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Warum wir depressiv werden – und was wir dagegen tun können

Das erste Rätsel, vor dem ich stand, war: Wie konnte es sein, dass ich immer noch depressiv war, obwohl ich Antidepressiva nahm? Ich machte alles richtig – und doch lief etwas falsch. Warum?

Das zweite Rätsel: Warum gibt es heute so viel mehr Menschen, die unter Depressionen und schweren Ängsten leiden? Was hat sich verändert?

Da ging mir auf, dass noch ein drittes Rätsel über allem schwebte. Konnte es sein, dass etwas anderes, und nicht die Chemie in meinem Hirn, Depressionen und Ängste bei mir und so vielen anderen Menschen auslöste? Und wenn ja: Was konnte es sein?

 

Der Welt nicht mehr verbunden 

Originaltitel: Lost Connections: Uncovering the Real Causes of Depression - and the Unexpected Solutions
Autor: Johann Hari
Übersetzer: Sonja Schuhmacher, Barbara Steckhan und Gabriele Gockel
Verlag: HarperCollins Germany Gmbh
Erschienen: Februar 2019
ISBN: 978-3-95967-268-9
Seitenzahl: 447 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Ein Sachbuch, von einem Fachmann geschrieben, ist immer interessant - ein Buch, das von einem Betroffenen der nach Antworten sucht aus seiner eigenen Sicht verfasst wurde, ist immer etwas ganz Besonderes. Denn wer könnte die Gefühle, Probleme und den Leidensdruck besser beschreiben als jemand, der die Auswirkungen der Diagnose „Depression“ mit all ihren Nebenwirkungen selbst miterlebt? Da der Autor sehr viele Erlebnisse aus seinem Leben preisgibt, liest sich das informative Sachbuch kurzweilig, spannend und intensiv.

Leidet ein Mensch über längere Zeit unter einem „Tief“ oder großen Kummer, werden gerne und oft - quasi als das bekannte „Allheilmittel“ gegen düstere Gedanken und Trauer - Antidepressiva verschrieben. Schließlich belegen zahlreiche Studien die Wirksamkeit dieser Medikamente – so ist es doch .... oder vielleicht doch nicht so ganz? Stimmt es, dass eine Depression tatsächlich auf ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn zurückzuführen ist, oder steckt vielleicht etwas ganz anderes dahinter? Und - die Frage aller Fragen - warum steigt in der heutigen Zeit die Zahl jener Menschen, die unter Ängsten und Depressionen leiden, immer mehr an - trotz der verschriebenen „Glückspillen“?

Diese und noch viele andere Überlegungen greift der Autor auf, während er von seiner Suche nach Antworten erzählt. Dabei hinterfragt er oft zitierte und als Begründung für die Diagnose „Depression“ verwendeten Argumente ebenso wie die darauffolgende Behandlung. Gleichzeitig schildert er seine eigenen Erfahrungen, berichtet von Gesprächen mit Betroffenen, Aussagen von Ärzten und beleuchtet unterschiedliche Studien, die sich intensiv mit diesem Krankheitsbild beschäftigen oder beschäftigt haben. So werden neue Forschungserkenntnisse und Beobachtungen vor den Lesern ausgebreitet und gut nachvollziehbar erklärt.

Das Buch liest sich sehr eindringlich und persönlich, da immer wieder die eigenen Erfahrungen des Autors mit einfließen. Er beschreibt auch sehr klar seine Unsicherheit, ja Zerrissenheit in den Zeiten, in denen er nicht mehr wusste, wem er denn nun was glauben sollte, als seine Behandlung nicht die erhofften Erfolge und dauerhaften Verbesserungen brachte.

Natürlich ist jeder Mensch einzigartig in seinen Gefühlen, Wünschen und Bedürfnisse, dennoch zeigt Johann Hari in seinem Buch, dass bestimmte Ursachen depressive Empfindungen und Ängste jedes Lebewesens, das in Gruppen lebt, ob Mensch oder Tier, verstärken können. Er zeigt aber auch, dass sich – z. B. wenn plötzlich einer oder mehrere dieser Gründe durch bestimmte Veränderungen in der eigenen Lebenssituation wegfallen - im Regelfall auch die Schwere und Intensität einer Depression ändert oder im Lauf der Zeit möglicherweise sogar völlig wegfällt.

In jedem Fall wird den Lesern gut dargelegt, dass die Diagnose „Depression“ nicht die Ursache sondern die Folge davon ist, dass die Betroffenen wichtige Grundbedürfnisse z. B. nach Gemeinschaft, Anerkennung, Naturverbundenheit uvm. nicht ausreichend befriedigen können.
Gut nachvollziehbar erklärt, wird so fast jeder Leser entweder sich selbst oder jemanden aus seinem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis in einer der unterschiedlichen Situationsbeschreibungen im Buch, in mehr oder weniger starker Form wiedererkennen. Unmissverständlich werden gut nachvollziehbare Gründe für die Entwicklung von Depressionen genannt - zugleich weist der Autor weist aber auch auf sieben Lösungswege hin, mit denen man wieder zu Lebensfreude finden kann.

Das Buch wendet sich an Betroffene, Angehörige und Freunde von Menschen mit Depressionen und zeigt, dass es neben den allgemein üblichen Behandlungsmethoden noch weitere Möglichkeiten gibt, wieder zu Freude zu finden.


Aufmachung des Buches
Das geklebte Hardcoverbuch ist mit einem Schutzumschlag versehen. Die Covergestaltung mit den unterschiedlich großen bunten Punkten übereinander, die zusammen fast Schwarz ergeben und nur an den Rändern als eigenständige Farbe zu erkennen sind, zeigen das Thema sehr gut. Auf der vorderen Innenklappe des Schutzumschlages wird der Werdegang des Autors etwas genauer beschrieben, auf der rückwärtigen Innenklappe findet sich eine bebilderte Kurzvita des Autors.

Der Rückseitentext zeigt in seinem ersten Absatz das „erste Rätsel“, dass es sich bei dem Buch um eine Art Erfahrungsbericht handelt. Der zweite Absatz, das „zweite Rätsel“, weist darauf hin, dass er sich in einer wesentlich größeren Dimension mit dem Thema beschäftigt hat und der dritte Abschnitt, das „dritte Rätsel“ zeigt, dass Johann Hari nach alternativen Lösungen für sich und seine Leser bei der Behandlung bei Depressionen sucht.

Das Inhaltsverzeichnis ist sehr übersichtlich und gut strukturiert. Das Buch ist zu drei Teilen zusammengefasst. Der erste Teil beleuchtet die Entwicklung der Diagnose „Depression“ und die Behandlung mit Antidepressiva und gibt viele Gespräche mit Ärzten wieder, die der Autor geführt hat. Im zweiten Teil beleuchtet Johann Hari neun Ursachen, die Ängste und Depressionen auslösen können und im dritten Teil bietet der Autor Alternativen zur herkömmlichen Behandlung mit Antidepressiva an. Immer wieder wechseln dabei eigene Erfahrungen mit aktuellen Fakten und „Mythen“ bzw. Falschinformationen und halten so das Interesse hoch.

Im Text selbst findet man immer wieder kleine Zahlen. Den Text und die Bemerkungen zu diesen Zahlen kann man in den in Kapitel geordneten Endnoten - beginnend auf Seite 401 - nachschlagen. Ein Fazit, diverse Anmerkungen sowie ein Literaturverzeichnis runden das Buch gut ab, bis es mit einer Danksagung endet.


Fazit
Absolut lesenswert!!! Das Buch kann für viele Menschen mit der Diagnose „Depression“ neue Hoffnung oder machbare Hilfestellung bieten und einen gangbaren Weg aus dem düsteren Dunkelgrau und der Freudlosigkeit des Alltags zeigen. Angehörigen und Freunden bietet das Buch einen neuen Blickwinkel auf diesen Gemütszustand und kann dadurch nicht nur für ein besseres Verständnis für die Betroffenen sorgen, sondern eröffnet auch, welche Art der Unterstützung sinnvoll und willkommen wäre.


5 Sterne


Hinweise
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