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Die Küche der alten Römer hält auch für moderne Gaumen echte Geschmackserlebnisse bereit. Nicht umsonst gilt das älteste erhaltene Kochbuch des römischen Altertums, De re coquinaria (Über die Kochkunst), unter Gourmets schon lange als Geheimtipp. Edgar Comes hat die besten der antiken Gerichte und Menüs, die er bei vielen Gelegenheiten getestet und perfektioniert hat, in seinem Römer-Kochbuch zusammengestellt: Vorspeisen, sehr vielfältige Hauptgerichte und Beilagen sowie Desserts. Der Autor beschreibt die römische Küche von ihrer Entstehung in archaischer Zeit bis hin zur Vielfalt eines Marcus Gavius Apicius und auch die damals vorhandenen Zutaten sowie die gesamte Bandbreite römischer Kräuter und Gewürze. Schließlich gibt er Tipps und Informationen, wo Zutaten und Repliken von Küchen- und Keramikausstattung bezogen werden können. Das Buch wurde im Jahr 2009 mit dem World Cookbook Award in der Kategorie „Best Italian Cuisine Book in Germany“ ausgezeichnet. 

Roemer Kochbuch 

Autor: Edgar Comes
Verlag: Zauberfeder Verlag
Erschienen: 20. Juli 2018
ISBN: 978-3938922866
Seitenzahl: 128 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Edgar Comes hat sich, obwohl nicht vom Fach, der experimentellen Archäologie verschrieben. Besonderen Wert legt er dabei auf die römische Küche. Seine Erfahrungen mit ihr gibt er in Workshops und Kochkursen weiter. Und so kann man davon ausgehen, dass in diesem Buch nur die Speisen versammelt sind, die sich mit den heutigen Mitteln nachkochen lassen und die auch dem modernen Menschen munden.

In einer kurzen Einleitung informiert der Autor die LeserInnen über den römischen Alltag, die Essgewohnheiten und Tischsitten. Er behandelt die "Rohstoffe", also die damals bekannten Lebensmittel und listet auf, welche man damals noch nicht kannte. Zu unserem Glück haben sich doch einige antike Texte, allen voran das Kochbuch des Apicius, erhalten. Comes übernimmt daraus viele Speisen und hält sich bei Apicius (nach meinen Recherchen) ziemlich genau an die Zutatenliste und die Arbeitsanleitungen (sofern vorhanden) und erreicht dadurch ein hohes Maß an Authentizität. Die Gerichte sind gut ausgewählt, aus heutiger Sicht eher bodenständig als exquisit; Gemüse, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte – alles dabei. Bedenken sollte man allerdings auch, dass die hier vorgestellten Rezepte eher der Oberschicht vorbehalten blieben, die Mehrheit der römischen Bevölkerung  konnte sich diese nicht leisten.

Der Rezeptteil gliedert sich in Vorspeisen, Beilagen, Hauptgerichte und Desserts. Die Rezepte selbst werden meistens auf einer Doppelseite präsentiert – Foto auf der einen, Zutatenliste und Arbeitsanleitung (nach chronologischem Arbeitsfortschritt) auf der anderen.  Die Zubereitung ist nicht wirklich kompliziert, aber man sollte Erfahrung beim Kochen mitbringen, weil die Arbeitsanweisungen recht knapp gehalten sind. Leider fehlen Hinweise zum Abschmecken, man weiß nie ob nun kräftig oder eher vorsichtig z.B. mit Liquamen (Fischsauce) oder Honig  umgegangen werden muss. Auch findet man nicht überall genaue Mengenangaben bei den Kräutern. Das ist etwas lästig, weil man ja keine Ahnung hat, wie ein römisches Gericht schmecken sollte. Andererseits weiß das sowieso keiner so genau. Beim Nachkochen habe ich mich in die "Globuli" (Quark-/ Mohnbällchen) verliebt. Sie werde ich in mein Repertoire der Desserts aufnehmen.

Nun bleiben noch die Fotos zu besprechen, deren Qualität leider dazu geführt hat, dass ich einen Stern abziehen musste. Die Art der Präsentation der Gerichte auf den Fotos hat sich größtenteils überlebt; es war einmal modern, Speisen in dafür unüblichen Gefäßen [hier u.a. ein teils ausgehöhlter Krautkopf (Seite 59)] abzulichten. Auch sind sehr viele Fotos mit Kräutern, Efeuranken, Blättern u.ä. deutlich überdekoriert, so dass man im Extremfall noch nicht mal mehr richtig erkennt, was da in der Schüssel liegt (Seite 45). Es ist eine Sache, dass die Food-Fotografie der Mode unterliegt, eine andere sind handwerkliche Fehler wie Verschattungen (Seite 34). Ich hätte mir gewünscht, dass man diese Fotos bei der Überarbeitung für die Neuauflage austauscht, so finde ich sie nur ärgerlich. Zur Ehrenrettung der Stylisten und Fotografen möchte ich anmerken, dass es auch schöne, appetitliche Fotos gibt, die Lust machen, ein Gericht auszuprobieren.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es bei dem vorliegenden Buch weniger um die Reproduzierbarkeit von Gerichten im Alltag geht, als vielmehr darum, den LeserInnen zu zeigen, wie die "alten Römer" gekocht und gegessen haben und sie in die Lage zu versetzen, das eine oder andere nachzukochen. Insofern hat der Autor gute Arbeit geleistet. 

Aufmachung des Buches
Das in tiefroter Farbe gehaltene Hardcover punktet mit einer guten Ausstattung: fester Einband, glattes stabiles Papier und Fadenheftung. Eines der Vorsatzblätter zeigt das Mosaik einer Amazone (?). Diese Abbildung leitet darüber hinaus, gemeinsam mit jeweils einem anderen antiken Kunstwerk, die Kapitel ein. Leider erfährt man nicht, woher die Kunstwerke stammen und in welchem Zusammenhang sie stehen. Sind es Wandmalereien, die eine Kneipe ausschmückten oder doch eher das Esszimmer einer Villa? Ansonsten weiß das Layout zu überzeugen. Es wurde dem Thema angepasst und geschmackvoll antikisiert; auch wenn sich Muster wiederholen, so wirkt es doch nie langweilig. Das Inhaltsverzeichnis ersetzt das Register und ist wegen der in Großbuchstaben gesetzten lateinischen Namen etwas unpraktisch zu handhaben, auch wenn die deutsche Übersetzung gut lesbar in Klammern daneben steht. Im Anhang findet man die Kurzbiografien der antiken Autoren, auf deren Texte sich der Autor stützt, sowie einen Serviceteil. Mit fünf Menüvorschlägen schließt das Buch ab. 

Fazit
Dieses Buch kann man als Kochbuch oder einen originellen Weg der Wissensvermittlung auffassen. Beides zusammen genommen macht das Buch empfehlenswert.

3 Sterne

Hinweise
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