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"Die Welt ist im Wandel" flüstern die Katzen...

Als die junge Wynter nach einer langen Reise in ihre Heimat zurückkehrt, ist nichts mehr, wie es einmal war. Die einst zutraulichen Königlichen Katzen wenden sich von ihr ab, die sonst so redseligen Geister weigern sich, mit ihr zu sprechen, und alte Freunde sind verschwunden. Was ist geschehen? Kann es sein, dass in ihrer Abwesenheit eine geheimnisvolle dunkle Macht nach der Herrschaft im Königreich gegriffen hat? Für Wynter beginnt das Abenteuert ihres Lebens.


Autor: Celine Kiernan
Verlag: Heyne
Erschienen: Juni 2009
ISBN: 978-3-453-26629-2
Seitenzahl: 495 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Wynter kehrt, nach langen Jahren im Exil, mit ihrem Vater Lorcan nach Hause zurück. Doch schon am Burgtor nehmen die seltsamen Ereignisse ihren Lauf. Obwohl ihr Vater den Rang des Hohen Protektors des Königs begleitet, verwehrt man ihnen den Einlass. Alle, auch alte Bekannte, verhalten sich ausgesprochen seltsam. Vor Jahren begleitete Wynter das Amt der königlichen Katzenhüterin, nun wird sie von ihnen völlig ignoriert. Auch die Geister, einst sehr gesprächig, wenden sich von ihr ab ohne ein Wort mit ihr zu wechseln. Schon bald werden sie und ihr Vater in den Sumpf der höfischen Intrigen hineingezogen. Der König, damals ein gütiger und weiser Mann, scheint dem Wahnsinn anheim gefallen zu sein. Er unterdrückt sein Volk voller Grausamkeit, und auch vor seinen eigenen Söhnen macht er keinen Halt.

Schattenpfade ist der erste Band einer neuen Trilogie von Celine Kiernan. Der vorliegende erste Band widmet sich ausschließlich den höfischen Intrigen. Dies ist etwas eintönig, ein wenig abwechslungsreichere Handlung hätte hier wahre Wunder gewirkt.
Eins noch vorweg: Es handelt sich nicht um eine Geschichte, in der Katzen eine übergeordnete Rolle spielen.


Stil und Sprache
Sprachlich ist der Roman sehr gelungen. Er lässt sich wunderbar flott lesen, die Sätze sind nicht unnötig kompliziert und verschachtelt. Die Ausdrucksweise ist gewählt und passt zu der beschriebenen Zeit, ohne zu geschwollen zu wirken. Alles in allem sehr gelungen und angenehm zu lesen.

Spannung wird nur wenig aufgebaut, alle die Geheimnisse, um die es im Buch geht, werden auch nicht aufgelöst, obwohl es wenige genug sind. Die Handlung dreht sich die ganze Zeit um sich selbst und kommt überhaupt nicht in Fahrt. Erst ganz am Ende des Buches gibt es den großen Wendepunkt in der Geschichte, der neue Vorkommnisse verspricht. Somit ist der vorliegende erste Band eine einzige Einleitung in die Geschichte. Dies ist jedoch nicht genug, um ein Buch mit praktisch 500 Seiten zu füllen.

Die Erzählung spielt in einem fiktiven Europa, das so nie existiert hat. Viele Ortsnamen sind jedoch der Realität entnommen. Dadurch wird das ganze sehr greifbar, stellenweise möchte man fast glauben es handele sich um eine historische Begebenheit, die sich so tatsächlich zugetragen haben könnte. Typische Stilelemente finden sich so gut wie gar nicht. Sprechende Katzen und Geister, das war es dann auch schon. Die Grundstimmung des Buches ist melancholisch, schwermütig und geheimnissvoll. Stets müssen alle Handlungen überdacht werden, um den eigenen Platz am königlichen Hof zu sichern und Freunde aus dem Schussfeld zu manövrieren. Diese unterschwellige Bedrohung ist sehr greifbar und wird bestens in Szene gesetzt.


Figuren

Die Figuren sind perfekt ausgearbeitet. Schließlich wurden ihnen die ganzen 500 Seiten gewidmet. Alle für den Handlungsverlauf relevanten Figuren werden liebevoll beschrieben. Ihre Gefühlswelt, ihr Denken und ihr Handeln, alles ist nachvollziehbar und wird erschöpfend umschrieben. Die Emotionen der Charaktere sind glaubhaft, die Gefühle sind ebenfalls nachvollziehbar und greifbar. Man kann sich wunderbar mit den Protagonisten identifizieren und sich in sie hineinversetzen, auch wenn nicht jede ihrer Handlungen nachvollziehbar ist. Trotz allem bleibt noch vieles im verborgenen und am Ende des Buches fragt man sich, was eigentlich die ganze Zeit passiert ist.

Die Katzen und auch die Geister spielen lediglich eine nebensächliche Rolle und werden nur auf wenigen Seiten erwähnt. So hat man am Ende keine Ahnung ob sie eventuell noch eine tragende Rolle übernehmen könnten, oder ob sie lediglich schmückendes Beiwerk sind. Hier hätte es ruhig deutlich mehr sein dürfen, oder  - alternativ - ganz weglassen.

Bei all der Detailverliebtheit in der Charakterzeichnung bleibt das Erzähltempo auf der Strecke, die Handlung gewinnt kaum bis gar nicht an Fahrt. Zu wenig geschieht, manches wiederholt sich, ohne dass die Handlung vorangetrieben wird. Der immergleiche Tagesablauf eines Protagonisten ist für den Leser nur wenig von Interesse, möchte er doch wissen wie es zu alldem kam und was dahinter steckt. Hier wird der Leser jedoch auf der ganzen Linie enttäuscht.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist gebunden und sehr schön gestaltet. Der Schutzumschlag ist matt, der Schriftzug "Schattenpfade" wurde glänzend und leicht erhaben ausgeführt. Dies wirkt wertig und verleiht dem Buch einen sehr schönen Look. Die Katze auf dem Cover lässt vermuten, dass es sich um eine Katzengeschichte handelt - dem ist nicht so. Die Katzen spielen lediglich eine nebensächliche Rolle.
Alles ist in Moosgrün und Goldgelb gehalten. Entfernt man den Schutzumschlag, erblickt man einen sehr passenden türkisgrünen Karton mit weißen Sprenkeln. Der Name des Buches Buches und des Autors ist dunkelgrün auf den Buchrücken geprägt. Das Vorsatzpapier ist wiederum in dunklem Grün gehalten. Alles sehr stimmig und auch perfekt verarbeitet. Die Qualität des Kartons scheint ebenfalls sehr gut zu sein.

Die Schrift ist von angenehmer Größe. Nicht zu groß und nicht zu klein. Der Seitenspiegel ist ebenfalls gut gewählt und man hat nicht das Gefühl, dass einem hier möglichst viele Seiten vorgegaukelt werden sollen. Eine Karte liegt dem Buch als loses Faltblatt bei. Diese ist sehr schön gestaltet und weckt die Hoffnung, dass im weiteren Handlungsverlauf noch viele Orte besucht werden, spielt das erste Buch doch ausschließlich auf einer Burg. Auf der Karte befindet sich auch der Hinweis, dass es sich um eine Trilogie handelt und auch die Titel der Nachfolgebände werden genannt. Für die Karte hätte man sich noch eine Einschub gewünscht, um sie sicher aufzubewahren, darauf wurde aber verzichtet. Auch auf Illustrationen wurde verzichtet.


Fazit

Ob dies eine gute Geschichte wird bleibt noch abzuwarten. Alles steht und fällt mit den beiden Nachfolgebänden. Falls die Handlung deutlich an Fahrt gewinnt, könnte es ein Spitzenbuch werden, geht es im bisherigen Stil weiter, wird es ein öder und belangloser Titel. Es wäre ausgesprochen schade um das liebevoll ausgearbeitete Setting und die bestens ausgearbeiteten Charaktere. Sprachlich lässt Schattenpfade ebenfalls keine Wünsche offen.

Ganz klar muss man allerdings sagen, dass dieses Buch nur für Freunde der ruhigeren Gangart geeignet ist. Es gibt keine Kämpfe, kein Schlachtengetümmel und absolut keine Action. Beworben wird es als All-Age-Fantasy. Jugendlichen würde ich allerdings komplett abraten, es sei denn, man steht auf Geschichten, die mit einer Einleitung von 500 Seiten beginnen. Mir hat es trotzdem ganz gut gefallen, da es gut geschrieben und ausgesprochen Detailversessen geschildert ist. Für die Fortsetzung wird dies aber nicht reichen.

Das Ganze erscheint übrigens unter dem Titel "Moorehawke Trilogie", benannt nach dem Nachnamen von Wynter und Lorcan. Die Folgebände werden "Geisterpfade" und "Königspfade" heißen.



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Heyne-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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