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Kategorie: Thriller

Es ist der 31. Oktober – Halloween: Zehn Jugendfreunde freuen sich auf ein Wiedersehen nach vielen Jahren. Brandon, der elfte im Bund, hat sie alle in einen Glasbungalow geladen, der sich auf einem Felsplateau hoch über dunklen Wäldern erhebt. Auf dieser Party will Brandon die Zeit der achtziger Jahre aufleben lassen – was damit beginnt, dass alle ihre Handys abgeben müssen. Doch als die Freunde begrüßt werden, überschlagen sich die Ereignisse. Aus einem vermeintlichen Schockeffekt wird tödlicher Ernst: Ein Kronleuchter löst sich von der Decke und begräbt den Gastgeber unter sich. Ein tragischer Unfall. Oder? In diesem Moment wird der Gesellschaft klar: Unter ihnen ist ein Killer. Die Party beginnt …

 

Die Party 

Autor: Jonas Winner
Verlag: Heyne
Erschienen: 09/2018
ISBN: 978-3453439184
Seitenzahl: 368 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
…klingt ja erst einmal wirklich spannend: zehn Gäste, die sich teilweise seit 30 Jahren nicht gesehen haben, dazu ein Gastgeber, der seit ebenso langer Zeit sehr zurückgezogen lebt und zu dem niemand wirklich Kontakt hatte. Warum hat er nach so langer Zeit plötzlich das Bedürfnis, seine Mitschüler wiederzusehen? Und warum ausgerechnet bei einer Halloweenparty? Warum lebt Brandon in dieser Festung aus Glas, die nur über einen Fluss erreichbar ist? Und was ist eigentlich sein Ziel?

Aus solchen Zutaten - abgelegene, unzugängliche Villa, düsteres Ambiente, undurchschaubare Charaktere - kann man eine Menge machen, vor allem einen richtig guten Thriller. Leider ist Jonas Winner dies nur sehr bedingt gelungen, denn weder ist seine Geschichte durchgängig spannend noch ist sie besonders raffiniert ausgefallen. Stattdessen gibt es kaum nachvollziehbare Sprünge in der Handlung, grobe logische Schnitzer und eine Auflösung, die zumindest mich am Ende kaum noch interessierte, weil sie völlig abwegig ist und dermaßen konstruiert wirkt, dass sie einfach keinen Spaß macht.


Stil und Sprache
Für mich ist wirklich die Frage, ob man bei Jonas Winner von einem bestimmten Stil sprechen kann, denn zum einen fehlt mir jegliche Art von rotem Faden, zum anderen wechselt er nicht nur die Erzählperspektive oft völlig ansatzlos, sondern auch die Zeiten, was den Lesefluss extrem hemmt. Man kommt einfach nicht rein in die Handlung, ist immer wieder unsicher, von wem gerade die Rede ist und irgendwann interessiert noch nicht einmal mehr die Auflösung des Ganzen.

Hinzu kommt außerdem, dass der Autor seine eigene Grundidee sehr schnell gar nicht mehr verfolgt und sich von mehr oder weniger raffinierten Fallen, die das Haus für die Partygäste bereithält, abwendet und einen stumpf mordenden Killer durchs Unterholz schickt. Wenn dann noch verschiedene logische Patzer vermieden worden wären, wäre alles nicht so schlimm gewesen; so aber fragt man sich als Leser immer wieder, was das alles eigentlich soll und wie naiv und dumm Menschen sein können.


Figuren
Zum Glück gibt es am Ende des Buches ein Personenregister zumindest für die geladenen Gäste, sonst wäre ein Sortieren und Auseinanderhalten der Figuren gar nicht möglich und man würde vollends den Überblick verlieren. Denn niemand sticht besonders hervor, es gibt keinen Protagonisten und alle Beteiligten wirken wie Abziehbilder ihrer eigenen „Highschool-Ichs“. Ruft man sich ins Gedächtnis, dass alle Gäste sich in ihren Fünfzigern befinden müssen, so passen die rudimentär beschriebenen Personen schon rein optisch nicht in diese Altersgruppe. Sämtliche Frauen tragen entweder hautenge Latexanzüge oder aber kürzeste Röckchen als Kostümierung, im Gegensatz dazu scheinen die Männer mit ihrem Leben größtenteils abgeschlossen zu haben (mit 50?), das passt einfach nicht zusammen und wirkt alles andere als logisch.

Auch emotional klaffen einige Lücken im Konstrukt: Da wird ein Ehepartner brutal ermordet und der andere Partner scheint nicht einmal kurze Zeit davon betroffen zu sein. Man geht davon aus, dass einer aus dem Kreis der Gäste der Killer ist, läuft aber trotzdem allein oder zu zweit durch den Wald, ohne Angst vor weiteren Angriffen zu haben. Da gibt es inmitten aller Gefahren sogar eine Sexszene, weil zwei der Gäste sich spontan zueinander hingezogen fühlen – naja. Hier ist ganz eindeutig noch Luft nach oben für Jonas Winner.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist etwas größer als normal und in Klappbroschur aufgemacht, das fast durchgehend schwarze Cover wird beherrscht von einer blutigen Einladungskarte, die halb aus einem Umschlag herausgezogen wurde. Das ist ausgesprochen gut gemacht und verspricht mehr, als das Buch hinterher halten kann.


Fazit
Eine gute Idee, die leider extrem schludrig und verwirrend umgesetzt wurde, mit Charakteren, die blass und unscheinbar bleiben. Leider keine Empfehlung von mir.


1 5 Sterne


Hinweise
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