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Ihr verhasster Job wird ihre neue Chance …

Knall auf Fall steht Edith „Eddie“ Beelitz mit ihrer kleinen Tochter auf der Straße: Ehemann Philipp war eindeutig die falsche Wahl. Weil bei der Bochumer Polizei Personalnotstand herrscht, kann Eddie kurzfristig in ihren ungeliebten Beruf zurückkehren, und das sogar in Teilzeit bei den Mordermittlern. Die haben gut zu tun: Vor dem Jobcenter liegt die Leiche der arbeitssuchenden Ronja Bleier – sie wurde brutal erschlagen. Eddie, die gehofft hatte, nur Schreibarbeiten übernehmen zu müssen, ist überfordert. Wie soll ausgerechnet sie dabei helfen, einen Mord aufzuklären?

 

Jenseits von Wut 

Autor: Lucie Flebbe
Verlag: grafit
Erschienen: 08/2018
ISBN: 978-3894255879
Seitenzahl: 309 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Eddie Beelitz ist eigentlich ausgebildete Polizistin, wirklich gearbeitet hat sie in diesem Beruf allerdings nur kurz: Nach einem Dienstunfall nimmt sie eine Auszeit, heiratet und bekommt eine Tochter. Nun, nach fünf Jahren ist ihre Ehe am Ende und Eddie muss von heute auf morgen sehen, wie sie sich und ihre Tochter über Wasser hält. Auch ihr Neuanfang bei der Mordkommission ist nicht gerade einfach, hatte sie doch mit ihrem neuen Vorgesetzten vor Jahren eine kurze Affäre. Und dann soll sie auch noch einen Mord aufklären helfen – alles ein bisschen viel für die vollkommen überforderte Eddie. Vor allem gibt es kein offenkundiges Motiv für den Mord an Ronja Bleier und die Ermittler müssen tief eintauchen in die Welt der Jobcenter …

Lucie Flebbe hat nach ihrer Serie um Lila Ziegler nun den Auftakt zu einer Trilogie hingelegt, der wie immer großartig recherchiert ist (sie hat unter anderem im Bochumer Jobcenter hospitiert) und außerdem einen spannenden Kriminalfall zum Inhalt hat. Thema der Trilogie soll unter anderem Langzeitarbeitslosigkeit sein und wie viele Facetten damit verbunden sind, bekommt man direkt im ersten Band zu spüren.


Stil und Sprache
Lucie Flebbe ist für ihren flapsigen, oft rotzfrechen, aber überaus authentischen Schreibstil bekannt und auch in dieser neuen Reihe legt sie sofort richtig los. Angenehmerweise versucht sie dabei nicht, den übertriebenen „Ruhri“-Slang im Stil eines Adolf Tegtmeier zu imitieren, sondern beschränkt sich auf feine Andeutungen dieses Sprachduktus‘. Der ein oder andere Kraftausdruck fehlt auch nicht, ebenso wie die oft etwas schrägen Gedanken ihrer Protagonistin Eddie Beelitz.

Dabei verliert sie keine Zeit mit umständlichen Einführungen oder Erklärungen, vielmehr wird der Leser ebenso wie Eddie sofort mitten hineingeworfen in die extrem flott erzählte Geschichte. Dabei kommen sowohl das spezielle „Flair“ Bochums beim Leser sehr authentisch an wie auch die Vorgänge und Abläufe bei Arbeitsagentur und Jobcenter. Ich als Bochumerin kenne viele der beschriebenen Schauplätze auch ohne die Erläuterungen im Nachwort und als Mitarbeiterin eines (anderen) Jobcenters sind mir die in der Geschichte geschilderten Abläufe und Hintergründe wohlbekannt.

Aber eigentlich geht es ja um einen Krimi. Der wird recht schnörkellos erzählt, viele Überschneidungen gibt es zu Eddies Privatleben, aber das ist es, was mir an Lucie Flebbes Art zu schreiben so gefällt. Sie verknüpft soziale Brennpunkt-Themen mit tollen Figuren und spannenden Kriminalfällen – einfach nur klasse!


Figuren
Nach der etwas schrägen Figur der Lila Ziegler bekommen wir es hier mit einer anderen Art Protagonistin zu tun: Eddie Beelitz hat sich vollkommen von ihrem Mann vereinnahmen lassen, trägt nur Kleidung, die ihm gefällt, tut alles, was er will und ist am Ende ihrer Kräfte, als er sie kurzerhand hinauswirft aus dem gemeinsamen Haus. Mutlos und fast willenlos zu Beginn, schafft sie im Verlauf der Handlung doch so einiges, wenn auch nur mit Hilfe ihrer Familie und der neuen Nachbarn. Sie muss erst wieder lernen, sich zu behaupten und überhaupt einen eigenen Willen zu äußern. Ihre Entwicklung ist ausgesprochen authentisch dargestellt und man wird sofort mit ihr warm.

Neben Eddie, die in der Ich-Perspektive erzählt, gibt es noch „Zombie“, er oder sie erzählt die andere Seite dieses Krimis, berichtet von immer wieder aufflammender Wut und was diese aus Zombie macht. Zombies Identität bleibt lange unklar und erst gegen Ende bekommt man einen Eindruck davon, was diesen Menschen bewegt.

Es gibt außerdem in „Jenseits von Wut“ eine Menge spannender Nebenfiguren, die alle ausgesprochen echt wirken und ihre eigene Geschichte haben. Angefangen mit Eddies Mutter geht das Spektrum über diverse Polizeikollegen bis hin zu Eddies neuen Nachbarn, die nur auf den ersten Blick nichts auf dem Kasten haben. Auch hier bin ich sehr gespannt, wie es mit diesen Menschen weitergeht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover eine nur teilweise verputzte Ziegelmauer, auf die wie mit einem Pinsel der Titel und die Autorin gemalt wurden. Sehr passend! Innen sind die oft recht kurzen Kapitel jeweils mit „Eddie“ oder „Zombie“ überschrieben. Am Ende gibt es ein Nachwort der Autorin sowie eine kurze Leseprobe aus dem nächsten Band der Reihe.


Fazit
Ein großartiger Auftakt zu einer neuen Reihe, von der wir noch eine Menge hören werden. Unbedingt lesen!


5 Sterne


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