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Um seine Seele zu retten, muss er einen gefährlichen Weg zurücklegen ...
Ein langes, ruhmreiches Leben neigt sich dem Ende, doch William Marshal hat einen letzten Auftrag: Sein Knappe soll die Seide, die er als junger Mann in Jerusalem selbst gewoben hat, zum Orden der Templer bringen. Während er darauf wartet, dass seine letzte ritterliche Pflicht erfüllt wird, erinnert er sich an seine Vergangenheit. Denn er trat einst die lange Reise nach Jerusalem an, um seinem geliebten Prinzen ein Gelübde zu erfüllen. Doch die dunklen Pfade, auf denen er wanderte, brachten ihm neben großer Leidenschaft auch großen Verlust. Und doch wurde William Marshal in der heiligsten und gefährlichsten Stadt der Welt zum größten Ritter aller Zeiten …

 

 Der letzte Auftrag des Ritters

Originaltitel: Templar Silk
Autor: Elizabeth Chadwick
Übersetzer: Nina Bader
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 19. November 2018
ISBN: 978-3-641-22953-5
E-Book: 2894 KB (entspricht 672 Seiten)

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Die Grundidee der Handlung
William Marshal (1146/47-1219) war bereits in jungen Jahren ein erfolgreicher und gefürchteter Turnierkämpfer. Heinrich II. v. England machte ihn zum Waffenmeister und Lehrer seines ältesten Sohnes Heinrich, des „jungen Königs“, den er zwar krönen ließ, aber nicht an seiner Regierung beteiligte. Aus Empörung darüber wandte der Sohn sich gegen den Vater und versuchte, sein – vermeintliches – Recht zu erkämpfen. Bevor eine Versöhnung stattfinden konnte, starb er an der Ruhr und bat William auf dem Sterbebett, an seiner statt nach Jerusalem zu pilgern, weil er selbst sein Kreuzzugsgelübde nicht mehr erfüllen konnte.
Elizabeth Chadwick schildert Marshals fast dreijährige Reise – die historisch verbürgt ist – und hält sich dabei sehr nah an die tatsächlichen geschichtlichen Ereignisse im Heiligen Land, die sie glaubwürdig und spannend wieder gibt.


Stil und Sprache
Die Autorin schreibt hauptsächlich über die englische Geschichte des 12. Jahrhunderts, als die Dynastie der Plantagenet dort herrschte. Da William Marshal ihnen – von Heinrich II. über seine drei Söhne Heinrich („der junge König“), Richard I. (Löwenherz), Johann (ohne Land), bis zu seinem Enkel Heinrich III. – mehr als 50 Jahre lang mit großer Tapferkeit und Treue diente, kommt er in fast allen ihren Büchern vor, manchmal nur als Nebenfigur – zum Beispiel in "Die Rose von Windsor" und in "Die englische Rebellin". Aber sie hat ihm auch eine eigene Reihe gewidmet, von der dieser Roman der vierte Teil ist. Dabei handelt es sich allerdings nur um einen sehr kleinen Ausschnitt seines Lebens – nämlich seinen knapp dreijährigen Aufenthalt im Heiligen Land – und daher ist es nicht unbedingt notwendig, die anderen Bände zu kennen.
Der Leser begleitet William – als Beobachter von außen – nicht nur auf seiner gefahrvollen Reise, sondern auch mehr als 30 Jahre später in seiner letzten Lebensphase, als er sich in Rückblenden daran erinnert.
Bereits in „Der Ritter der Königin“ erklärt die Autorin im Nachwort, dass die Daten von Williams Pilgerfahrt zwar bekannt sind, nicht aber, was er in dieser Zeit tatsächlich dort gemacht hat. Ihr blieb also sehr viel Raum, diese Lücken mit ihrer eigenen Phantasie zu füllen. Überwiegend fiktiv sind jedoch nur Williams Erlebnisse selbst, denn die historischen Ereignisse und Personen stellt sie so dar, wie sie wirklich belegt sind, wobei es ihr hier auch gelingt, ihren Helden überzeugend in das Geschehen zu integrieren. Weniger nachvollziehbar ist dagegen, dass ein Mann seines Charakters und seiner Erfahrung, sich und seine Gefährten wegen einer – fiktiven – „Liebschaft“ in große Gefahr bringt und mit welcher Naivität er dabei handelt. Das wirkt stellenweise ziemlich unglaubwürdig und stört damit den Gesamteindruck der Erzählung.
Die Übersetzung von Nina Bader – die schon sehr viele andere Bücher von E. Chadwick bearbeitet hat – ist sprachlich wieder sehr schön und zeitgemäß.
Ein wenig irritierend mögen für manche Leser die sehr detaillierten Beschreibungen von Williams Bußübungen und Gebeten erscheinen. Man darf aber dabei nicht vergessen, dass der Glaube im 12. Jahrhundert – und vor allem im Heiligen Land – von großer Bedeutung war und von daher sind diese Schilderungen durchaus verständlich und passend.


Figuren
William Marshal hat ein überaus interessantes und spannendes Leben geführt.
Er brachte es vom besitzlosen jüngeren Sohn eines einfachen Ritters aus eigener Kraft zum Earl of Pembroke – einem der reichsten Männer des Landes – und sogar zum Regenten des Reiches für den unmündigen Heinrich III.. Seine Redlichkeit, sein Mut und die unbedingte Treue zu seinem jeweiligen Herrscher – in einer Zeit, da viele Vasallen die Seiten so häufig, wie das sprichwörtliche "Hemd" wechselten – nötigte schon seinen Zeitgenossen so viel Respekt und Bewunderung ab, dass sie ihn mit dem Ehrennamen „der beste aller Ritter“ auszeichneten. Sein ältester Sohn hat einige Jahre nach Williams Tod eine „Biografie“ seines Vaters – „L'Histoire de Guillaume le Maréchal“, eine altfranzösische Verschronik in der Sprache des überwiegend normannischen Adels – in Auftrag gegeben. Es handelt sich hierbei um eine sehr umfassende Schilderung seines Lebens und von daher wissen wir heute über ihn so viel, wie über kaum eine andere bedeutende Person dieser Epoche.
Die historischen Figuren im „Outremer“ – allen voran König Balduin IV. v. Jerusalem und Guy v. Lusignan und seine Frau Sibylle v. Jerusalem – sind genau so beschrieben, wie sie auch dokumentiert sind. Vor allem Balduin – der leprakranke, aber kluge und tapfere junge König – weckt Mitgefühl und Anteilnahme. Sein Schwager und Widersacher Guy dagegen weit weniger.
Heinrich II., Königin Eleonore v. Aquitanien und ihre Söhne spielen in diesem Buch nur Nebenrollen, werden aber als Williams Lehnsherren doch oft erwähnt und nehmen entscheidenden Einfluss auf sein Leben, das er ganz in den Dienst ihrer Dynastie – der Plantagenet – gestellt hat.
In den Szenen an seinem Krankenbett treten immer wieder Mitglieder von Williams Familie auf. Seine Gattin – Isabelle de Clare – war mehr als 20 Jahre jünger als er, aber die Ehe soll sehr glücklich gewesen sein und aus ihr gingen 10 Kinder hervor, die den kranken Vater oft besuchen und betreuen. Das beschreibt Elizabeth Chadwick sehr einfühlsam und bewegend.


Aufmachung des Buches
Das Cover des E-Books zeigt einen Mann im Gambeson – einer gesteppten Weste, die unter der Rüstung getragen wurde – und mit gezogenem Schwert. Das Gesicht ist leider nur bis zur Nasenwurzel erkennbar. Im Hintergrund steht eine junge Frau in einem kostbaren grün-goldenen Gewand. Beide befinden sich im Hof einer Burganlage, die – genau wie ihre Kleidung – in die Zeit der Handlung passt.
Diese spielt sich wechselweise zwischen April/Mai 1219 und Juli 1183 – April 1186 ab und umfasst 40 Kapitel. Daran schließen sich ein Nachwort der Autorin zur Geschichte und 2 Danksagungen an.


Fazit
William Marshal ist eine absolut herausragende Persönlichkeit des englischen Hochmittelalters – und seit langem eine meiner historischen "Lieblingsfiguren" – und hat schon viele Autoren zu Biografien und Romanen inspiriert, die ich größtenteils – auf deutsch – gelesen habe. So auch die mehrteilige Reihe von Elizabeth Chadwick. Eigentlich hat sie in den drei ersten Bänden schon alles über sein Leben erzählt, bis auf die 3 Jahre seiner Pilgerfahrt, über die auch die Chronik nur kurz berichtet, dass sie tatsächlich stattfand. Daher enthält dieser vierte Teil im Grunde recht wenig über den historischen William, lediglich die Vorbereitungen für seinen Tod und sein Begräbnis sind belegt und hier auch entsprechend dargestellt. Einige der fiktiven Handlungen, die die Autorin sich für ihn ausgedacht hat, stehen aber in so krassem Gegensatz zu den Eigenschaften, für die er von seinen Zeitgenossen geachtet und verehrt wurde, dass ich ihn manchmal nicht wieder erkannt habe. Damit hat Frau Chadwick William teilweise völlig unterschiedlich zu ihren anderen Büchern charakterisiert, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Sehr interessant und authentisch ist dagegen die Beschreibung der Verhältnisse im Heiligen Land, die Kämpfe gegen die Sarazenen und die Intrigen um die Nachfolge des kranken Königs Balduin, die sich wirklich so ähnlich abgespielt haben.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort (Link zum TB)

Die 3 Vorgänger sind alle als eBooks erhältlich, als Taschenbücher teilweise nur noch gebraucht.
Die Liste zeigt die chronologische Reihenfolge an. Die Autorin hat „Das Banner der Königin“ erst als 3. Buch geschrieben, es handelt aber von William Marshals Eltern und seiner Kindheit und sollte daher zuerst gelesen werden.

Backlist:
Band 1: Das Banner der Königin
Band 2: Der Ritter der Königin
Band 3: Der scharlachrote Löwe

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