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Shikanoko ist eigentlich nur der Sohn eines einfachen Vasallen. Doch als er von einem Zauberer eine magische Maske vermacht bekommt, wird aus ihm das Kind des Hirsches, und er verfügt fortan über magische Fähigkeiten und besonderes Kampfgeschick. Als der alte Kaiser stirbt, gerät Shikanoko in die Fänge des Fürstabts, der alles daransetzt, die höchste Macht im Land – den Lotusthron – an sich zu reißen. Shikanoko muss fliehen und entkommt dabei mehr als einmal nur knapp dem Tod. Aber er muss unbedingt Aki finden, die Herbstprinzessing, die er liebt, und die ein großes Geheimnis birgt. Denn in ihrer Obhut befindet sich niemand anderes als der rechtmäßige Nachfolger für den legendären Lotusthron.

 

Die Legende von Shikanoko 

Originaltitel: Emperor of the Eight Islands
Autor: Lian Hearn
Übersetzer: Sibylle Schmidt
Verlag: Sauerländer
Erschienen: August 2017
ISBN: 978-3737354660
Seitenzahl: 590 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Die obenstehende Verlagszusammenfassung ist an sich nicht falsch, greift dem Roman „Die Legende von Shikanoko – Herrscher der Acht Inseln“ jedoch schon sehr weit vor. Erst die zweite Hälfte des Buches beschäftigt sich tatsächlich mit den Geschehnissen nach dem Tod des Kaisers – die erste schafft die Basis dafür und führt den Leser langsam in das vielschichtige Figurenensemble und die ans feudale Japan angelehnte Welt ein. Dabei hat Lian Hearn meisterhaft – anfangs noch zurückhaltende Fantasy-Elemente – eingebaut und eine beeindruckende Welt erschaffen. Leider konnte mich die Umsetzung nicht ganz überzeugen.

Vorab noch ein paar Worte zur Altersempfehlung. Das Buch wird für Leser ab 14 Jahren eingestuft. Meiner Meinung nach ist es für die Altersgruppe noch nicht geeignet. Zum einen wird es wohl nur wenige Vierzehnjährige geben, die die Geduld für den anstrengenden Schreibstil aufbringen. Zum anderen ist das Buch gerade in der zweiten Hälfte sehr brutal, mit teils deutlichen Folterbeschreibungen und einigen explizit beschriebenen Todesszenen.


Stil und Sprache
Schon auf den ersten Seiten merkt man, dass Lian Hearn mit „Die Legende von Shikanoko – Herrscher der acht Inseln“ kein gewöhnliches Jugendbuch geschrieben hat. Während diese sich oftmals durch eine schnell lesbare, einfach Sprache auszeichnen, muss man sich hier erst mal einlesen. Die Sprache passt zu der beschriebenen feudalen Zeit des Romans – erschwert den Einstieg aber erheblich. So detailreich die Natur auch beschrieben ist, die Handlung muss man dazwischen anfangs regelrecht suchen und viele Hintergründe werden verschlungen und gefühlt umständlich beschrieben. Dazu gibt es wenig Dialoge, sodass man beim Lesen nur langsam voran kommt. Nach einiger Eingewöhnungszeit genießt man die malerischen Beschreibungen aber und kann sich doch noch in die Welt von Shikanoko fallen lassen.

Diese Welt ist der Grund, warum ich das Buch anfangs nicht aufgegeben habe. Die Intrigen der Familien untereinander sind faszinierend, die Machtkämpfe besonders in der zweiten Hälfte spannend und die Magie unterscheidet sich deutlich von den bekannten Standard-Fantasy-Elementen. Das alles macht Lian Hearns Werk interessant und entschädigt für den spannungsarmen Anfang. Ab der Hälfte überschlagen sich die Ereignisse dann geradezu und zum Schluss bleibt man neugierig auf den zweiten Band zurück. Zum Ende konnte sie dann auch einige Emotionen vermitteln, die kamen vorher durch die Erzählung in der dritten Person aus vielen verschiedenen Perspektiven zu kurz.


Figuren
Dass das dem Buch vorangestellte Personenverzeichnis ganze vier Seiten umfasst, sagt schon einiges über die Figurenvielfalt in Lian Hearns Werk aus. Unzählige Adelsleute, Mönche, Clanmitglieder und einfache Bürger haben auf den fast 600 Seiten ihren Auftritt und ich habe lange gebraucht, um halbwegs den Überblick zu behalten. Das lag nicht nur an der Menge der Figuren, sondern auch daran, dass gefühlt alle mehrere Namen und Beinamen haben. Außerdem legt Lian Hearn sich lange nicht auf einen Protagonisten fest, sondern beleuchtet sehr viele Figuren im Detail. Der Handlung hat das gut getan, aber mir fehlte dadurch die Verbindung zu den Charakteren. Das wurde erst in der zweiten Hälfte des Buches besser.

Der titelgebende Held Shikanoko spielt entsprechend nicht die übergeordnete Rolle, die ich erwartet hatte. Trotzdem lernt man ihn noch am besten kennen. Er hat ein schweres Schicksal und ist lange ein Spielball der verschiedenen Adelsgeschlechter des Landes. Seine Wandlung ist interessant und gerade durch seine Fehler und Schwächen wirkt er trotz der Magie glaubwürdig. Allerdings blieb er mir bis zum Schluss fremd und konnte mich nicht wirklich berühren. Deutlich beeindruckender fand ich die drei weiblichen Hauptfiguren, Tama, Hina und Aki. Besonders letztere hat mich in der zweiten Hälfte in ihren Bann gezogen und für die wenigen emotional wirklich bewegenden Momente gesorgt.


Aufmachung des Buches
Der Sauerländer Verlag hat dem ersten Band der „Die Legende von Shikanoko“-Reihe eine beeindruckende Hülle verpasst. Das gebundene Buch hat einen Schutzumschlag und ein absolut umwerfendes Covermotiv. Vor blutrotem Laub sieht man einen traditionell gekleideten, japanischen Schwertkämpfer. Am Rand fallen golden geprägte Blätter durch das Bild und auch Autorenname, Reihentitel und die Ornamente glänzen golden. Ein absolutes Highlight fürs heimische Bücherregal!

Im Buchinneren ist der Handlung eine Karte und ein vierseitiges Personenverzeichnis vorangestellt – beides durchaus nötig bei der vielschichtigen Handlung und den vielen Figuren. Zum Abschluss findet man im Buch noch eine Leseprobe für den zweiten Band, der im Frühjahr 2018 erscheinen soll.


Fazit
Leider hat es sehr lange gedauert bis Lian Hearn mich mit „Die Legende von Shikanoko – Herrscher der acht Inseln“ einfangen konnte. Die vielen Figuren und der Schreibstil erschweren das Lesen erheblich. Aber für Fans von anspruchsvollen feudalen Fantasy-Geschichten lohnt sich das Durchhalten, denn die zweite Hälfte des Buches wird deutlich spannender und zeigt einiges Potential für den zweiten Band.


3 Sterne


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