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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Der Beginn eines neuen magischen Zeitalters

Der junge Milan Tormeno ist dazu ausersehen, seinem Vater Nandus in das Amt des Erzpriesters zu folgen: Er soll einer jener mächtigen Auserwählten werden, die die Geschicke der Welt Azuhr lenken.

Doch Milan kann nicht akzeptieren, dass sein Schicksal vorherbestimmt ist. Er rebelliert – und verstrickt sich mit der Meisterdiebin Felicia und der geheimnisvollen Konkubine Nok in ein gefährliches Netz von Intrigen.

Gemeinsam geraten sie in den Bann einer alten Prophezeiung – einer Prophezeiung, nach der die Ankunft des »Schwarzen Mondes« in Azuhr ein neues Zeitalter der Magie einläuten wird ...

 

Der Verfluchte 

Autor: Bernhard Hennen
Verlag: Fischer TOR Verlag
Erschienen: 15.12. 2017
ISBN: 978-3-596-29726-9
Seitenzahl: 578 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ein unverzeihliches Verbrechen aus Angst, das Jahrzehnte später Folgen nach sich zieht, mit denen niemand gerechnet hat. Ein Volk, das ums nackte Überleben kämpft und sich gegen die Invasoren wehrt. Die Gier nach Silber, Macht und Ansehen, die auch vor den höchsten Priestern nicht Halt macht, ein junger Mann der über sich hinauswächst, eine verbotene Liebe, geheime Intrigen, gefährliche Verschwörungen und alte, fast vergessene Legenden, deren Figuren plötzlich lebendig werden.

Bernhard Hennen hat mit seinem neuen Werk „Die Chroniken von Azuhr – Der Verfluchte“ den Auftakt für eine spannende Trilogie geschaffen. Die interessanten Figuren in Verbindung mit einer spannenden Handlung, die sich mit dem Fortschreiten der Geschichte immer schneller entwickelt und bei der auch der - anfangs eher sparsam verwendete - Fantasytanstrich unaufhaltsam zunimmt, werden die Leser bestimmt nach und nach in seinen Bann ziehen.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der dritten Person aus Sicht des allwissenden Erzählers geschrieben und beginnt mit der unverzeihlichen Handlung des Erzpriesters Lucio. Diese  „Einleitung“ versorgt den Leser mit einem „Grundwissen“, das  - 53 Jahre später – zu der Zeit als die Geschichte richtig beginnt, im Lauf der Story recht nützlich ist, um die diversen Anspielungen, Haltungen und Ansichten der unterschiedlichen Figuren zu verstehen.

Kurzweilig, aber dennoch sorgfältig, beschreibt der Autor die unterschiedlichen Szenen und Schauplätze, die sehr mittelalterlich anmuten. Zusätzlich versieht er  die Protagonisten und wichtigen Nebenfiguren mit einer Hintergrundgeschichte, damit sich die Handlungen, eventuelle Meinungswechsel und mitschwingende Gefühle gut nachvollziehen lassen. Auch auf wichtigsten Punkte der aktuell herrschen Weltanschauung und Religion wurden nicht vergessen. Die Idee, dass in der Geschichte Mären und Legenden der Völker eine wichtige Rolle spielen, ist wirklich interessant.

Auch der Vater Sohn Konflikt zwischen Milan und seinem Vater, dem Erzpriester Nandus, wird sehr plastisch dargestellt. Die Borniertheit und Arroganz des Vaters, der genau weiß, welchen Weg der Sohn zu gehen hat und der Sohn, der sich der Gewalt des Vaters unter keinen Umständen beugen will, ist sehr deutlich zu sehen. Im Lauf der Geschichte werden auch die unterschiedlichen Seiten zwischen den unterschiedlichen Parteien deutlich und nachvollziehbar.

Am Anfang der Geschichte stand die mittelalterliche Welt mit dem Alltag Milans, den Gebräuchen und dem Glauben der Menschen in der beschriebenen Welt im Vordergrund. Das ändert sich aber im Lauf der Erzählung. So wie die Story mit jedem Folgekapitel etwas an "Fahrt"aufnimmt,  rückt - durch die Mythen und andere Geschehnisse - gleichzeitig der Fantasyanteil nach und nach immer mehr in den Vordergrund und sorgt zusätzlich für Spannung. Erscheint am Romananfang vieles Gut und Böse, so erfährt nicht nur der Hauptcharakter, sondern auch die Leser im Lauf der Geschichte, dass nicht immer alles Schwarz/Weiß ist, sondern viele Grautöne das Leben der Menschen und Wesen im Buch bestimmen.

Obwohl ich anfangs etwas Mühe hatte, in das Buch "hineinzukommen", gewinnt es im Lauf der Story immer mehr an Spannung und Tempo. Action, eine denzente Liebesgeschichte, Verrat, Enttäuschung und das alles gewürzt mit einer herzhaften Portion Fantasy, sodass man am Ende der Lektüre das Gefühl hat, dass die Figuren für die eigentliche Geschichte gut aufgestellt sind, und man mit genug Hintergrundwissen versorgt ist, sodass das Abenteuer nun beginnen kann. Das Ende bleibt zwar offen, dennoch hat der Autor dankenswerterweise auf einen Cliffhanger verzichtet, sodass man zufrieden und ganz entspannt auf den nächsten Teil warten kann.

Fantasyfans und alle, die es noch werden wollen, werden mit dem Buch bestimmt viel Spaß haben. Und für Berhard Hennen-Leser ist das Buch ohnehin ein „Muss“.  


Figuren
Milan, der jüngste der drei Söhne des Erzpriesters Nandus, soll nach dem Willen seines Vaters in seine Fußstapfen treten oder ihn sogar überflügeln. Doch der junge Mann ist mit den Plänen seines gnadenlosen Vaters und auch mit dessen Handlungen so gar nicht  einverstanden und versucht alles, um seinem vorbestimmten Leben zu entkommen. Dabei  trifft er auf die geheimnisvolle Diebin Felicia und ihren Begleiter, den Bogenschützen Rainulf, die seine Zweifel an seinem Vater noch verstärken. Auch die wunderschöne Nok, die den jungen Milan in die Geheimnisse der Liebe einweiht, erkennt die Besonderheit des jungen Mannes und hat ihre ganz eigenen Vorstellungen, wie er ihr nützlich sein kann. Der Krähenmann ist eine Gestalt aus einer der vielen Legenden, die in Azuhr verbreitet sind. Als er plötzlich die Barriere zwischen Fantasie und Realität überschreitet und zu einer realen Figur wird, bekommt auch eine uralte Prophezeiung neues Gewicht.  

Der Erzpriester Nandus ist der Sohn des Erzpriesters Lucio, des Mannes, der schuld an der Zerstörung der Stadt Arbora ist. Er versucht den Fußstapfen seines Vaters als Priester zu folgen und verlangt auch von seinen Söhnen diesem Weg zu folgen. Er ist ein arroganter, harter Mann, der in der Wahl seiner Mittel, um seine Söhne auf den von ihm vorbestimmten Weg zu zwingen, nicht zimperlich ist. Er ahnt nicht, welche Ereignisse er mit seinen gnadenlosen Entscheidungen im Umgang mit dem Volk und seinen Söhnen in Gang setzt.

Die Figuren mit all ihren Hoffnungen, Wünschen, Ängsten und Eigenheiten wirken plastisch und aktiv. Sie haben Ziele, Meinungen und versuchen diese mit aller Kraft zu erreichen. So wirken sowohl die Protagonisten als auch die Gegenspieler dreidimensional und glaubwürdig.


Aufmachung des Buches
Das Coverbild des 576 Seiten starken Klappenbroschurbuches passt gut zu der Geschichte, der Zusatztitel „Der Verfluchte“ scheint mir aber nicht wirklich genau zum Inhalt passend. Das Marmormuster in einem weiß-bläulichgrauem Farbton passt gut zu der Schrift für die man Blau, Gold und Schwarz gewählt hat. Die erhaben geprägte blauen Scheibe mit einem keltischen Muster vor der eine weiß-graue  Krähe Blut weint, passt zum Genre und auch im weitesten Sinne zur Geschichte. Der Rückseitentext macht neugierig und wer eine kurze Szene aus dem Buch lesen möchte, wird auf der vorderen Innenklappe fündig. Auf der hinteren Innenklappe ist eine bebilderte Kurzvita des Autors zu finden. Auf der vorderen Innenseite des Covers prangt eine bunte Karte von Cilia inklusive der unterschiedlichen Banner verschiedener Städte. Auf der hinteren Innenseite des Covers findet man eine Danksagung des Autors an die Leser und eine Vorankündigung mit einem Blick auf den Inhalt des 2. Teils der Trilogie „Die weiße Königin“. Beachtenswert sind auch die blau eingefärbten Außenkanten der Seiten, aufgrund deren man das Buch schon von Weitem erkennt.    

Das Buch selbst besteht aus zwei Teilen. Die Vernichtung Arboras mit dem Erzpriester Lucio nimmt 75 Seiten ein, und die Ereignisse, die 53 Jahre später folgen und bei denen Lucios Sohn, der Erzpriester Nandus und sein jüngster Sohn Milan eine wichtige Rolle spielen, füllen die restlichen der insgesamt 576 Seiten. Das Buch ist in viele – oft recht kurze Kapitel – unterteilt, die jeweils mit einer Überschrift der aktuellen Zeit und Ortsangabe versehen sind und mit einem Schmuckbuchstaben beginnen. Einer Danksagung auf Seite 571 folgen auf der nächsten Doppelseite die Vorstellungen der beiden Bücher „Vier Farben der Magie“ von Deborah Harkness und „Die Krone der Sterne“ von Kai Mayer aus dem Fischer TOR-Verlagsprogramm.


Fazit
Ein spannender Auftakt der Trilogie rund um den Erzpriestersohn Milan und seine Mitstreiter, die sich in einem fantastischen Umfeld und all den unterschiedlichen Völkern und ihren unterschiedlichen Legenden beweisen müssen, von denen sich viele als gefährlicher erweisen als erwartet. Fantasyfans werden mit dem Buch mit Sicherheit einige unterhaltsame Stunden verbringen und Bernhard Hennen-Fans sollten sich die Geschichte ohnehin nicht entgehen lassen.


4 Sterne


Hinweise
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