Sieben Schwerter, sieben Auserwählte, sieben Freunde: Der Kampf gegen die dunklen Mächte beginnt
Ihr Schicksal ist seit fünftausend Jahren miteinander verbunden, als der Kriegsgott Thondra sie auserwählte: die Sieben, die die Welt vor dem Zerbrechen retten sollen. Immer wieder werden sie wiedergeboren, um gegen das Böse zu kämpfen, doch bisher konnten sie die dunklen Mächte nie ganz besiegen. Auch Rijana, das Bauernmädchen, und Ariac, der wilde Steppenjunge, könnten Kinder Thondras sein. Zumindest scheinen sie füreinander bestimmt zu sein. Doch erst an ihrem siebzehnten Geburtstag werden sie eines der magischen Schwerter berühren, und es wird sich zeigen, ob die Zeit der Sieben gekommen ist …
Autor: Aileen P. Roberts Verlag: Goldmann Erschienen: Mai 2009 ISBN: 978-3-442-47057-0 Seitenzahl: 608 Seiten |
Die Grundidee der Handlung
Seit Jahrhunderten streifen die Zauberer durch die Königreiche, um besonders begabte Kinder in Bezug auf den Schwertkampf ausfindig zu machen. Denn unter diesen Kindern werden eines Tages Die Sieben zu finden sein, die Kinder Thondras, die die Welt verändern können. Ob dies zum Guten oder zum Schlechten geschieht, hängt davon ab, wer Die Sieben zuerst findet: Die Zauberer oder der böse König Scurr. Bei letzterem würde die Welt der Dunkelheit verfallen.
Ariac, ein Steppenjunge, soll gemeinsam mit vielen anderen Kindern auf die Insel Camasann gebracht und dort ausgebildet werden, da er sich als begabter Schwertkämpfer erwiesen hat. Nur schweren Herzens trennt er sich von seiner Familie und der Freiheit der Steppe. Unterwegs stößt das Mädchen Rijana zu der Gruppe und die beiden werden schnell Freunde. Doch dann werden sie von den Blutroten Schatten, den Schergen König Scurrs überfallen und alle bis auf Rijana und der Zauberer, der die Gruppe begleitet hat, nach Naravaack verschleppt, um dort zu gewissenlosen Kampfmaschinen ausgebildet zu werden. Die Zauberer hoffen, dass keines der Kinder zu Den Sieben gehört, denn dann wären all ihre Hoffnungen auf einen endgültigen Sieg über das Böse zerstört …
Stil und Sprache
Das Buch beginnt mit einem 2,5-seitigen Prolog, dessen Bedeutung sich erst viel später im Buch erklärt. Doch auch so geschehen schon recht bald Dinge, die das Interesse und die Neugier des Lesers wecken. Überhaupt fällt es schwer, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Der Spannungsbogen steigt und fällt, die Geschichte lässt den Leser niemals los. Temporeiche Szenen wechseln sich mit ruhigen Passagen ab, sodass der Leser gemeinsam mit den Figuren durchatmen kann; doch meist nicht für lange, denn immer wieder geraten sie in brenzlige Situationen.
Sprachlich ist der Roman größtenteils absolut gelungen und trifft genau das Mittelmaß zwischen leichter und anspruchsvoller Lektüre. Die Geschichte lässt sich wunderbar lesen, doch sollte man über kleinere sprachliche Schwächen hinweglesen können. Aileen P. Roberts neigt leider ab und an zu Wortwiederholungen, die durch ein strengeres Lektorat sicherlich vermeidbar gewesen wären.
Die Dialoge sind überaus gelungen und authentisch; sie vermitteln Informationen oder treiben die Handlung voran, die Figuren haben zudem ihre eigene Stimme.
Da die Hintergrundinformationen zum Verständnis dieses umfangreichen Fantasy-Romans sehr wichtig sind, werden diese immer wieder in den Text eingebracht. Da die Autorin diese Informationen jedoch häufig geschickt mit der aktuellen Handlung verwebt, fühlt sich der Leser nicht gelangweilt, sondern liest auch diese Passagen mit großem Interesse. Zudem werden größere, für den Fortgang der Geschichte unwichtige Zeitspannen übersprungen (z.B.: „Zwei Jahre vergingen.“; S. 111), wodurch die Handlung sich nicht unnötig in die Länge zieht.
Während Aileen P. Roberts vieles detailliert wiedergibt - dabei aber nie übertreibt und den Leser nicht mit übertrieben ausschweifenden Beschreibungen langweilt -, werden andere Details sehr kurz abgehandelt, wie zum Beispiel auf Seite 326: „Als sie aber sahen, unter welchen Umständen Greedeons Minenarbeiter leben und arbeiten mussten, waren sie entsetzt.“ Was für Umstände? Wie sehen diese aus? Ich denke, dass dieser Punkt viel über Greedeons eh zweifelhaften Charakter aussagt und daher deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Es gibt zwei dominierende Handlungsstränge: Auf der einen Camasann, mit den dortigen Zauberern und den sich dort befindlichen Sieben, die die Zauberer bisher ausfindig machen konnten. Auf der anderen Seite Naravaack mit König Scurr und seinen Tötungsmaschinen. Durch einen stetigen Wechsel der Handlungsstränge weiß der Leser immer mehr als die jeweiligen gegnerischen Figuren, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Einerseits erhöhen diese Wechsel die Spannung, da man immer wissen möchte, wie es andernorts weitergeht, andererseits sind viele Rätsel, die sich den Figuren stellen, für den Leser schon längst gelöst und dadurch weniger spannend. Doch alles in allem hat Aileen P. Roberts dies gut ausgearbeitet. Dass sie, nachdem sich einige der Sieben jedoch getrennt haben, erstmal über einen großen Teil des Buches plötzlich völlig auf den Wechsel der Handlungsstränge verzichtet, fand ich schade, wollte ich doch wissen, wie es den übrigen Figuren ergeht.
Figuren
Die Figuren hat Aileen P. Roberts wunderbar ausgearbeitet und ihnen mit ihren Worten Leben eingehaucht. Ob es nun Die Sieben sind, die Zauberer, König Greedeon oder die Tötungsmaschinen König Scurrs. Auch die Nebenfiguren haben alle ihren Platz in der Geschichte und kommen nicht bloß als blasse Randfiguren daher. Nur auf wirklich neue Figuren wird man in diesem Roman nicht treffen: Es gibt die weisen Zauberer, die naturverbundenen Elfen, die derben Zwerge, die kämpfenden, aber etwas dummen Orks … Schade ist, dass Aileen P. Roberts das Wissen des Lesers, wie diese Figuren – wie zum Beispiel Orks und Elfen – aussehen, vorauszusetzen scheint. Hierüber verliert sie in dem Roman nur sehr wenige Worte. Auch werden die bösen Figuren doch etwas zu einseitig dargestellt, nämlich schlichtweg böse. Die guten Figuren in diesem Roman sind dafür nicht bloß strahlend weiß, sondern weisen durchaus graue Flecken auf und die eine oder andere Figur wird den Leser sicherlich überraschen. Intrigen sind hier vorprogrammiert.
Etwas tiefer eingehen möchte ich an dieser Stelle lediglich auf die beiden wichtigsten Figuren, Rijana und Ariac, denen auch ein großer Teil des Romans gewidmet ist.
Ariac ist ein Steppenjunge, der weder die Freiheit der Steppe, noch seine Eltern verlassen wollte, um auf Camasann ausgebildet zu werden. Doch schließlich fügt er sich seinem vorherbestimmten Schicksal. Dass er statt auf Camasann in Naravaack landet, ist ein wahrer Alptraum und verändert sein Leben von Grund auf. Zu seinem Glück hat er sein Herz am rechten Fleck, denn König Scurr hat mit seinen Ausbildern noch den Willen jedes Einzelnen gebrochen. Doch mit seinem Stolz macht Ariac sich das Leben schwer und handelt sich oft Ärger ein. Wobei ‚Ärger‘ in Naravaack schon fast dem Tod gleichkommt. Ariacs Charakter, sein Leidensweg, seine Gedanken und Gefühle sind absolut authentisch dargestellt, sodass der Leser sich sehr gut in ihn hineinversetzen kann.
Rijana war die einzige, die neben dem Zauberer den Schergen König Scurrs bei deren Überfall durch die Lappen gegangen ist. Sie war ein verschüchtertes, schmächtiges, achtjähriges Mädchen, das jedoch seinen eigenen Kopf hat. Über viele Jahre hinweg tendiert ihr Selbstwertgefühl gen Null, doch sie entwickelt sich weiter. Sie wird eine hervorragende Kriegerin, die sich durchzusetzen weiß. Ihre Entwicklung wird absolut glaubwürdig dargestellt und der Leser begleitet sie gerne durch alle Gefahren.
In diesem Roman wird misstraut, gehasst, gekämpft und getötet. Es wird aber auch vertraut, verziehen und geliebt. All diese Gefühle werden authentisch vermittelt und gekonnt dargestellt.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist schlicht, aber ansprechend gestaltet. Während der weiß-graue Hintergrund matt gehalten ist, wurden die Schriftzüge und die Figur hochglänzend auf das Cover aufgebracht. Dies verleiht dem Ganzen etwas Edles und wird sicherlich viele interessierte Blicke auf sich ziehen.
Schade ist, dass das Buch nicht als gebundene Ausgabe erschienen ist.
Am Anfang des Buches ist eine Karte abgedruckt, mit deren Hilfe der Leser den Weg der Figuren gut nachvollziehen und sich einen Überblick über die Fantasy-Welt, in der die Handlung spielt, verschaffen kann. Am Schluss ist noch eine Zeitskala abgedruckt, die den zeitlichen Rahmen der Hintergrundgeschichte ein wenig verdeutlicht.
Ein Personenverzeichnis wäre bei einem so umfangreichen Werk sicherlich auch nicht verkehrt.
Fazit
Eine gut ausgearbeitete Welt mit einer interessanten Idee erwartet den Leser. Doch auf herausragend Neues wartet man vergebens: Zauberer, Zwerge, Trolle, Orks, Elfen, magische Schwerter und der Kampf gegen das scheinbar übermächtige Böse. Dennoch ist der Autorin die Umsetzung sehr gut gelungen, sodass es auch eingefleischten Fantasy-Fans ein Vergnügen bereiten wird, in dieses Buch einzutauchen. Über kleinere Schwächen sollte man einfach hinweglesen und die Geschichte genießen.
Hinweise
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