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Francis O’Neill tötet Menschen. Für ein vereintes Irland.
Die IRA schätzt seine Dienste. Und verhandelt heimlich mit den Briten.
Bridget O’Neill erträgt das Morden nicht mehr. Sie verrät ihren eigenen Mann.
Als Francis aus dem Gefängnis kommt, ist der Bürgerkrieg Geschichte.
Niemand braucht den Mann von gestern. Nur Bridget hält zu ihm.
Und Francis beginnt die Suche. Die Suche nach dem Verräter.

 

Verrat 

Originaltitel: A Traitor in the Family
Autor: Nicholas Searle
Übersetzer: Jan Schönherr
Verlag: Kindler
Erschienen: 03/2018
ISBN: 978-3463406923
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Irland 1989, der Bürgerkrieg ist in vollem Gange. Francis O’Neill ist ein Fußsoldat der IRA, immer wieder begeht er Attentate und tötet britische Soldaten. Seine Frau Bridget weiß genau, was er da tut, schweigt aber genauso wie ihr Mann. Irgendwann wird sie vom britischen Geheimdienst angeworben und verrät ihren Mann, weil sie das Töten nicht mehr ertragen kann. Und dennoch kann sie sich aus ihrer Welt nicht befreien, hält zu ihrem Mann, auch als der von den alten Gefährten abgeschoben wird. Immer in der Angst, er könnte herausfinden, wer der Verräter war …

Nicholas Searle hat hier keinen normalen Thriller abgeliefert, sondern eher ein Psychogramm einer Ehe. Es gibt zwar eine Menge Gewalt, aber die ist eher eine Randerscheinung und wird oft auch nur angedeutet. Im Kern geht es um Bridget, Francis und die Situation, in der ihre Ehe entstanden ist und aus der sie nicht fliehen können. Bedrückend und für den normalen „Festlandeuropäer“ kaum zu begreifen, aber auch spannend trotz der durchweg leisen Töne.


Stil und Sprache
Nicholas Searle erzählt die Geschichte von Francis und Bridget nüchtern und ohne große Regungen. Die muss man zwischen den Zeilen lesen, zum Beispiel wenn es um Bridgets nie erfüllten Kinderwunsch geht oder um ihr Verhältnis zu ihrem Mann, den sie gleichzeitig zu lieben und zu hassen scheint. Abwechselnd wird aus ihrer und seiner Perspektive erzählt, wie schon erwähnt wird vieles nur angedeutet oder sehr verklausuliert ausgesprochen.

An diesen Stil sowie auch an die Atmosphäre der Handlung muss man sich ein bisschen gewöhnen, gerade zu Beginn ist alles etwas trocken. So richtig los geht es erst, als Bridget und Francis zu einer Hochzeitsfeier nach Singapur reisen. Dann aber entwickelt sich die Geschichte deutlich nach vorn, auch wegen dem, was in Singapur passiert. Einige unerwartete Wendungen sorgen für Abwechslung und Aha-Erlebnisse, aber wie schon gesagt, ein Thriller im eigentlichen Sinne ist das hier nicht.


Figuren
„Francis O’Neill sah sich nicht als bösen Mann.“ (S. 32) Dieser Satz sagt eigentlich (fast) alles über die Haltung des Iren zu seinem „Beruf“ als Freiheitskämpfer. Denn ein Mörder ist er in seinen Augen nicht, stattdessen riskiert er sein Leben für sein Land. Immer mal wieder kommen zwar Zweifel in ihm auf, aber den Schritt, seine Mitkämpfer zu verraten, kann er dennoch nicht gehen. Es gibt für ihn keinen Ausweg und das weiß er, deshalb macht er beinahe einen erleichterten Eindruck, als er vor dem geplanten Bombenattentat verhaftet wird.

Ganz anders seine Frau Bridget, die zwar genau weiß, was ihr Mann und seine Kumpanen tun, aber systematisch die Augen davor verschließt, genau wie die anderen Frauen im Dorf. Teilweise wird sie auch zum Nichtwissen gezwungen, indem sie in kritischen Momenten weggeschickt wird. Gerade zu Beginn macht sie einen ausgesprochen unterwürfigen Eindruck, lebt in Singapur ein bisschen auf, kann aber genau wie ihr Mann die ihr aufgedrängten Umstände nicht verlassen. So steht sie nach Francis‘ Verhaftung unter Beobachtung der IRA, alles unter dem Deckmantel des sich Kümmerns. Wirklich befreien kann sie sich erst ganz zum Schluss, auch wenn sie davor bereits ihre eigene Art von Freiheit erlangt. Tief im Innern besitzt sie eine Stärke, die man ihr gar nicht zutraut, auch ihr eigener Mann nicht.

Neben den beiden gibt es etliche Randfiguren, diese haben aber sämtlich keine große Bedeutung für die Geschichte und werden auch dementsprechend knapp dargestellt.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag einen dunkel gekleideten Mann, der auf einer Mauer stehend in die Ferne blickt. Ein Lesebändchen ergänzt die hochwertige Ausstattung. Innen ist die Handlung nach Jahren unterteilt, es gibt 19 nummerierte Kapitel und einen ausführlichen Epilog. Ein Nachwort des Autors erklärt den deutschen Lesern, wie der Irland-Konflikt überhaupt entstanden ist und warum er auch heute noch – Jahre nach seinem offiziellen Ende – Auswirkungen haben kann.


Fazit
Ein Thriller der etwas anderen Art, der aber in seiner Intensität und mit viel Atmosphäre zu überzeugen weiß. Absolut lesenswert!


4 5 Sterne


Hinweise
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