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Harry Kent, ein Arzt im Dienst der Polizei. Niemand kommt Tätern und Opfern so nahe.

Als man Susan Bayliss mit aufgeschlitzten Pulsadern findet, deutet alles auf Selbstmord hin. Die junge Ärztin hatte ihren Chef wegen fachlicher Fehler angezeigt. Angeblich handelte der renommierte Herzchirurg einer Londoner Kinderklinik fahrlässig – mit Todesfolge. Für viele Eltern deckte Susan einen Skandal auf – für die Klinik war sie dessen Ursache: Schlechte Presse, abgesagte Operationen. Und eine eingesetzte Ermittlungskommission, durch die Susan alles verlor: ihren Job, ihren Ruf, ihre Lebensfreude. Als Force Medical Examiner Harry Kent den Totenschein ausstellen soll, kommen ihm Zweifel, zu viel deutet auf Fremdeinwirkung hin. Dass ausgerechnet Harrys Exfreundin, DCI Frances Noble, in der Sache ermittelt und ihn um Hilfe bittet, macht die Lage nicht leichter. Denn Harry soll herausfinden, ob es unter seinen Kollegen und Freunden tatsächlich jemanden gab, der von der Sache wusste und für den Tod der Kinder mitverantwortlich war.

 

Autopsie 

Originaltitel: A Handful of Ashes
Autor: Rob McCarthy
Übersetzer: Inka Marter
Verlag: rowohlt
Erschienen: 05/2018
ISBN: 978-3499271885
Seitenzahl: 496 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Ausgangssituation wird im Rückentext des Buches schon gut dargestellt, Susan Bayliss hat sich augenscheinlich selbst umgebracht. Dass das nicht sein kann, merkt Polizeiarzt Harry Kent schnell, allerdings gibt es eigentlich nur eine Person mit einem Motiv und die hat ein Alibi. Harry und seine Ex Frances Noble müssen widerwillig zusammenarbeiten, um den Fall zu lösen, ihre Beziehung ist alles andere als harmonisch auseinander gegangen…und dann entpuppt sich alles als viel komplexer als gedacht…

Rob McCarthy hat mit dem zweiten Fall für Harry Kent einen komplizierten Fall erdacht, der neben der eigentlichen Krimihandlung noch etliche Probleme bereithält. So ist nicht nur Frances Noble (seit kurzem trockene) Alkoholikerin, auch Harry Kent ist abhängig: Nur mit Amphetaminen kann er sein Arbeitspensum und seine Probleme überhaupt irgendwie bewältigen, Schlafmangel und die Nebenwirkungen der Droge sorgen für so manch lebensgefährliche Situation. Dagegen ist die Fallauflösung schon fast ein bisschen zu einfach…


Stil und Sprache
Rob McCarthy nimmt kein Blatt vor den Mund in seinem zweiten Fall für Harry Kent. Gleich im ersten Kapitel wird man hineingeworfen in den Alltag eines Polizeiarztes, der nicht nur klären muss, ob ein Festgenommener vernehmungsfähig ist, sondern auch in unklaren Todesfällen an den Tatort gerufen wird. Harry Kent erzählt den größten Teil der Geschichte aus seiner Sicht und spart dabei nicht an medizinischen Details. Das macht das Ganze einerseits interessant, andererseits droht der eigentliche Fall immer wieder etwas unterzugehen in der Fülle der medizinischen Einzelheiten, mit denen der Leser bombardiert wird.

Ein starker Fokus liegt außerdem auf Harrys Gefühlsleben, seinen körperlichen und seelischen Problemen sowie auf seiner (eigentlich beendeten) Beziehung zu Frankie Noble. Die wiederum hat mit Harry auch noch nicht ganz abgeschlossen und erzählt auch immer wieder aus ihrer Perspektive. Trotz der beiden Erzähler weiß man als Leser nicht unbedingt mehr als die zwei Ermittler, so dass die Auflösung am Ende doch recht überraschend kommt. Nach einem eher ruhigen Spannungsaufbau folgt dann doch noch ein befriedigender Abschluss mit viel Action, der noch einiges herausreißt.


Figuren
Harry Kent ist nicht nur Polizeiarzt, sondern arbeitet eigentlich in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Allerdings bringt sein Job es mit sich, dass er oft kaum schläft und so etwas wie freie Zeit nicht kennt. Denn dann kümmert er sich außerdem um die Aufklärung eines mehrere Jahre alten Falls, in dem ein junges Mädchen schwer verletzt wurde und seitdem im Koma liegt. Dass man ein solches Leben nicht ohne Unterstützung durchhält, ist wohl klar; leider holt sich Harry die Unterstützung von falscher Seite: Er nimmt regelmäßig im Internet bestellte Amphetamine. Diese sorgen aber nicht nur dafür, dass er im Ernstfall wach bleibt, sie verändern auch seine Persönlichkeit. Harry ist oft grundlos aggressiv und hat die typische Haltung eines Süchtigen: „Morgen höre ich auf, ganz bestimmt!“ Insgesamt fällt es schon deshalb schwer, mit Harry warm zu werden und man bleibt als Leser eher auf Distanz. Rob McCarthy hat dennoch einen guten Blick für Menschen und setzt ihn perfekt in seine Figuren um.

Das gilt auch für die zweite Protagonistin, Frances Noble, genannt Frankie. Auch sie hat ihre Probleme, diese aber meistens besser im Griff als Harry. Als trockene Alkoholikerin ist sie noch weit davon entfernt, problemlos abstinent zu bleiben, sie kämpft um jeden Tag, an dem sie nichts trinkt. Frankie wirkt ebenso authentisch wie die zahlreichen Nebenfiguren, die der Autor alle gut ausgedacht und beschrieben hat.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt einen Arzt mit Gesichtsmaske und OP-Haube vor einem Hintergrund aus einer Luftaufnahme von London. Diese ist in einem ähnlichen Blauton eingefärbt wie die Haube des Arztes. Das O im Titel ist wie ein Londoner U-Bahn-Zeichen gestaltet, statt eines Stationsnamens erscheint im blauen Balken der Name Harry Kent. Innen gibt es elf nummerierte Kapitel und ansonsten keine Besonderheiten.


Fazit
Ein komplexer Fall, detailliert erzählt und besonders zum Ende hin ausgesprochen spannend. Allerdings überlagern die persönlichen Probleme der Protagonisten immer wieder den eigentlichen Fall und so ist diese Geschichte eher etwas für Fans von Medizin-Krimis.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Todeszeitpunkt

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