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Die Ehe zwischen dem Dienstmädchen Irene und dem reichen Erben Franz sollte eine Liebesheirat sein. Doch nach einer ungeheuerlichen Enthüllung von Franz' Vater verlässt die schwangere Irene ihren geliebten Bräutigam ohne ein Wort. Einsam bringt sie ihren kleinen Sohn zur Welt und tritt eine Stelle als Textilarbeiterin in einer Fabrik an. Die Bedingungen dort sind grausam, und Irene muss bis zur Erschöpfung arbeiten. Aber dann lernt sie den charismatischen Arbeiterführer Josef kennen, der ihr Kraft und Geborgenheit gibt. Obwohl sie Franz noch immer liebt, beginnt sie eine Beziehung mit ihm. Aber kann Irene den Verlust von Franz wirklich überwinden?

 

Aufbruch in ein neues 

Autor: Marie Lacrosse 
Verlag: Goldmann 
Erschienen: 15. April 2019
EAN: 9783641226480
Format: epub eBook 
Seitenzahl: 704 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Dieses Buch knüpft unmittelbar an „Das Weingut – in stürmischen Zeiten“ an und erzählt das Schicksal von Franz Gerban und seiner großen Liebe Irene nahtlos weiter. Der Klappentext ist bereits sehr aussagekräftig und Marie Lacrosse gelingt es auch in Band zwei der geplanten Trilogie wieder mühelos, ihr Publikum zu fesseln und zu begeistern.


Stil und Sprache
Die Autorin hat bereits in 4 hervorragenden Romanen unter ihrem „Echtnamen“ Marita Spang ihr beeindruckendes Erzähltalent bewiesen. Und natürlich hat sie davon auch mit dem neuen Namen nichts eingebüßt. Ihre große Stärke ist - neben der ausdrucksvollen Sprache und der prägnanten Figurenzeichnung - die sehr sorgfältige, umfassende Recherche, sodass der Leser sicher sein kann, dass der historische Hintergrund ihrer Bücher wirklich authentisch und glaubwürdig ist.
Obwohl im Laufe der Handlung des Öfteren auf die Vorgänge in Band 1 zurück gegriffen wird, sollte man diesen doch möglichst vorher gelesen haben. Die Zusammenhänge sind dann klarer und die Personen haben sich mittlerweile weiter entwickelt, was einige überraschende Wendungen mit sich bringt und den Lesegenuss noch einmal steigert. Die Handlung wird in der Hauptsache von 3 Protagonisten getragen. Neben Irene und Franz ist das seine Mutter Pauline, deren Schicksal den Leser ganz besonders berührt. Die einzelnen Kapitel sind auch erkennbar immer wieder diesen Personen zugeordnet und mit den entsprechenden Daten versehen, sodass man stets sehr nah am Geschehen ist und der Spannungsbogen hochgehalten wird, weil ständig etwas Neues geschieht.
Der Roman spielt Ende des 19. Jahrhunderts, kurz nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71.
Die Lage im Elsass und die schwierige Situation der Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze, die vor allem Franz Gerban persönlich betrifft, ist ebenso ein Thema, wie die erschütternden Zustände in den Tuchfabriken, in denen Irene versucht, ihren Unterhalt – und den ihres Sohnes – zu verdienen.
Die Not der ausgebeuteten Menschen vor allem der Frauen und Kinder – die für wenig Lohn, oft unter Gefahr für Gesundheit und Leben, bis zur Erschöpfung schuften mussten, schildert Marie Lacrosse erschreckend eindringlich und mit großer historischer Genauigkeit und weckt damit bei ihrem Publikum Interesse, Mitgefühl, aber auch immer wieder Entsetzen über die unfassbar barbarischen Arbeitsbedingungen, die zur Zeit der frühen Industrialisierung in den meisten Betrieben herrschten.


Figuren
Franz und Irene sind ihren Idealen aus Band 1 treu geblieben. Franz fühlt sich als Franzose – der er durch den Ehevertrag seiner Eltern ist – immer noch den Werten der Revolution: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ verpflichtet. Dass Wilhelm Gerban ihm heimlich einen deutschen Pass verschafft hat, bringt ihn in eine Zwangslage. Aber er erkennt, dass er nur etwas gegen das Elend der Arbeiter auf dem Weingut unternehmen kann, wenn er sich – scheinbar – seinem Vater fügt. Er hat jedoch  nie aufgehört, nach Irene zu suchen, deren Verschwinden er einfach nicht versteht, ebenso wenig, wie  das Verhalten seiner Mutter Pauline, die vorgibt, ihn nicht sehen zu wollen, wenn er sie in der „Klinik“ besuchen will.
Der Leser ist Franz da ein Stück voraus, denn er kann Paulines Gründe nachvollziehen.
Von ihrem Mann mit Hilfe des korrupten Leiters der „Irrenanstalt“ als Wahnsinnige eingesperrt, kämpft sie verzweifelt um ihre geistige Gesundheit und ihre Freiheit. Man bangt und hofft mit ihr, dass es ihr endlich gelingt, ihre beiden Peiniger zu überlisten und ihnen zu entkommen, was auch das Schicksal von Franz und Irene entscheidend beeinflussen würde.
Geprägt von ihrer schweren Kindheit ist Irene harte Arbeit gewohnt, jedoch die Aufgabe, für sich und ihren kleinen Sohn genug zum Leben zu verdienen, bringt sie oft an die Grenzen des Erträglichen. Aber sie ist eine starke junge Frau und versucht immer wieder, nicht in die Resignation ihrer Leidensgenossinnen zu verfallen, sondern auch deren Los in kleinen Schritten zu verbessern.
Dadurch erregt sie die Bewunderung von Josef, der sich auch für die Belange der unterdrückten Arbeiter einsetzt. Irene schätzt ihn sehr. Sie liebt Franz zwar immer noch aber wie sie annehmen muss ohne Hoffnung auf eine Zukunft mit ihm. Daher nimmt sie Josefs Werbung an.
Marie Lacrosse hat ihre Charaktere – bis in die Nebenfiguren wieder sehr lebendig, interessant und glaubwürdig gestaltet. Naturgemäß haben einige sich weiter entwickelt, sogar teilweise zum Positiven verändert, andere verharren in Neid und Hass – wie z.B. Franz´ Onkel und Tante – aber der Leser kann sich in alle diese Personen sehr gut hinein versetzen und ihre Handlungen und Motive nachvollziehen, wenn auch natürlich nicht immer gut heißen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Ebooks zeigt  das gleiche Gutshaus inmitten der Weingärten, wie beim ersten Teil, aber diesmal aus einer anderen Perspektive. Unter dem Namen der Autorin steht der Haupttitel in großen, roten Lettern, darunter in kleineren,schwarzen Buchstaben der Untertitel. Den Anfang macht ein Verzeichnis der Personen, von denen die historischen mit einem * gekennzeichnet sind.
Zwischen dem Prolog von 1871 und dem Epilog von 1873 liegen 4 Hauptteile mit 29 Kapiteln, die noch einmal in mehrere datierte und mit Ortsnamen versehene Abschnitte gegliedert sind.
Den Anhang bilden ein Nachwort der Autorin zu „Wahrheit und Fiktion“, ein Glossar und ein Quellenverzeichnis. Eine Leseprobe zum letzten Teil der Trilogie „Das Weingut – Tage des Schicksals“ beschließt das Buch.


Fazit
„Aufbruch in ein neues Leben“ ist eine würdige Fortsetzung der spannenden Geschichte von Franz und Irene und der Titel wirklich sehr passend. Die Beiden sind mir bereits im ersten Teil ans Herz gewachsen – und wie ich weiß, vielen anderen Lesern auch – sodass ich mich sehr auf das Buch gefreut habe. Marie Lacrosse hat mich auch dieses mal wieder überzeugt und sehr gut unterhalten.

4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Weingut - In stürmischen Zeiten

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