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Eine brutale Mordserie zieht sich durch Amerika. Bei den Opfern handelt es sich um sechsjährige Mädchen, die in betender Stellung aufgefunden wurden. Beim letzten Opfer findet das FBI endlich einen Hinweis: Blut- und Hautspuren des Mörders auf einem Kruzifix. Ein DNS-Vergleich liefert seltsame Ergebnisse: Bei dem Mörder handelt es sich um den Mann, der im Turiner Grabtuch eingewickelt war. Jenem Tuch, das nach neusten Forschungsergebnissen als das Grabtuch von Jesus Christus gilt. Ist der Sohn Gottes der gesuchte Serienmörder? Alles scheint darauf hinzuweisen, umso mehr, als das Tuch sich plötzlich zu verändern beginnt.

 

  Autor: Gian Carlo Ronelli
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: 04/2007
ISBN: 978-3-940235-00-8
Seitenzahl: 197 Seiten


Die Grundidee der Handlung
3 Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen am Turiner Grabtuch zusammen: Der FBI-Agent Mark Grimley, Mercedes Brightman, die Koryphäe auf dem Gebiet der Genetik und Biochemie, und Professor Ron Kramer, Experte für das Turiner Grabtuch.
Special Agent Grimley will den „Reverend“ fassen, jenen brutalen Serienkiller, der bereits 6 kleine Mädchen ermordet hat. Nun sagt ein DNS-Vergleich mit den Datenbanken dieser Welt, dass der Mann, der in das Turiner Grabtuch eingewickelt war, der gesuchte Mörder ist.
Ron Kramer „weiß“, dass Jesus Christus in dieses Tuch eingewickelt war. Sein Glaube liefert die nötigen Erklärungen, aber kann Christus, der vor fast 2000 Jahren für uns am Kreuz gestorben ist, der Mörder von kleinen Mädchen sein?
Nun beginnt das Tuch, sich zu verändern – wie genau, will ich jetzt hier nicht verraten – und Mercy Brightmann mit ihrem Spezialgebiet kommt ins Spiel. Sie ist Wissenschaftlerin durch und durch, und wenn die DNS-Analyse sagt, Jesus ist ein Serienkiller, dann lügt die Wissenschaft auf keinen Fall.
Diese drei müssen nun zusammenarbeiten, um das Geheimnis zu lüften.

Der Grundgedanke ist genial und verspricht Spannung und kontroverse Diskussionen der Figuren.


Stil und Sprache
Im Prolog über knappe 3 Seiten werden 3 Handlungsstränge gestartet. In jedem Teil findet ein bahnbrechendes Ereignis statt, das aber nur angedeutet wird. Der Leser kommt sich vor wie auf einer Achterbahn, wenn die Wagen den ersten großen Berg hinaufgezogen werden. Kommt ein Looping, eine Schraube oder einfach nur eine wahnsinns Schussfahrt? Es ist egal, was kommt, wir nehmen alles. So sollte ein Thriller beginnen. Der Autor zieht den Leser von Anfang an in seinen Bann.
Zu Beginn der eigentlichen Geschichte kommt der kurze Moment zum Luftholen. Wir lernen die agierenden Personen kennen. Die Informationen, die der Leser benötigt, um sich in der Geschichte zu recht zu finden, fließen nebenbei mit ein, ohne die Spannungskurve zu unterbrechen.
Gian Carlo Ronelli bedient sich einer klaren Sprache, die geprägt ist von schönen bildhaften Vergleichen. Mit Hilfe dieser Vergleiche gelingt es dem Leser, exzellente Bilder in seinem Kopf entstehen zu lassen. Ich konnte mir z.B. sehr gut vorstellen, wie ein süßes Lächeln von Mercy aussieht, wenn „jede Sachertorte dagegen ein Gemisch aus Essig, Salz und saurer Milch wäre“ (S. 27).

Die Handlung wird in der 3.Person, abwechselnd aus Sicht der Hauptcharaktere Mercy, Ron und Mark, erzählt. Die Perspektiven wechseln häufig hin und her. Das erhöht die Spannung nochmals enorm. Perspektivwechsel werden durch Absätze im Text angezeigt, denen jeweils der Ort der nun folgenden Handlung vorausgestellt ist. So hat der Leser keine Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Die vielen Absätze erhöhen auch die Lesegeschwindigkeit, man ist doch immer wieder versucht, noch schnell bis zum nächsten Absatz zu lesen. Dazu trägt auch der ein oder andere Cliffhanger zum Ende eines Absatzes bei.

Der Autor hat einen genialen Plot erdacht mit einer ansteigenden Spannungskurve bis zum grandiosen Finale, das ich so in dieser Art nicht erwartet hätte. Ich muss allerdings sagen, dass ich das Ende zweimal gelesen habe, bis es mir ganz klar war. Auch bei den Passagen, in denen es um das Zeitparadoxon geht, hatte ich so meine Verständnisschwierigkeiten. Das mag aber durchaus an meinem mangelnden Vorstellungsvermögen für solche Dinge liegen.

„Der letzte Engel“ ist der 1. Teil der Goweli-Trilogie. Im Text gibt es ganz kleine Andeutungen auf die beiden noch folgenden Teile.


Figuren
Die Hauptperson, die uns auch auf jeden Fall durch die nächsten Bände begleiten wird, ist Special Agent Mark Grimley, ein Indianer, genannt: der Medizinmann. Wenn es beim FBI Fälle gibt, bei denen rationale Erklärungen nicht ausreichen, dann wird er geholt. Er glaubt an die Hilfe seiner Vorfahren und bittet sie in schwierigen Situationen um Hilfe und Schutz. Aus seiner Vergangenheit schleppt er ein massives Päckchen mit sich herum, einen Vorfall, mit dem er noch lange nicht abgeschlossen hat. Gerade dadurch wirkt er sehr gut ausgearbeitet und dreidimensional. Seine bevorzugten Waffen sind Messer und Tomahawk, eben typisch Indianer. Der Titel der Trilogie – Goweli – ist seiner Sprache entnommen und hat eine grundlegende Bedeutung für sein Weltverständnis.

Ron Kramer ist Wissenschaftler und gleichzeitig Theologe, ein Experte für das Turiner Grabtuch. Auch er ist ein Typ mit Ecken und Kanten, er kann z.B. Menschen nicht die Hand geben. Im Laufe der Geschichte wächst er über sich hinaus. Diese Veränderungen und Weiterentwicklungen sind glaubhaft dargestellt. Der Leser hat keine Schwierigkeiten, sie nachzuvollziehen.

Mercy Brightman ist Wissenschaftlerin durch und durch. Ihren Glauben hat sie verloren, als ihr kleiner Bruder in jungen Jahren an einem Gehirntumor starb. Um anderen Kindern so ein Schicksal zu ersparen, ist sie auf dem Gebiet der Genetik und Biochemie tätig. Sie wird im Laufe der Geschichte mit Phänomenen konfrontiert, die sie mit Hilfe ihrer Wissenschaft nicht erklären kann. Ihre Gedankengänge und Zweifel werden transparent dargestellt. Letztendlich muss sie in Sekundenschnelle entscheiden, ob sie Gott vertraut oder nicht. Der Leser hat keine Schwierigkeiten, sich mit dieser Figur zu identifizieren.

Nebenfiguren gibt es einige, allerdings hat man als Leser keine Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten. Sie alle werden gut eingeführt und sind mit dem nötigen Hintergrund versehen.
Eine der interessantesten Figuren ist „Er“, der Täter, eine Person, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Auf den ersten Blick ist seine Herkunft etwas schwierig zu verstehen, aber der Autor hat es geschafft, diesen Punkt verständlich darzulegen. Eine seiner Äußerungen gegenüber Ron hat mich an eine sehr bekannte Begebenheit zwischen Jesus und Petrus beim letzten Abendmahl erinnert. Ich denke, diese Ähnlichkeit ist vom Autor beabsichtigt.


Aufmachung des Buches
„Der letzte Engel“, der Titel ist übrigens sehr passend gewählt, liegt in broschierter Ausgabe vor. Allerdings ist das Format etwas größer als sonst bei Taschenbüchern üblich. Trotz der Größe lässt es sich gut handhaben, zumal es mit seinen knapp 200 Seiten nicht sonderlich dick ist. Das Druckbild ist klein, aber sehr klar und somit gut zu lesen. Beim ersten Aufschlagen fällt auf, dass die Seiten viel weiter bedruckt sind, als bei anderen Büchern und somit mehr Text auf eine Seite passt. Im herkömmlichen Taschenbuchformat mit gängigem Schriftbild wäre dieses Buch sicher um einiges dicker und unhandlicher geworden. Interessanterweise fängt der Text auf Seite 4 oben links an.

Das Cover ist ziemlich dunkel gehalten, in verschwommenen Blau-, Grün und Grautönen. Es zeigt den zur Seite geneigten Kopf eines Mannes und einen kleinen Teil seines Oberkörpers – Christus am Kreuz? Die Rückseite ist hellbraun. Der Text auf der Rückseite ist weniger eine kurze Inhaltsangabe als vielmehr eine Zusammenfassung der Ereignisse vor Beginn des Buches. Das nenne ich eine außergewöhnliche Art und Weise, die Rückseite eines Buches zu nutzen.

Der Text ist in einen Prolog, 18 Kapitel und einen Epilog eingeteilt. Die Kapitel sind, wie schon erwähnt, in viele Abschnitte unterteilt, denen jeweils die Ortsbeschreibung vorangeht.


Fazit
„Der letzte Engel“ ist der mehr als gelungene Auftakt der Goweli-Trilogie, einer Serie, in der Special Agent Mark Grimley im Mittelpunkt steht. Es ist ein spannungsgeladener Thriller mit genau der richtigen Menge an mystischen Elementen. Der Plot ist genau so außergewöhnlich wie interessant. Ich bin mehr als gespannt auf die beiden nächsten Teile „Die unbefleckte Empfängnis“ und „Die Offenbarung“ und hoffe, dass Gian Carlo Ronelli die hohen Erwartungen, die er im Leser mit diesem grandiosen 1. Teil geweckt hat, mit den folgenden Bänden erfüllen kann.


5 Sterne


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