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Es ist der Morgen nach dem großen Austernfest. Kommissarin Karen Eiken Hornby, Ende 40, wacht betrunken neben ihrem arroganten Chef in einem Hotelzimmer auf. Etwa zur gleichen Zeit wird eine Frau brutal in ihrem Haus erschlagen. Das Opfer ist ausgerechnet die Ex-Frau des Mannes, mit dem Hornby gerade die Nacht verbracht hat. Ihr Chef kann den Fall nicht übernehmen, da er zu den potentiellen Verdächtigen gehört. Hornby wittert eine große Chance – sie soll den Fall übernehmen und kann endlich zeigen, dass sie mehr drauf hat. Zuvor muss sie jedoch noch ein anderes Alibi für ihren Chef finden. Hornby beginnt zu suchen. Das Mordopfer kam in einem Kollektiv zur Welt. Nahm dort das Unheil seinen Anfang? An der rauen Küste Doggerlands deckt Karen Eiken Hornby eine alte Lüge auf, die das ganze Land erschüttern wird.

 

Fehltritt 

Originaltitel: Felsteg
Autor: Maria Adolfsson
Übersetzer: Stefanie Werner
Verlag: List
Erschienen: Dezember 2018
ISBN: 978-3-471-35182-6
Seitenzahl: 512 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Nach einer durchzechten Nacht an der Seite ihres arroganten Chefs aufgewacht, kann es eigentlich gar nicht mehr schlimmer kommen. Doch kaum zu Hause, wird Kommissarin Karen Eiken Hornby vom Polizeichef persönlich schon wieder aus dem Schlaf geklingelt. Die Exfrau von Jounas wurde vor wenigen Stunden ermordet, wodurch er als Ermittler ausfällt und vom Dienst suspendiert wird. Karen übernimmt die Leitung und ihr schlägt nicht nur die teilweise Verachtung ihrer Kollegen entgegen, sondern es verlaufen immer wieder sämtliche Erkenntnisse im Sande. Zwar war das Opfer äußerst unbeliebt, ein Motiv für das schreckliche Verbrechen können Karen und ihr Team jedoch einfach nicht finden. Doch sie gibt nicht auf, mit gefährlichen Folgen …

Die Inhaltsangabe liest sich spannend und weckt die Neugier. Der Einstieg ist denn auch leicht, doch plätschert die Krimihandlung danach eine Weile vor sich hin. Viele Einzelheiten zu den Personen sowie den Schauplätzen nehmen die Spannung raus, sodass es vorübergehend fast langweilig wird. Zum Glück gibt sich das mit der Zeit, sodass das letzte Drittel vollüberzeugen kann.


Stil und Sprache
Der Fokus liegt zu Beginn auf Karen Eiken Hornby, die in der dritten Person ihre Sicht der Dinge präsentiert, zunächst ihre Vergangenheit jedoch gänzlich vernachlässigt. Sie beschreibt die Ereignisse nüchtern, detailliert und viel aus ihrem persönlichen Alltag; ihr Umfeld und die Umgebung wird dem Leser nach und nach präsentiert. So lernt man zwar die verschiedenen Figuren langsam kennen, es nimmt jedoch die Spannung sehr heraus und führt besonders bei der Umgebungsbeschreibung zu Längen. Und die Ermittlungen scheinen vorübergehend fast zweitrangig zu sein, weil die Intrigen unter den Kollegen sowie Machtkämpfe ebenso wichtig zu sein scheinen wie die Leiche beim Pathologen.

Auch die Hintergründe zur Ermordeten werden nur häppchenweise präsentiert. So wechselt der Schauplatz in regelmäßigen Abständen in die Vergangenheit, die aber erst gegen Ende ihr wahres Gewicht erkennen lässt. Wie der Beginn ist das letzte Drittel am besten gelungen. Die Spannung steigt merklich an, die Ereignisse ziehen sich immer mehr zusammen und die Perspektive wechselt zuweilen kurz zu anderen Figuren. Die Auflösung des Falles kommt unerwartet und mit einem lauten Knall. Der Showdown ist dabei packend und ausgezeichnet gelungen.


Figuren
Karen Eiken Hornby ist wenig beliebt im Polizeirevier. Einerseits schlägt ihr als Frau ein harter Wind entgegen, andererseits ist sie nach langen Jahren aus England zurück in die Heimat gekommen. Bisher wurde sie bei wichtigen Fällen konsequent übergangen und steht plötzlich als Ermittlungsleiterin nicht nur an vorderster Front, sondern sie muss auch noch verhindern, dass ihre Nacht mit dem verdächtigen Ex-Ehemann des Opfers ans Licht kommt. Gegen alle Widerstände und Befehlen des Polizeichefs zum Trotz geht Karen den Ungereimtheiten immer weiter nach und sticht plötzlich unbemerkt in ein Wespennest mit gefährlichen Folgen.

Die Polizeistation ist zwar nicht nur eine Männerdomäne, aber die Hierarchie ist vorgegeben und Sticheleinen auf persönlicher Ebene und zuweilen unter der Gürtellinie sind an der Tagesordnung. Sympathische Figuren findet man dort nicht viele, dafür haben sie ausgeprägte Ecken und Kanten, persönliche Probleme und sind durchweg überarbeitet. Das Opfer war auch keine angenehme Person, mit dem Ex-Mann und der Tochter ebenso zerstritten wie mit den Nachbarn und den Arbeitskollegen.

Einzig Karen hat einen kleinen Freundes- und Familienkreis, den man ebenfalls kennenlernt und der das Bild der Figuren schön abrundet.


Aufmachung des Buches
Das Buch wurde als großformatige Klappbroschur verlegt und hat eine komplett glänzende Oberfläche mit Ausnahme der weißen Baumlandschaft. Die Schriftzüge sind leicht erhaben aufgedruckt. Besonders gut gefällt mir der Kontrast vom grünen Titel zur hellen Uferlandschaft. Die Rückseite zeigt am unteren Rand ebenfalls die hellen Bäume, darüber im komplett schwarzen Bereich ist die Inhaltsangabe abgedruckt.


Fazit
Nach einem sehr interessanten Einstieg flacht die Handlung merklich ab, zu stark liegt der Fokus auf Land und Leuten mit deren Ängsten und Sorgen. Im letzten Drittel steigern sich das Tempo und die Spannung bis zum gelungenen, packenden Ende. Es wird interessant sein, wie der nächste Fall der sympathischen Karen Eiken Hornby aussehen wird, wo vermutlich nicht mehr so viel Hintergrund vorhanden sein dürfte.


3 5 Sterne


Hinweise
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