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Zélies Welt war einst voller Magie. Flammentänzer spielten mit dem Feuer, Geistwandler schufen schillernde Träume, und Seelenfänger wie Zélies Mutter wachten über Leben und Tod. Bis zu der Nacht, als ihre Kräfte versiegten und der machthungrige König von Orïsha jeden einzelnen Magier töten ließ. Die Blutnacht beraubte Zélie ihrer Mutter und nahm einem ganzen Volk die Hoffnung.

Jetzt hat Zélie eine einzige Chance, die Magie nach Orïsha zurückzuholen. Ihre Mission führt sie über dunkle Pfade, wo rachedurstige Geister lauern, und durch glühende Wüsten, die ihr alles abverlangen. Dabei muss sie ihren Feinden immer einen Schritt voraus sein. Besonders dem Kronprinzen, der mit allen Mitteln verhindern will, dass die Magie je wieder zurückkehrt …

 

Goldener Zorn 

Originaltitel: Children of Blood and Bone
Autor: Tomi Adeyemi
Übersetzer: Andrea Fischer
Verlag: FJB
Erschienen: Juni 2018
ISBN: 978-3841440297
Seitenzahl: 624 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Es ist nichts weiter als eine Kurzschlussreaktion – als Prinzessin Amari mit ansehen muss, wie ihre einzige Freundin wegen einer Schriftrolle und ihrer Macht ermordet wird, stiehlt sie diese Schriftrolle und flieht vor ihrem Vater und seinen Soldaten. Sie ahnt nicht, was die Schriftrolle bewirken kann und dass sie die vielleicht einzige Chance ist, die Magie zurückzuholen. Sie ahnt auch nicht, wer das Mädchen ist, das sie verzweifelt um Hilfe bei der Flucht anfleht. Zélie kann ebenfalls nicht mal ansatzweise abschätzen, welche Folgen ihre Hilfe haben würde und dass sie und Amari bald gemeinsam aufbrechen werden, um zu versuchen, die Magie zurückzuholen. Eine Mission, die viele Gefahren bereit hält … und das Potential hat, das Leben aller Einwohner von Orïsha für immer zu verändern.

Eigentlich klingt die Grundidee von Tomi Adeyemis Jugendfantasy-Buch recht bekannt. Trotzdem wurde das Buch auf den Social Media Kanälen weltweit die letzten Monate gefeiert wie kaum ein zweites. Dafür gibt es meiner Meinung nach zwei Gründe. Zum einen ist es erfreulich, ein Fantasy-Buch zu lesen, was sich weder an der nordischen noch an der griechischen Mythologie orientiert und stattdessen eine westafrikanisch angehauchte Mythologie erschafft. Zum anderen lassen sich so einige Botschaften bezüglich Rassismus, Diskriminierung und Diktatur aus dem Buch rauslesen – die laut Nachwort der Autorin auch bewusst so reingeschrieben wurden. Beides sind gute Gründe, das Buch zu lesen, auch wenn die Umsetzung meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllen konnte.


Stil und Sprache
Die Handlung steigt kurz vor dem ausschlaggebenden Diebstahl von Amari ein und gibt dem Leser so Gelegenheit, sich an den Weltenentwurf von Tomi Adeyemi zu gewöhnen. Anfangs hatte ich ein wenig Angst vor den ganzen fremdartigen Namen und Bezeichnungen, aber nach wenigen Seiten war ich schon so in der Handlung gefangen, dass sie mir gar nicht mehr aufgefallen sind. Der Einstieg ist perfekt gelungen. Es ist von Beginn an spannend, die Welt wird mit genügend Details vorgestellt, ohne den Leser mit Informationen zu überfrachten. Da die Handlung abwechselnd in der ersten Person aus Zélies, Amaris und Inans Sicht erzählt wird, bieten auch die Perspektivwechsel einiges an Spannungspotential. Nach den ersten hundert Seiten war ich deswegen überzeugt, ein neues Lieblingsbuch zu lesen.

Leider konnte die Autorin dieses hohe Niveau aber meiner Meinung nach nicht halten. Stellenweise wirkt die Geschichte zu sprunghaft. Scheinbar unüberwindbare Hindernisse lösen sich recht leicht in Luft auf und gleichzeitig passiert so viel so schnell hintereinander, dass man gar keine Zeit hat, die faszinierende Welt in sich aufzunehmen und sich in die Figuren einzufühlen. Mein größter Kritikpunkt ist jedoch eine Liebesgeschichte, die ab der Mitte des Buches plötzlich ein wichtiger Teil der Handlung wird und für mich absolut unglaubwürdig war. Zum Ende hin wird das Buch dann wieder glaubwürdiger und besser, aber mein Gesamteindruck hat trotzdem enorm darunter gelitten.

Das ist alles Kritik auf recht hohem Niveau. Der Schreibstil ist sehr gut, der Weltentwurf überzeugend und die Geschichte durchgängig spannend. Aber die erwähnten Schwächen sorgen dafür, dass es nur ein durchschnittlich guter Jugendfantasy-Roman für mich war und bei weitem nicht so herausragend, wie ich anfangs gehofft hatte.

An dieser Stelle noch ein paar Worte zur Alterseinordnung. „Goldener Zorn“ wird als Jugendbuch ab 14 Jahren verkauft. Generell passt das auch, aber die Beschreibungen der Grausamkeit des Königs und insbesondere eine bestimmte Szene zum Ende hin sind meiner Meinung nach noch nicht für diese Altersgruppe geeignet.


Figuren
Die drei Ich-Erzähler sind gleichzeitig auch die Protagonisten von „Goldener Zorn“. Zélie lernt man beim Lesen zuerst kennen. Sie ist die Tochter einer Maji und trägt somit die Fähigkeit zur Magie in sich. Ihr Leben lang hat sie davon geträumt, die Magie zu spüren und stark genug zu sein, um ihre Mutter zu rächen. Als sich nun die Gelegenheit bietet, die Magie tatsächlich zurückzubringen, stellt sie sich der Herausforderung, auch wenn sie voller Selbstzweifel ist und sich diese Aufgabe ganz und gar nicht zutraut. Im Laufe des Buches gewinnt sie an Stärke und Entschlossenheit, muss aber auch viele Schmerzen und Rückschläge ertragen. Ihre Impulsivität steht ihr dabei mehr als einmal im Weg. In Summe war sie eine stimmige Protagonistin, mit Ausnahme der Gefühle, die sie in der Mitte des Buches plötzlich entwickelt. Die konnte ich absolut nicht nachvollziehen, da sie aus heiterem Himmel und ohne glaubwürdige Begründung kamen.

Amaris bisheriges Leben könnte sich kaum weiter von Zélies unterscheiden. Sie ist als Prinzessin des Landes behütet im Palast aufgewachsen und völlig fremd in der echten Welt. Im Laufe des Romans macht sie eine beeindruckende Wandlung durch von der schwachen, verängstigten Prinzessin zu einer starken jungen Frau, die für ihre Überzeugung kämpft. Für mich war sie die sympathischste der Figuren und ich bin sehr gespannt, welche Zukunft die nächsten Bände für sie bereithalten.

Der dritte Protagonist ist Inan. Der junge Kronprinz wird auf die Jagd nach Zélie geschickt und hat die Sympathie der Leser damit absolut nicht auf seiner Seite. In der ersten Hälfte des Buches blieb er für meinen Geschmack zu blass, aber vor allem gegen Ende wurde er dreidimensionaler und glaubwürdiger, allerdings nur bedingt sympathischer.

Die Nebenfiguren sind ihren Rollen entsprechend weniger detailliert ausgearbeitet, konnten aber ebenfalls grundsätzlich überzeugen. Von den Maji hätte ich gerne noch ein wenig mehr gesehen, aber das kommt dann hoffentlich im zweiten Band noch.


Aufmachung des Buches
Da mir zur Rezension ein Vorab-Leseexemplar vorlag, kann ich die finale Ausstattung des Buches nicht beurteilen. Laut der Verlagsinformationen soll es jedoch als Hardcover mit Veredelungen erscheinen. Auch als Vorab-Klappbroschur ist das Buch schon sehr beeindruckend anzusehen. Das Covermotiv passt zu Handlung, zieht den Blick auf sich und hat mich mit seiner Intensivität sofort angesprochen. Die goldenen Zeichen neben dem Titel setzen sich im Buchinneren zu den Kapitelanfängen fort. Der Geschichte vorangestellt ist eine Übersicht der verschiedenen Maji-Clans. Nach der Handlung folgt neben der Danksagung der Autorin auch ein kurzes Nachwort, in dem sie erklärt, warum Zélies Geschichte ihr so wichtig ist und welche Botschaft sie damit verbindet.


Fazit
Obwohl „Goldener Zorn“ dem Hype nicht so ganz gerecht werden konnte, ist es ein sehr gutes Fantasy-Buch. Die von Tomi Adeyemi entwickelte Welt ist wirklich beeindruckend und entschädigt für die eine oder andere Schwäche in der Charakterentwicklung und Handlung.

3 5 Sterne


Hinweise
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