Joe O’Loughlin ist einer der besten Psychologen Londons, doch dann begegnet er einem Patienten, der alles andere als seine Hilfe will …
Eine junge Krankenschwester wird grausam ermordet aufgefunden. Als die Polizei Joe O’Loughlin um Hilfe bei den Ermittlungen bittet, beschleicht diesen schon bald ein böser Verdacht: Die Verletzungen des Mordopfers stimmen in erschreckender Weise mit den Gewaltphantasien seines Patienten Moran überein. Joe ahnt nicht, dass er Gefahr läuft, in eine heimtückische Falle zu geraten – und dass nicht nur sein eigenes Leben an einem seidenen Faden hängt …
Originaltitel: The Suspect |
Die Grundidee der Handlung
Eher durch Zufall wird Joe O’Loughlin zu einem Mordfall befragt und in die Ermittlungen hineingezogen. Doch Joe hat ein großes Problem. Erstens hat er das Opfer früher einmal gekannt und zweitens zeigt der Fall viele Parallelen zu den Fantasien eines seiner Patienten. Was soll er tun? Sein Berufsgeheimnis verbietet ihm, den Fall zu melden und sein Gewissen bangt um weitere tote Frauen. Als sich Joe an den Ermittler Vincent Ruiz wendet, ist es bereits fast zu spät. Ein Netz aus Hass und Intrigen wird um den Psychologen O’Loughlin gespannt, in dem er selbst als Mörder präsentiert wird, und es zieht sich immer mehr zusammen …
Sobald man die verschiedenen Figuren und das Leben von Joe O’Loughlin kennengelernt hat, wird der Band immer spannender bis zum packenden Ende. Die Umsetzung ist vom etwas harzigen Einstieg abgesehen ausgezeichnet.
Stil und Sprache
Der Einstieg ist gemächlich und stellenweise fast schon langatmig, denn der Autor stellt zunächst die einzelnen Figuren und Joes Arbeit in den Vordergrund, sodass zwar ein weitverzweigtes Bild entsteht, die Spannung jedoch etwas auf sich warten lässt. Dafür taucht man mit der Ich-Perspektive tief in die Arbeit und das Leben eines Psychologen ein und hat schon bald einen Verdacht. Von Kapitel zu Kapitel steigt die Spannung in die Höhe, O’Loughlin wird immer tiefer in den Fall verstrickt und seine Schuld für die Polizei immer offensichtlicher. Das Netz der Intrige ist fein gewoben und nur durch Hartnäckigkeit und Cleverness schafft es Joe ganz knapp, der Polizei und dem Mörder einen Schritt voraus zu sein. Dabei stößt er auf immer neue Schrecken und auch sein Privatleben gerät komplett aus den Fugen.
Ab einem gewissen Punkt kann man den Band kaum mehr aus der Hand legen. In einem flüssigen und rasanten Schreibstil verfolgt man, wie die Katastrophe einerseits immer größer wird und andererseits unvermeidbar über den Protagonisten hereinbricht. Dazwischen gibt es auch sehr herzliche Szenen, berührende Momente oder solche, über die man lauthals lachen kann. Zusammen mit den zahlreichen unerwarteten Wendungen und der Auflösung, die noch weit verstrickter ist als gedacht, wird dem Leser wirklich viel geboten.
Figuren
Joe O’Loughlin ist ein sehr renommierter Psychologe und lebt glücklich mit seiner Frau Julianne und der Tochter Charlie in London. Seine Diagnose „Parkinson“ hat ihn jedoch kürzlich aus der Bahn geworfen und sein ganzes Leben ist in einem Strudel gefangen. Sein Humor und sein messerscharfer Verstand zeichnen ihn aus und dass sein Körper ihn ab und zu im Stich lässt, macht ihn umso sympathischer. Joe ist ein leidenschaftlicher Psychologe, der den Geheimnissen auf den Grund geht. Als Joe plötzlich als Mordverdächtiger gilt und sich das Netz immer mehr zusammenzieht, steht fest, dass das Ganze von langer Hand geplant und noch viel bedrohlicher ist, als angenommen.
Vincent Ruiz ist ein ungehobelter Polizist mit zahlreichen Vorurteilen, die durch seine Jahre im Dienst geprägt sind. Er glaubt nicht an psychologische Spielchen, sondern an handfeste Tatsachen. Teils ist er etwas stereotypisch angelegt, mal blitzt eine interessante Figur hervor, die beinahe schon sympathisch ist, aber nur beinahe.
Joes Familie, seine Kollegen und auch einige Patienten haben differenzierte Nebenrollen erhalten, sodass man sie schnell kennenlernt und sie auch bildlich gut vorstellen kann. Dazu kommen einzelne Personen, denen Joe bei seinen Nachforschungen und auf der Flucht begegnet. Michael Robotham hat sie alle lebendig und wirklichkeitsnah dargestellt, sodass sie im Gedächtnis haften bleiben.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit Klappbroschur macht einen stabilen Eindruck. Das sehr helle Cover ist von nackten Dornenranken eingerahmt, an denen sich ein feines rotes Tuch verfangen hat. Die Rückseite zeigt ein ähnliches Bild, jedoch sind nur am unteren Rand wenige Dornenranken mit einem Teil des Tuches abgebildet. Darüber ist auf hellem Grund die Inhaltsangabe zu sehen. Das Motiv wurde auch auf den Klappeninnenseiten weitergeführt. Dazu sind einige Zitate aus der Handlung abgedruckt. Ein Foto des Autors mit Kurzinfos und die Covers der nächsten Bände sind ebenfalls vorhanden.
Fazit
Zwar ein etwas gemächlicher Einstieg, aber ein sehr gelungener Auftakt einer interessanten Serie, von der ich mir noch viel verspreche. Die zunächst vermutete einfache Lösung des Falles stellt sich als viel komplexer und gefährlicher dar und steigert so die Spannung in große Höhe. Ausgezeichneter Lesestoff!
Hinweise
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