die tatsächlich belegten Fakten einfügt.
Die Sprache ist der geschilderten Zeit angemessen und wie bei seinen anderen historischen Romanen – die ich alle drei rezensieren durfte – kann der Autor auch diesmal wieder mit seinem bildhaften und prägnanten Erzähltalent und seinem flüssigen und interessanten Schreibstil überzeugen.


Figuren
Das umfangreiche Namensverzeichnis enthält fast nur historische Personen.
Vor der Revolution dienten 25.000 Schweizer in der Armee des französischen Königs, ihre Offiziere wurden häufig in den Adel erhoben. Auch die Kommandeure der Schweizergarde gehörten diesem Stand an und wurden daher von dem entfesselten Volk von Paris – das am 10. August 1792 die Tuilerien angriff – als Feinde angesehen. Sie fielen im Kampf oder wurden wenig später hingerichtet. Drei von ihnen zitiert Thomas Vaucher am Anfang des Buches mit ihren letzten Worten und gibt ihnen damit eine Stimme.
Johann Gobet gelingt die Flucht dank – des zu dem Zeitpunkt noch unbekannten – Napoleon Bonaparte. Zu ihm äußert sich der Autor ausführlich im Nachwort.
Nach einem Zeitsprung von 7 Jahren finden wir Gobet in seiner Heimat wieder, die mittlerweile von Frankreich besetzt und als „Helvetische Republik“ bezeichnet wurde. Doch nicht allen Eidgenossen gefallen die „Ideale“ der französischen Revolution, die ihnen angeblich „Freiheit und Gleichheit“ bringen. Besonders die Rekrutierung von 18.000 jungen Männern, die auf fremdem Boden für Frankreich kämpfen sollen, lehnen sie ab.
Damit stellen sie sich aber auch gegen ihre eigene Obrigkeit, die ihr Aufbegehren als Rebellion auffasst und rigoros dagegen vorgeht.
Thomas Vaucher schildert das Geschehen aus Sicht beider Seiten. Die Anführer des Aufstandes und ihre Gegenspieler sind namentlich bekannt und daher ist deren Charakterisierung und die Beschreibung ihrer Handlungen und Motive sehr authentisch und nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
Das graue, gebundene Buch trägt auf dem Rücken den Titel und den Namen des Autors. Beide Innendeckel enthalten eine Karte des Kantons Freyburg aus dem Jahr 1767. Der Inhalt gliedert sich in 2 Hauptteile mit 48 Kapiteln und einen Epilog. Der umfangreiche Anhang enthält ein Nachwort des Autors zu Wahrheit und Fiktion, Pläne, Karten und Bilder, sowie ein Verzeichniss der überwiegend historischen – Personen. Drei weitere Listen führen die Ortsnamen, Worterklärungen und die verwendete Literatur auf, ehe eine Danksagung das Buch abschließt.
Der Schutzumschlag zeigt einen Gardisten in rot-scharz-weißer Uniform, vor der Kulisse einiger brennender Häuser. Über der Mitte steht in großen weißen Lettern der Titel, darunter ist eine Abbildung von Schloss Heitenried, das im Buch eine Rolle spielt und daher gut zum Inhalt passt.


Fazit
Die französische Revolution dürfte jedem historisch Interessierten ein Begriff sein. In wie weit sie aber im Bezug auf die Schweiz eine Rolle spielte, war mir bisher völlig unbekannt.
Wieder einmal ist es Thomas Vaucher, der mir - und sicher auch vielen anderen Lesern - die Geschichte seiner Heimat nahe bringt.
Danke für diesen bemerkenswerten Einblick und eine klare Leseempfehlung.

4 5 Sterne


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