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September 1938 – Die Welt auf Kollisionskurs
Wie weit muss man gehen, wenn man den drohenden Krieg verhindern will?
Der neue Politthriller von Robert Harris – ein Roman über Rechtschaffenheit und Hochverrat, über Loyalität und Vertrauensbruch

 

Muenchen 

Originaltitel: Munich
Autor: Robert Harris
Übersetzer: Wolfgang Müller
Verlag: Heyne Verlag
Erschienen: September 2017
ISBN: 978-3453271432
Seitenzahl: 432 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Robert Harris wirft einen neuen Blick auf das Münchner Abkommen im September 1938, an dem neben den Franzosen und Italienern, die Briten, maßgeblich Premier Neville Chamberlain, beteiligt waren. Die drei Mächte ringen Hitler das Abkommen ab, die Sudetenkrise zu beenden, indem die Tschechoslowakei innerhalb zehn Tage das Sudetengebiet räumt und so ein weiterer großer Krieg verhindert wird.
Dieses später als Appeasement-Politik verhöhnte Abkommen verschaffte den Briten etwas Zeit, um sich auf einen bevorstehenden Krieg vorzubereiten. Denn das der Krieg kommen wird, ist allen klar.


Stil und Sprache
Robert Harris hat nach nun fast 20 Jahren wieder einen Roman aus der NS-Zeit geschrieben. War „Vaterland“ noch reine Fiktion, ist „München“ ein dokumentarisch-fiktiver Roman.
Harris arbeitete sich durch reichhaltiges Material, wie Notizen und Memoiren diverser Angehöriger der Chamberlain- und Hitleradministrationen. Seine Recherchen fließen umfangreich in das Buch ein, ohne dabei belehrend zu wirken. Dafür beweist er ein feines Gespür, Diplomatie vor dem Hintergrund schwieriger Verhandlungen in einer leicht verständlichen Sprache greifbar zu machen.

Figuren
Der Roman erstreckt sich über vier Tage Ende September 1938 und entfaltet vor dem Hintergrund der Münchner Konferenz Chamberlains Versuch, Hitler von einem Einmarsch in die Tschechoslowakei abzuhalten. Ein verzweifelter Versuch, einen bevorstehenden Krieg zu verhindern.

Die historisch verbürgten Fakten verwebt Harris mit zwei sympathischen, fiktiven, aber dennoch blassen Protagonisten: Hugh Legat, dritter Privatsekretär Chamberlains, und Paul von Hartmann, Mitarbeiter des Außenministeriums und Mitglied einer Verschwörung gegen Hitler. Die beiden jungen Männer kennen sich seit ihrer Studienzeit in Oxford. Der Brite und der Deutsche stehen stellvertretend für eine Generation, die unabwendbar einem Krieg entgegensteuert und hilflos zusehen muss, wie dieser Tag immer näher rückt und das gesellschaftliche Leben verändert. Sie bilden die damalige ambivalente Stimmung ab und vermitteln die Atmosphäre aus Berlin, London und München.

Neben der eigentlichen Story, dem Zusteuern auf den zentralen Punkt München, streut Harris private Details der beiden Figuren ein. Legats Frau betrügt ihn und Hartmanns Freundin, eine Kommunistin, wurde von der SS solange brutal misshandelt, bis sie einen nicht zu behebenden Hirnschaden erlitt. Aber auch diese, für die Geschichte irrelevanten Details, bringen einem die Figuren nicht näher.
Obwohl die beiden in ihren Administrationen keine große Rolle spielen, bietet sich den beiden die Möglichkeit, die Geschichte nachhaltig zu verändern. Von Hartmann übermittelt seinem Freund Legat die „Hoßbach-Aufzeichnungen“, in denen der Kriegswahn Hitlers klar wird, der diese dem Premier weiterleitet.
Aber Chamberlain, der sture Premierminister, will um jeden Preis einen Krieg verhindern. Dafür ist er sogar bereit, einen Teil der Tschechoslowakei, das Sudetenland, den Deutschen zu überlassen. Sein Land ist selbst zwanzig Jahre nach dem Ersten Weltkrieg physisch und psychisch gezeichnet. Auch die Streitkräfte haben noch nicht wieder aufgerüstet, um einem neuen Krieg standzuhalten. Ein letzter verzweifelter Versuch Chamberlains gegen Hitlers Kriegszorn. Er übersieht einen eventuellen Nutzen der Papiere und verpasst so die Möglichkeit, die Geschichtsschreibung zu verändern.
Obwohl Harris einige Thrillerelemente in seinem Roman einbaut, bleibt die Spannung, unter anderem wegen eindimensionaler Figuren, auf der Strecke. Hitler, Mussolini, Chamberlain bleiben in ihren jeweiligen Funktionen gefangen. Und natürlich ist die Historie selbst ein Spielverderber - der Ausgang der Bemühungen ist bekannt.


Aufmachung des Buches
Das Hardcoverbuch ist mit einem Schutzumschlag versehen, auf dem die Propyläen am Königsplatz in München abgebildet sind, unweit des Führerbaus, in dem Geschichte geschrieben wurde. Auf den Umschlaginnenseiten befindet sich der Grundriss des Führerbaus.
Der Verlag hat die älteren Leser mit einer großen Schrift bedacht und für alle ein Lesebändchen angebracht.
Im Anhang findet sich eine umfangreiche Bibliografie.


Fazit
Harris wirft einen provokanten Blick auf die Zeit rund um das Münchner Abkommen. Neben den geschichtlichen Ereignissen, die in der allgemeinen Geschichtsschreibung zu kurz kommen, ist es das Spiel der Möglichkeiten, welches den Reiz des Romans ausmacht.


4 Sterne


Hinweise
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