Ich empfange noch mehr Bilder von Lauren. Dabei kann ich nicht sagen, ob ich das alles selbst in ihrem Zimmer gesehen habe oder ob es nur im Kopf ihres Zwillingsbruders existiert. Ryan trägt einen Teil von Lauren in sich. Die Verbindung fühlt sich frisch an, neu. Es ist unheimlich. Schwach wie der verblichene tag eines Graffiti-Sprayers, den der Regen nicht ganz auslöschen konnte. Eine ausgestreckte Hand. Ein Hilferuf. Ein leises „Rette mich!“
Mercy weiß: Hinter Ryans cooler Fassade verbirgt sich ein düsteres Geheimnis. Nur sie selbst kann es lüften.
Originaltitel: Mercy |
Die Grundidee der Handlung
Mercy weiß weder, wer sie ist, noch woher sie kommt. Sie erwacht jeweils in einem neuen Körper, um einige Tage oder Wochen dort eine Aufgabe zu erfüllen. Danach wird sie in die nächste Person gezogen, ohne dass sie es beeinflussen oder gar stoppen kann. Diesmal ist alles etwas anders als bisher. Einerseits ist Mercys Aufgabe zuerst nicht ganz klar, andererseits wird es für sie immer schwieriger, ihr Geheimnis vor Ryan zu bewahren. Mercy ist die einzige, die ihm bei der Suche nach seiner Schwester noch helfen kann und dabei kommen sich die beiden gefährlich nahe …
Wie auch Mercy sich ohne Hinweise und Unterstützung in die neue Situation einfinden muss, so dauert es für den Leser ebenfalls einige Kapitel, bis man sich eingefunden hat. Danach wird es von Kapitel zu Kapitel immer besser, spannender und fesselnder.
Stil und Sprache
Im ersten Kapitel wendet sich Mercy als Ich-Erzählerin direkt an den Leser und gibt einen kurzen Einblick über ihr Leben mit den Sprüngen in fremde Körper. Da sie selbst jedes Mal ihr Gedächtnis verliert und nicht allzu viel über sich oder die Hintergründe weiß, regt es in erster Linie die Neugier an. Danach dauert es eine Weile, bis Mercy herausgefunden hat, wo sie sich befindet und wer sie ist. Diese Passagen sind leider nicht sehr interessant oder spannend, zu viel muss erst langsam erfahren oder erzählt werden.
Erst mit der Suche nach der vermissten Lauren nimmt die Handlung merklich Fahrt auf. Die Spannung steigt kontinuierlich an, denn es gibt einige Fakten und Verdächtige zu prüfen, was nicht unbemerkt bleibt. Zudem werden tröpfchenweise Geheimnisse aus Mercys Vergangenheit ans Licht gezerrt, was keine Fragen beantwortet, sondern nur noch mehr Neugier weckt. Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse mit packenden sowie überraschenden Wendungen.
Figuren
Mercy schlüpft jeweils für kurze Zeit in einen fremden Körper. Weder ist ihr bekannt, wer sie eigentlich ist oder woher sie kommt, noch welche Aufgabe sie zu lösen hat. Zudem verliert sie bei jedem Sprung fast ihr ganzes Gedächtnis. Diesmal ist sie im Körper von Carmen gelandet, einem Teenager mit einer göttlichen Singstimme, aber ohne viel Selbstvertrauen. Für zwei Wochen sind Carmen und ihr Chor in der verschlafenen Stadt Paradise, um ein gemeinsames Konzert mit dem ortsansässigen Chor zu proben und aufzuführen. Am Anfang spielt Mercy diese Rolle von Carmen perfekt, mit der Zeit übernimmt jedoch ihre selbstbewusste Art mehr und mehr das Ruder und man merkt ihr das Alter und die Lebenserfahrung an. Mercy verfügt über spezielle Talente, die Segen und Fluch in einem sind.
Ryan ist der Zwillingsbruder der verschwundenen Lauren und der einzige, der noch daran glaubt, dass sie am Leben ist. Seit zwei Jahren sucht er verzweifelt nach ihr und hat sich dabei schon einige Schwierigkeiten eingehandelt. Carmen/Mercy fasziniert ihn und er merkt schnell, dass sie einiges zu verbergen hat, ungewöhnlich viel weiß und ihm helfen kann.
Die anderen Nebenfiguren überzeugen ebenso und sind zahlreich. Einerseits die verschiedenen Sänger und Sängerinnen der beiden Chöre mit ihren Nöten, Sorgen und Zickereien. Andererseits Ryans Eltern, verschiedene Lehrer und Chorleiter, die ebenfalls mit interessanten Charaktereigenschaften ausgestattet sind. Einige Nebenfiguren durchschaut man schnell, andere verbergen Geheimnisse, die es zu ergründen gilt.
Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist edel aufgemacht. Im festen weißen Einband ist der Schriftzug "Mercy" zwei Mal eingestanzt und der Buchrücken mit Titel, Autor und Verlagsnamen in Silber aufgedruckt. Der Schutzumschlag hat ebenso seine Besonderheiten. So ist sind das Auge und das Wort „Mercy“ mit einer Lackschicht versehen. Gesicht und die Schriftzüge sind mit den gleichen Merkmalen auch auf dem Buchrücken zu sehen. Auf der Rückseite gibt die kurze Inhaltsangabe eine Szene aus dem Buch wieder.
Fazit
Wenn man den etwas harzigen Einstieg erstmals gelesen hat, steigert sich die Handlung markant. Es wird zunehmend Neugier geweckt und die Spannung steigt stetig an bis zum packenden Showdown, der den ersten Band abschließt. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.
Hinweise
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