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Mina Kovač ist auf der verzweifelten Flucht vor ihrem Mann Andreis, nachdem dieser sie fast totgeprügelt hat. Alles, was sie möchte, ist, ihren kleinen Sohn in Sicherheit zu wissen. Nora Linde wiederum versucht schon seit längerer Zeit, Andreis, der als Kopf der Stockholmer Drogenszene gilt, dingfest zu machen. Eine Aussage Minas würde da sehr helfen. Doch Mina hat Angst und Andreis Vertraute, die ihn  beschützen. Eine beispiellose Verfolgungsjagd beginnt …

 

Flucht in die Schaeren 

Originaltitel: I fel sällskap
Autor: Viveca Sten
Übersetzer: Dagmar Lendt
Verlag: KiWi
Erschienen: 11/2018
ISBN: 978-3462051971
Seitenzahl: 464 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Nora Linde hat einen richtig großen Fall: Der mutmaßliche Kopf der Drogenszene Stockholms soll aus Mangel an Beweisen „nur“ wegen Steuerhinterziehung vor Gericht kommen. Nora fehlen aber auch hierfür echte Beweise und außerdem die Mittel, Kovač zu einer wirklich langen Haftstrafe zu verurteilen. Als Kovačs Ehefrau Mina nach einer üblen Misshandlung vor ihrem Mann fliehen kann, sieht Nora die Möglichkeit, sie zu einer Aussage zu bewegen. Doch Mina hat Angst – zu Recht, denn Andreis setzt alles daran, sie aufzuspüren und zum Schweigen zu bringen.

Viveca Sten hat dieses Mal ein etwas anderes Setting gewählt und zumindest zu Beginn geht es nicht um einen Mord. Vielmehr steht die Situation um eine wiederholt misshandelte Frau im Mittelpunkt und zumindest teilweise lässt sich nachvollziehen, warum diese Frauen so handeln, wie sie es tun. Ein wichtiges Thema, das gar nicht genug Aufmerksamkeit bekommen kann.


Stil und Sprache
Wie immer erzählt Viveca Sten abwechselnd aus Sicht von Thomas Andreasson und seiner Jugendfreundin Nora Linde, hinzu kommt in diesem Band noch Mina Kovač, die eine entscheidende Rolle spielt. Mit ihr beginnt auch alles, sehr eindringlich wird bereits im ersten Kapitel ihr Leben dargestellt, förmlich eingesperrt in ihrer Wohnung, völlig abhängig von den Launen ihres gewalttätigen Mannes und jede Minute bemüht, nur nichts falsch zu machen, um ihn nicht zu reizen.

Besonders ihre Passagen wirken lange nach, dagegen fühlt sich Thomas’ angespanntes Verhältnis zu seiner getrennt lebenden Frau eher harmlos an. Er kommt auch recht spät mit ins Spiel, das Hauptaugenmerk liegt auf Mina und Nora. Aber auch die beiden Frauen schaffen es, die Geschichte lebendig zu gestalten und die Spannung in immer neue Höhen zu treiben. Von Anfang an ist das Level diesbezüglich recht hoch und fällt auch zwischendurch immer nur kurz ab, das Ende ist noch einmal ein weiterer Höhepunkt und auf der letzten Seite gibt es noch einen kleinen Twist, der nicht nur Mina einen Schauer den Rücken hinunterlaufen lässt.

Allerdings gibt es auch schwächere Passagen, nämlich diejenigen, in denen Andreis‘ Flucht aus Bosnien geschildert wird. Was diese mit der Gegenwart zu tun hat, wird nicht wirklich klar, man kann sich höchstens denken, dass mit ihr sein aggressives, menschverachtendes Wesen erklärt werden soll. Einige Logikfehler gibt es außerdem, vor allem hat mich sehr gestört, dass Mina auf der Flucht die ganze Zeit über ihr Handy behält und es auch eingeschaltet lässt. Nach meinem Verständnis wäre das in ihrer Situation das erste, was man austauscht, schon allein, damit der verlassene Ehemann keine Drohungen verschicken kann.


Figuren
Nora Linde und Thomas Andreasson kennt der regelmäßige Leser dieser Reihe ja bereits, Mina Kovač hingegen ist neu. Sie ist einerseits total clever, dann aber wieder unglaublich naiv und geht etliche unnötige Risiken ein, wie etwa das eingeschaltete Handy. Man möchte sie immer wieder mal schütteln und zur Ordnung rufen … das gilt allerdings auch für Nora Linde, die Mina auf einer Schäreninsel unterbringt, ohne Fluchtmöglichkeit und mit sehr begrenzten Zugangsmöglichkeiten im Notfall. Thomas Andreasson hingegen macht alles richtig, hat aber nur eine Nebenrolle inne.

Andreis Kovač ist das personifizierte Böse, ein richtig fieser, brandgefährlicher Typ, der vor nichts zurückschreckt. Für die Drecksarbeit hat er seine Leute und es ist zu befürchten, dass er selbst aus dem Gefängnis heraus noch seine illegalen Geschäfte steuern könnte. Alle Figuren wirken lebendig, da gibt es – bis auf die bereits benannten kleinen Mängel – nichts zu meckern.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Klappbroschur-Buch ist ganz in Blau gehalten und zeigt auf dem Cover ein paar kleine Schäreninseln. Innen gibt es 137 nummerierte Kapitel, die teilweise mit dem Datum der Handlung überschrieben sind, sowie einen kurzen Epilog.


Fazit
Ein wirklich spannender Fall, der sich vom Rest der Serie in einigen Punkte abhebt – trotz einiger kleiner Schwächen richtig guter Lesestoff.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 4: Mörderische Schärennächte
Band 5: Beim ersten Schärenlicht
Band 6: Tod in stiller Nacht
Band 7: Tödliche Nachbarschaft
Band 8: Mörderisches Ufer

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