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„Es war still, von einem Moment auf den anderen. Es gab diese paar peinlichen Sekunden, in denen sie weitertanzten, jetzt bei greller Aufräumbeleuchtung und ohne narkotisches Plimplam, dann schauten sie auf und die Welt schaute zu.“

Ein Skandal und ein überraschender Todesfall in den besten Kreisen der Zürcher Gesellschaft. Ein junger Diener, der Jahre später zurückblickt und die Bruchstücke der Geschichte neu zusammensetzt. Der dritte Roman von Verena Rossbacher ist ein literarisches Ereignis – voller psychologischer Brillanz, umwerfender Poesie und doppelbödigem Humor.

 

Ich war Diener im Hause Hobbs 

Autor: Verena Rossbacher
Verlag: KiWi
Erschienen: 08/2018
ISBN: 978-3462048261
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Christian Kauffmann ist Diener, eigentlich gelernter Butler, und er hat sich nach seiner Ausbildung entschieden, nicht in einem großen Hotel anzufangen, sondern in einem Privathaushalt. Er kommt zur Familie Hobbs, bestehend aus einem Rechtsanwalt und seiner Frau, zwei Kindern und dem Bruder des Anwalts, der als Künstler im Gartenpavillon der Villa lebt. Christians Leben ist eintönig, aber ihm gefällt es, er mag die Routinen und er hasst Überraschungen. In seiner Dienerrolle ist er oft praktisch unsichtbar und bekommt einige Dinge mit, die er möglicherweise nicht wissen sollte. Als seine Welt von einem Tag auf den anderen zusammenbricht, rekapituliert er für die Leser, was eigentlich passiert ist und warum.

Zunächst braucht es beim Leser eine Menge Geduld, um die Zusammenhänge zu verstehen, vieles wirkt überflüssig und zu detailverliebt, aber zum Schluss offenbart sich, dass alles schon seinen Sinn hat und alle Puzzlestücke finden ihren Platz.


Stil und Sprache
Christian erzählt die komplette Geschichte aus seiner Sicht, lässt kein Detail aus und ergeht sich förmlich in Rückblenden und Erklärungen. Das ist zu Beginn etwas verwirrend, weil die Zeitebenen nicht benannt werden und man oft nicht weiß, was in welcher Reihenfolge zusammengehört. Es gilt jede Menge Namen zu sortieren, zudem sind Jean Hobbs und sein Bruder Gerome Zwillinge, was auch Christians Wahrnehmung nicht gerade erleichtert.

Nach einem Prolog, der sich eigentlich mit dem – vermeintlichen – Ende der Geschichte beschäftigt, plätschert zunächst alles ein wenig vor sich hin. Christian erzählt, wie er zu seinem Beruf und zu seiner Anstellung bei den Hobbs‘ kam, berichtet von seinem Heimatort und seinen Freunden. Spannung kommt erst auf, als seine beiden Welten sich miteinander zu vermischen drohen, als nämlich Frau Hobbs unbedingt seine Schulfreunde kennenlernen will. Christian entgleitet die Sache mehr und mehr und er muss dabei zusehen, wie alles auf den großen Knall zuläuft und am Ende seine Welt in Trümmern liegt.

Verena Rossbacher hat den perfekten Stil für diese Geschichte, feine Formulierungen, ungewöhnliche Bilder und Christians geschliffene Sprache seinen Arbeitgebern gegenüber. Aber auch Christians andere Welt bringt sie sprachlich geschickt an den Leser, hier verwendet sie deutlich gröbere Formulierungen, die Dialoge in der alten Freundesclique fallen um einiges robuster aus. Alles in allem ungewöhnlich, aber ein großes Lesevergnügen.


Figuren
Wie schon erwähnt, schildert ausschließlich Christian seine Sicht der Dinge und so erfährt man eben auch nur das, was er einen wissen lassen will. Er selbst ist bereit, zugunsten seiner Rolle als Butler seine eigene Persönlichkeit fast vollkommen aufzugeben, ja er ändert sogar seinen Vornamen, weil Frau Hobbs‘ Vater ebenfalls Christian heißt und sie ihn lieber Robert nennen möchte. Auch als Christians komplettes Leben zusammenbricht, kann er nicht aus seiner Haut heraus, bewahrt unverbrüchlich die Contenance und leidet lieber stumm, als sich irgendeine Blöße zu geben.

Die Zahl der in die Geschichte verwickelten Personen ist groß, allerdings wirken sie alle aus weiter Distanz betrachtet und man kommt nicht wirklich an sie heran. Dazu kommt, dass Christian zum Beispiel niemals ein vertrauliches Gespräch mit seiner Dienstherrin führen würde, sondern eher im Geheimen Einzelheiten über ihr Leben sammelt. So geschieht es, dass nahezu alle Beteiligten ihre Geheimnisse bis zum Schluss behalten und niemand wirklich offen redet.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat einen weißen Schutzumschlag, auf dem nur oben zwei farbige Staubwedel und unten zwei Palmenblätter zu sehen sind. Diese Dinge stammen aus einer Schlüsselszene des Romans und erklären sich damit erst nach dem Lesen. Innen gibt es zwischen Prolog und Epilog 67 nummerierte Kapitel, die teilweise nur wenige Absätze lang sind. Ein rotes Lesebändchen komplettiert die hochwertige Ausstattung.


Fazit
Eine große Geschichte, leise erzählt und absolut lesenswert!


4 5 Sterne


Hinweise
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