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Kategorie: Krimis

Eine Suchtklinik wird zur Todesfalle

Securitymann Jo Reinhart alias „Zombie“ wird während seiner Schicht vor einer Suchtklinik überfallen und niedergeschlagen. Aber warum? Nichts wird gestohlen, niemand sonst kommt zu Schaden. Am nächsten Abend wird Zombie an selber Stelle von zwei bewaffneten Männern angegriffen und tötet sie in Notwehr – behauptet er jedenfalls. Kommissarin Eddie Beelitz glaubt ihm, obwohl sie weiß, wozu Zombie fähig ist. Der taucht ausgerechnet in der Suchtklinik unter, während Eddie herauszufinden versucht, was in Wahrheit geschehen ist…

 

Jenseits von schwarz 

Autor: Lucie Flebbe
Verlag: grafit
Erschienen: 05/2019
ISBN: 978-3894255909
Seitenzahl: 288 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext erklärt schon ganz gut den Einstieg in den zweiten Band dieser Trilogie: Eddie Beelitz hat sich ein bisschen in ihrem neuen Leben eingewöhnt, auch wenn sie ihre Wohnung nach wie vor nicht so richtig fertig hat, obwohl seit ihrem ersten Fall einige Monate vergangen sind. Als sie dann aber feststellt, dass ausgerechnet der Mann, den sie als Zombie kennengelernt hat, der Vater von Jo ist, der besten Freundin ihrer Tochter, ist sie doch etwas geschockt. Immerhin hat er sie bedroht und ist ihr auch jetzt noch unheimlich. Dennoch glaubt sie ihm, dass er in Notwehr gehandelt hat, als er die beiden Männer tötete. Ihre Versuche, ihm zu helfen, passen nur so gar nicht zu den Ideen ihres Chefs, was die Ermittlungen angeht…

Lucie Flebbe spinnt die im ersten Band begonnene Geschichte um Eddie und Zombie geschickt weiter, ohne dabei den eigentlichen Fall aus den Augen zu verlieren. Das ist einerseits spannend, andererseits menschlich so anrührend, dass man gar nicht mehr aufhören mag zu lesen.


Stil und Sprache
Wie immer geht es gleich mittendrin los, mitten in Eddies lebhaftem Alltag als berufstätige alleinerziehende Mutter. Sie ist wie immer spät dran und dann trifft sie unverhofft auch noch auf Zombie, mit dem sie sich abwechselnd die Erzählstränge teilt. Beide erzählen in der Ich-Form und lassen so die Leser tief in ihre Gedanken und Gefühle eintauchen, was besonders im Hinblick auf Zombie sehr spannend ist.

Der Kriminalfall und die Ermittlungen dazu geraten dabei fast ein wenig in den Hintergrund, was aber überhaupt nicht schlimm ist, denn die Geschichte von Eddie und Zombie ist ausgesprochen faszinierend und sie ist noch nicht zu Ende…

Lucie Flebbes Stil tut ein Übriges dazu, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Leicht und locker ist ihre Sprache, die sie vor allem in Bezug auf Zombie auch gern mit ein paar Kraftausdrücken „würzt“, hinzu kommt ein Hauch von Ruhrgebietstonfall, ohne es zu übertreiben.

Besonders interessant für mich als Bochumerin sind die Darstellungen der Schauplätze, die zum einen gut gewählt sind (und fast alle reale Vorbilder haben) und zum anderen der Geschichte viel Authentizität und Atmosphäre verleihen. Großes Kino!


Figuren
War Eddie Beelitz zu Beginn des ersten Teils noch vollkommen überfordert mit ihrem Leben im Allgemeinen und Besonderen, so hat sie sich inzwischen deutlich weiterentwickelt. Sie hat nach dem überstürzten Ausbruch aus ihrer Ehe inzwischen Freunde gefunden und auch die Arbeit bei der Polizei fällt ihr leichter. Nur was ihr Verhältnis zu Zombie angeht, das ist mehr als unklar und das bleibt auch eine ganze Weile so.

Zombie geht es mit Eddie nicht anders, er findet sie auf eine Art anziehend, dann wieder kann er ihre Reaktionen überhaupt nicht nachvollziehen. Aber da er besonders zu Beginn selber in einer tiefen Depression steckt, hat er – auch mit seinen beiden Töchtern Jaz und Jo – jede Menge eigener Probleme.

Die beiden sind mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen, so klar und echt werden sie beschrieben. Da ist nicht alles nur schwarz oder weiß, im Gegenteil gibt es jede Menge Graustufen dazwischen. Aber auch die übrigen Figuren sind so lebendig dargestellt, dass ich mir vorstellen könnte, ihnen irgendwann einmal in Bochum über den Weg zu laufen. Ein größeres Kompliment kann man einer Autorin wohl nicht machen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ähnelt von der Covergestaltung her dem ersten Teil. Es gibt wieder eine Wand, dieses Mal mit Plakatresten oder ähnlichem beklebt, auf denen Titel und Autorinnenname wie aufgepinselt wirken. Innen gibt es teilweise nur wenige Zeilen lange Abschnitte, die jeweils mit „Eddie“ und „Zombie“ überschrieben sind, je nachdem, wer gerade das Wort hat.


Fazit
Mittlere Teile von Trilogien fallen oft etwas schwächer aus, nicht so in diesem Fall. Die Geschichte rund um Eddie und Zombie wird so packend erzählt, dass die Zeit bis zum dritten Fall (erscheint am 19.08.2019) viel zu lang ist. Ganz großes Kino!


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Jenseits von Wut