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Naomi Carson war elf, als sie ihrem Vater eines Nachts in den Wald folgte. Sie vermutete dort ihr Geburtstagsgeschenk, ein neues Fahrrad. Stattdessen machte sie eine grausige Entdeckung, die ihre Welt zerbrechen ließ – denn ihr Vater war nicht der Mann, für den ihn alle hielten. Trotz allem wuchs Naomi zu einer starken jungen Frau heran und bereiste als erfolgreiche Fotografin die Welt. Nun hat sie beschlossen, ihr unstetes Leben aufzugeben und endlich sesshaft zu werden. Sie verliebt sich in ein altes Haus an der Küste – und in den attraktiven Xander Keaton. Doch als im Wald bei ihrem Haus eine Frauenleiche gefunden wird, scheint der Albtraum von Neuem zu beginnen …

 

Die Stunde der Schuld 

Originaltitel: The Obsession
Autor: Nora Roberts
Übersetzer: Margarethe van Pée
Verlag: Blanvalet
Erschienen: September 2018
ISBN: 978-3-7341-0528-9
Seitenzahl: 608 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Naomi hat so gut wie möglich ihre Vergangenheit hinter sich gelassen, zog seit Jahren von einem Ort zum anderen, doch jetzt ist es Zeit, endlich sesshaft zu werden. Sie hat sich in die Aussicht und das Anwesen eines alten Hauses verliebt. Mit Beziehungen hat Naomi eigentlich nichts am Hut, aber schon bald nimmt sie einen streunenden Hund bei sich auf und trifft sich unverbindlich mit dem örtlichen Automechaniker Xander. Ihre Karriere als Fotografin ist an einem Punkt angelangt, wo die Aufträge stetig eingehen und sich Naomi auch in diesem Bereich entspannen kann. Warum hat sie dann noch immer diese Albträume? Und als Naomi über eine Frauenleiche unterhalb ihres Hauses stolpert, weiß sie, dass die Vergangenheit sie eingeholt hat …

Lange Zeit begleitet man Naomi, wie sie sich in ihrem Haus und dem kleinen Ort einlebt, bis das Grauen sie findet. Beide Teile sind ausgezeichnet und auf ihre eigene Art spannend ausgearbeitet.


Stil und Sprache
Die ersten Kapitel zeigen kurze Abschnitte aus der Vergangenheit, die jeweils einen größeren Zeitsprung machen, bis man nach über hundert Seiten im sechsten Kapitel in der Gegenwart ankommt. Der Einstig allein ist schon spannend und weckt die Neugier, was Naomi aus sich gemacht hat. Ihre Arbeit als Fotografin ist immer wieder ausgiebig eingeflochten. Diese Szenen legen den Fokus auf die Umgebung und es ist ausgesprochen gelungen, die Blumen, Tiere oder die Natur mit dem Auge einer Expertin für das Schöne und das Detail zu betrachten. Naomi präsentiert mit wenigen Ausnahmen die Handlung in der dritten Person und gibt tiefe Einblicke in ihre Gedanken, Emotionen und Ängste. Auch die Umbauarbeiten, das Gestalten von Haus und Garten haben ihren eigenen Reiz, sodass man zu diesem Zeitpunkt fast vergessen kann, mit welchen Schrecken die Handlung noch aufwarten wird. Unterschwellig ist es dennoch ständig zu spüren.

Bis das Grauen Naomi einholt, dauert es nochmals eine Weile und kommt völlig unerwartet. Plötzlich sind kurze Passagen aus Sicht des Mörders eingefügt und es ist schnell klar, dass er auf Naomi fixiert ist. Wer er ist und warum er so handelt, wird erst ganz am Schluss aufgelöst, doch bis dahin schießt die Spannung in verschiedene Spitzen, während die Liebesgeschichte und das tägliche Leben in einer kleinen Stadt mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch Freuden gezeigt wird. Dies zeichnet oftmals die Romane von Nora Roberts aus, denn man kann sich richtig vorstellen, wie das Haus, die Klippen oder auch die verschiedenen Personen aussehen, nimmt Anteil an den Umbauarbeiten oder den komplizierten Emotionen, die in Naomi toben. So liest man sich flüssig durch die verschiedenen Kapitel und ist immer gespannt darauf, was noch alles passieren wird.


Figuren
Weil Naomi als 11-jährige nicht schlafen konnte und ihrem Vater aus Neugier in den Wald folgt, stößt sie auf ein grausiges Verbrechen, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Zwar ist sie heute – 18 Jahre später – eine selbstbewusste und erfolgreiche Frau, doch in den dunklen Nächten plagen sie noch immer vereinzelte Albträume. Naomi ist eine Einzelgängerin, vertraut nur ihren nächsten Verwandten und hat bisher ein Nomadenleben geführt. Zuerst verliebt sich Naomi in das alte Haus, kommt durch Zufall zu einem Hund und wird in eine stürmische Affäre gezogen. Die Veränderungen, die dadurch tief in Naomi vorgehen, kommen manchmal durch Kleinigkeiten ins Stocken, sind aber schön zu sehen. Xander lockt sie dabei regelmäßig aus der Reserve, holt sie aus drohenden Panikattacken und lässt ein Nein einfach nicht gelten.

Xander ist ebenfalls eine vielschichtige Figur und hat eine Autowerkstatt, arbeitet viel zu viel und ist Mitglied der örtlichen Band. Er hat Ecken und Kanten, ein großes Herz und ist ein Mann, der weiß, was er will und der dafür einsteht.

Die Nebenfiguren sind verschiedene Handwerker, Bewohner der Stadt und Familienmitglieder. Sie sind zahlreich, entwickeln sich über die Jahre weiter und sind mit verschiedenen Charaktereigenschaften ausgestattet. Einzelne wachsen auch dem Leser ans Herz und sobald der Mörder in Naomis Welt eintritt, bangt man um sie, denn keine Frau ist vor ihm sicher.


Aufmachung des Buches
Der gesamte Einband des Taschenbuches zeigt eine Küste, die sich um den Buchrücken bis zur Rückseite hin weiterzieht. Dunkle Wolken trüben die Idylle und lassen die mit Lackschicht versehenen Schriftzüge heller erscheinen. Auf der Rückseite ist die Inhaltsangabe über das Küstenbild gelegt, das dafür im Bereich des Textes aufgehellt wurde.


Fazit
Erst das Grauen, dem ein ausgezeichneter Mittelteil folgt mit einer Geschichte einer Frau, die mit ihren Dämonen kämpft, um ihr Glück genießen zu können. Die Liebesgeschichte ist ebenfalls spannend und wenn Naomi das Grauen wieder einholt, packt auch den Leser Gänsehaut. Eine ausgezeichnete Mischung von Roman, Liebesgeschichte und Thriller.


4 Sterne


Hinweise
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