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ALLES ÜBER BIENEN
Bienen gehören zu unseren wichtigsten Nutztieren. Als Superbestäuber sorgen sie in Natur und Landwirtschaft dafür, dass Blütenpflanzen Früchte tragen. Ohne sie fehlten uns nicht nur die meisten Nahrungsmittel, sondern auch viele andere alltägliche Naturprodukte wie Baumwolle oder Wachs. Doch weltweit gibt es immer weniger Bienen: Giftige Pflanzenschutzmittel und das Verschwinden vielfältiger Lebensräume machen ihnen schwer zu schaffen.
Mit diesem Buch kannst du dich über Bienen informieren und gleichzeitig etwas für sie tun. Hier erfährst du welche Arten von Bienen es gibt, wie und wovon sie leben, welche Pflanzen sie mögen, wie sie wahrnehmen und kommunizieren, fliegen, Pollen sammeln, Honig herstellen, sich fortpflanzen und vieles mehr. In spannenden Experimenten lernst du, Bienen besser zu verstehen und sie bei dir zuhause besser zu unterstützen. Aus dem Umschlag und den Innenseiten des Buches kannst du ein schönes Haus für Mauerbienen basteln. 

Mach dieses Buch zum Bienenhaus 

Originaltitel: Turn this Book in a Beehive
Autor: Lynn Bruelle
Übersetzer: Dagmar Klotz
Verlag: Ullmann Medien
Erschienen: 1. Februar 2019
ISBN: 978-3741523632
Seitenzahl: 192 Seiten
Altersempfehlung: 6 - 16 Jahre

 


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Buch wendet sich in Sprache, Stil und Illustration an Grundschüler, dementsprechend ist die Altersempfehlung 6-16 Jahre viel zu weit gegriffen. Während der Text, der die Informationen über die Wild- und Honigbienen bereitstellt, durch Ungenauigkeiten besticht, sind die Anleitungen für die zahlreichen Experimente und Bastelarbeiten präzise und gut nachvollziehbar. Ebenso gefallen mir die Illustrationen von Anna-Maria Jung. Sie sind originell und unterstützen den Text meistens gut. Die Vermenschlichung der Bienen kann man, muss man aber nicht gut heißen. In der Regel empfinde ich sie für Grundschüler noch akzeptabel, obwohl Jung ab und zu übers Ziel hinausschießt (z.B. Larve, die von einer Honigbienen-Arbeiterin mit der Flasche gefüttert wird [Seite 76]). Noch ein Wort zur Übersetzung: Hier fiel mir die teils ungewöhnliche Wortwahl auf, z.B stechen Deutsche Wespen "hemmungslos" ( Seite 9) und Hummeln "gnadenlos" (Seite 5) zu; oder aus einem Bienenhaus wird ein "Bienenstock" (Seite 62), was fachlich falsch ist. Der Lesefluss wird dadurch aber nicht behindert.

Es gibt gute Bücher, schlechte Bücher und Bücher die einen fassungslos machen, weil sie sich Fehler erlauben, die nicht hinnehmbar sind. Und solch ein Buch liegt hier leider vor. Neben kleineren Fehlern (z.B. dauert die Entwicklung einer Honigbienen-Königin nicht 6, sondern 16 Tage [Seite 77]) gibt es insgesamt drei gravierende Fehler, die für Wild-und Honigbienen tödlich enden bzw. enden können. Welche sind das?

1. "Experiment: Total verpeilt?" (Seite 17)
Bei "Schritt I: Koche deinen eigenen Nektar" wird eine Zuckerlösung aus Zucker und nahezu kochendem Wasser hergestellt. Wieso ist das falsch? Wenn Zucker in heißem Wasser gelöst wird entsteht Hydroxymethylfurfural, ein Stoff der für Honigbienen tödlich ist. Die Uni Graz hat dazu eine Publikation erstellt. Nachlesen kann man das hier.
2. „Experiment: Mach dieses Buch zum Bienenhaus“. (Seite 49 ff)
Aus dem Schutzumschlag dieses Buches wird ein Bienenhaus für Mauerbienen gebastelt, gefüllt mit Papierröllchen, gefertigt aus buntem Papier, das dem Buch beigegeben wurde. Gefährlich wird dieses Bienenhaus, weil Papier mit der Zeit feucht wird und die Brut in den Nestern, die von u.a. Mauerbienen in den Röhrchen angelegt wurden, dann verschimmeln kann.
3. „Aktivität: Flaschenhaus“ (Seite 70)
Hier wird der gleiche Fehler gemacht und neben Strohhalmen wieder Papierröhrchen als Nisthilfe empfohlen. Was hier aber noch erschwerend hinzu kommt ist, dass das „Haus“ aus einer quer halbierten Plastikflasche besteht, in die die Strohhalme oder Röhrchen eingefüllt werden sollen. Das mit der Zeit entstehende Schwitzwasser sorgt dafür, dass die Brut verschimmelt.

Das Schlimmste dabei ist, dass sich die Autorin bei „Diana Cox-Foster vom USDA Bee Lab, die alle Bienenfakten wissenschaftlich abgesegnet hat“ (Seite 92) bedankt. Dadurch wird suggeriert, dass sich die LeserInnen auf die Korrektheit des Inhalts verlassen können. Ein für Wild- und Honigbienen tödlicher Trugschluss.

Aufmachung des Buches
Die Gestaltung des Schutzumschlags entspricht auch der des Softcovers. Das Cover zeigt das titelgebende Bienenhaus und diverse Bienen, die keiner Art zugeordnet werden können, deren Vermenschlichung hier aber deutlich weiter geht als im Inneren des Buches. Die ca. 200 Seiten teilen sich etwa zur Hälfte in Informationsteil mit Illustrationen und die Bastelbögen aus Papier, die man braucht, um die Papierröhrchen für das Bienenhaus herzustellen. Es ist ansprechend gestaltet und man merkt wieviel Liebe Jung in dieses Projekt gesteckt hat. Das einzige, das ich an der Aufmachung zu kritisieren habe ist, dass die Seitenzahlen nicht durchgängig aufgeführt sind. Das erschwert das Auffinden der Kapitel und auch das Zitieren. Leider findet man unter "Informationsquellen" neben allgemeinen Infoseiten, wie der vom Imkerbund, überwiegend kommerzielle Angebote wie z.B. Angebote zum Kauf von Mauerbienen für den Obstanbau.

Fazit
Für dieses Buch kann ich wegen der gravierenden, potentiell für Bienen tödlichen Fehler nur sagen: Finger weg!


1 Stern


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Wie man ein Bienenhaus ohne Fehler anfertigt, kann man beim SWR nachlesen

Informationen zu Wild-und Honigbienen, die fachlich richtig sind, bieten folgende Autoren:
Mein Insektenhotel - Wildbienen, Hummeln & Co. im Garten (Melanie von Orlow)

Makrokosmos Honigbiene (Claus-Peter Lieckfeld)

Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft (Helmut & Margrit Hintermeier)


Wildbienen: Die anderen Bienen (Paul Westrich)

 

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