Noch nie hat die 16-jährige Aza irgendwo so richtig dazugehört: In der Schule fehlt sie oft wegen Krankheiten. Das Atmen ist für sie eine Qual. Zudem nimmt sie merkwürdige Dinge wahr, Luftschiffe am Himmel, Vögel, die ihren Namen rufen. Bis auf ihren besten Freund Jason glaubt ihr niemand. Dann stirbt Aza beinahe – und findet sich in Magonia wieder; einem magischen Reich in den Wolken. Und plötzlich ist Aza keine Außenseiterin mehr, hier oben ist sie stark und die Tochter einer Luftschiffkapitänin. Eine große Aufgabe wartet auf Aza – doch ist sie bereit dafür? Ihr Herz hängt noch an der Erde, vor allem an Jason …
Originaltitel: Magonia |
Die Grundidee der Handlung
Aza ist krank, aber kein Mensch weiß, was ihr eigentlich fehlt. Manchmal scheint ihr ihre Haut viel zu eng und sie hat große Probleme zu atmen. Es ist, als ob die Luft auf der Erde zu dick für ihre Lungen sei. Kein schönes Gefühl und eine Tatsache, die ihr ganzes bisheriges Leben bestimmt. Das Aza dadurch zu etwas Besonderem wird, gefällt ihr nicht wirklich. Dauergast im Krankenhaus zu sein, ist kein Vergnügen und ihr Sarkasmus macht die Lage oft nicht einfacher. Als sie eines Tages in einen Vogelsturm gerät und dadurch einen schweren Anfall erleidet, spitzt sich die Situation dramatisch zu und Aza erfährt, was es heißt zu sterben.
Sanft, seltsam distanziert und sehr bizarr hat die Autorin diesen Roman in Worte gefasst.
Stil und Sprache
Dieser Roman wird mal aus der personalen Sicht von Aza und mal aus der von Jason, ihrem Freund, erzählt. Da werden Dinge angesprochen, die für den Leser nicht immer einfach zu verstehen sind und irgendwie gruselig, wenn nicht sogar eklig anmuten. Zumindest mir ging es so. Keine Frage, die Idee, von einer Stadt in den Wolken, von fantasievollen Erklärungen, warum es auf der Welt sauren Regen gibt oder warum manchmal von jetzt auf gleich ein Unwetter losbricht oder gar ganze Ernten vernichtet werden, sind genial. Da steckt unglaubliches Potenzial im Plot. Nur die Umsetzung ist nicht immer gelungen.
Was auch nervt, schon vom ersten Moment an, ist die Art wie Aza von ihren Leuten behandelt wird. Da wird von allen einfach vorausgesetzt, dass sie auf dem gleichen Wissensstand ist, wie die anderen auch. Das war unlogisch, denn sie kann es ja nicht sein, da sie nicht so aufgewachsen ist, wie die anderen. Also ganz andere Dinge gelernt hat, als der Rest. Doch darauf wird keine Rücksicht genommen, stattdessen wird sie als störrisch, dickköpfig und dumm behandelt. Eine eindeutige Schwachstelle des Romans.
Das Thema Tod wird auf feinfühlige Art angesprochen bzw. verleugnet, denn keine der Figuren, außer Aza, will sich damit klar und deutlich auseinandersetzen. Doch was die Autorin am Ende beschreibt, das ist sehr kontrovers und dürfte die Leser nicht gänzlich unbeteiligt lassen.
Maria D. Headley benutzt eine einfache Sprache, die zu Beginn durch Aza zwar deutlich kompliziert und verwirrend ist, sich im Romanverlauf dann aber einpendelt. Doch die Geschichte bleibt ein Mysterium und am Ende steht der Leser mit gemischten Gefühlen da.
Figuren
Aza ist nicht gerade ein einfaches Mädchen. Sie reagiert mit Zynismus, viel Sarkasmus und oftmals schnoddriger Art auf ihr Umfeld und macht den Ärzten mit ihren Kommentaren die Arbeit nicht gerade einfach. Und wenn sie mit ihren Eltern über ihren kommenden Tod sprechen will bzw. von deren Rückhalt einfordert, wird sie gnadenlos im Stich gelassen. Denn diese haben ihre ganz eigene Art mit der unerklärlichen Krankheit ihrer Tochter fertig zu werden – sofern dies überhaupt möglich ist.
Ja, Aza ist kein Charakter, den man mal eben so annimmt. Sie sieht vieles unglaublich komplex, bringt Dinge zusammen, die anderen nicht im Traum einfallen würden, und hat eine Sichtweise auf die Welt und sich selbst, die oft hart an die Grenze dessen geht, was erträglich ist. Aber ein großes Plus hat sie dennoch: Sie gibt weder sich selbst noch ihre Prinzipien oder das, woran sie glaubt, auf. Da ist sie eisern. Und das treibt eine andere Figur regelrecht in den Zorn, denn Aza weigert sich, zur Marionette gemacht zu werden. Selbst wenn sie dafür einen absoluten Tabubruch begehen muss.
Aufmachung des Buches
Das Buch ist in einem schönen goldgelb gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen, der mir unglaublich gefällt. Dunkles Blau, ein Sonnenuntergang – oder Aufgang – ist am unteren Rand zu sehen und darüber schwebt eine Feder, aus der auf magische Weise Vögel unterschiedlichster Art aufsteigen. Gold, helles Gelb und Weiß – um nur einige Farben zu nennen – bilden eine tolle Farbkombination. Auf der Rückseite umrahmen fliegende, in allen Farben glänzende Vögel eine kurze Angabe zum Buchinhalt. Und dass die Feder vom Covermotiv glänzt, wenn man den Titel leicht schräg hebt, tut ein Übriges zur gelungenen optischen Aufmachung. Passt wirklich hervorragend zum Roman.
Fazit
Was für ein seltsamer, ungewöhnlicher und eigenartiger Roman. Die Idee dahinter ist schön und könnte faszinierend sein, wäre die eigenartige Umsetzung nicht. Mit den gruseligen Elementen, die scharf an die Grenze zum Ekelhaften gehen, nicht gerade das, was ich Lesevergnügen nenne. Dem Leser wird eine brutale Welt gezeigt, die im parasitären Verhältnis mit der uns bekannten Erde liegt. Zusammen mit dem roten Faden des allgegenwärtigen Todes nicht gerade konventionell. Für mich aufgrund einiger unlogischer Dinge, und weil ich immer eine Distanz zu den Figuren fühlte, nur ein durchschnittlicher Roman. Aber urteilt selbst.
Hinweise
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