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Das Septemberlicht an der Algarve ist von betörender Weichheit. Am Flughafen von Faro nehmen Sub-Inspektorin Rosado und ihr Kollege Esteves einen schlaksigen Kerl in schwarzem Anzug und mit schmaler Lederkrawatte in Empfang: Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, für ein Jahr in Diensten der Polícia Judiciária. Eine Teambildung der besonderen Art beginnt.

 

 Lost in Fuseta

Autor: Gil Ribeiro
Verlag: KiWi
Erschienen: 03/2017
ISBN: 978-3462048872
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
„Lasst uns die Besten austauschen.“ Das ist der Slogan eines Programms für internationale Polizeizusammenarbeit, in deren Rahmen zwei Kommissare für ein Jahr den Platz – und auch das Land – tauschen sollen. Kommissar Leander Lost verschlägt es nach Fuseta, ein Dorf an der östlichen Algarve. Lost ist jedoch erstens nicht ganz freiwillig in Portugal und zweitens hat er so einige Eigenarten, die an der Algarve für Erstaunen sorgen. So spricht er nach nur wenigen Wochen Sprachkurs fließend portugiesisch, versteht aber keinen einzigen Witz. Und sein schwarzer Anzug fällt nicht nur im eher lässigen und entspannten Küstenort auf…

Gil Ribeiro, der im richtigen Leben Holger Karsten Schmidt heißt, hat mit Leander Lost eine völlig neue Art von Ermittler erschaffen, einen, den man nicht sofort einordnen kann, der seltsam und doch so liebenswert ist. Da tritt der zu lösende Mordfall fast ein wenig in den Hintergrund, obwohl er durchaus seine Überraschungen hat. Doch Leander Lost macht einen Großteil des Reizes dieses Serienauftakts aus, das Zusammenspiel mit den mehr oder weniger ahnungslosen Kollegen in der für ihn ungewohnten, oft angsteinflößenden Umgebung ist über weite Strecken spannender als die Auflösung des Falles.


Stil und Sprache
Gil Ribeiro hat einen angenehm zu lesenden Stil und wechselt die Erzählperspektiven je nachdem, wer gerade „dran“ ist. So erfährt man zum einen zumindest einen Teil der Gedanken von Leander Lost und gewinnt spannende Einblicke in seine Denkweise und Gefühlswelt. Zum anderen bleiben auch die Zweifel und Gefühle der übrigen handelnden Personen nicht verborgen, zumal Leander Lost sie ja oft nicht selbst entschlüsseln kann.

Die Schauplätze der Handlung an der östlichen Algarve schildert Ribeiro ausgesprochen detailreich und mit viel Sympathie, man merkt beim Lesen deutlich, wie sehr er sich diesem Landstrich verbunden fühlt. Wie schon erwähnt tritt neben diesen beiden Hauptkomponenten der Fall selbst ab und an in den Hintergrund, was er eigentlich gar nicht verdient hätte, denn er ist gut ausgedacht und spannend umgesetzt. Angesichts des wunderbaren Settings aus Landschaft und Charakteren ist das aber alles andere als schlimm und ich freue mich jetzt schon auf weitere Fälle für den ungewöhnlichen Kommissar und sein neues Team.


Figuren
Leander Lost ist Autist, er leidet unter einer Form des Asperger-Syndroms. Gleichzeitig verfügt er über verschiedene Inselbegabungen, etwa über ein fotografisches Gedächtnis und die Fähigkeit, sich fremde Sprachen in kürzester Zeit anzueignen. Das und einige seltsame Angewohnheiten machen ihn für seine neuen Kollegen zu einem echten Rätsel, denn lange wissen diese nicht, was an ihm tatsächlich so anders ist. Das klärt sich erst später, als Rosados Schwester auf den Plan tritt und sofort erkennt, wen sie da vor sich hat. Sie sorgt dafür, dass die anderen Leander Lost so nehmen wie er ist, wenn gerade das auch nicht immer einfach ist.

Steht Leander Lost von Anfang an eindeutig im Mittelpunkt des Geschehens, so gewinnen die übrigen Polizisten erst nach und nach an Profil, zu Beginn fremdelt man eher ein bisschen mit ihnen. Das mag auch daran liegen, dass der Autor die portugiesische Mentalität so gut eingefangen hat oder wie Leander Lost es formuliert: „Genau das meine ich (…), dieses Trotzdem. Das zeichnet die Menschen hier aus, finde ich. Sie sind traurig, ja, aber sie verlieren nie den Mut. Sie sind melancholisch und machen daraus eine eigene Musikrichtung.“ (S. 282) Damit ist wohl alles gesagt…


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist verlagstypisch in Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf dem Cover eine heimelig wirkende Gasse in Fuseta mit Blick aufs Meer. Im Innendeckel finden sich vorn und hinten Karten der Ostalgarve mit den Orten und Gegenden, in denen der Krimi spielt. Die Handlung spielt innerhalb einer Woche und ist nach Tagen unterteilt, insgesamt gibt es 33 nummerierte Kapitel.


Fazit
Ein ungewöhnlicher Serienauftakt mit einem noch ungewöhnlicheren Helden im Mittelpunkt. Großes Kino!


4 5 Sterne


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