Smaller Default Larger

Zwei Mafiabosse tragen ihre Fehde auf Siziliens schönsten Freilichtbühnen aus, wo eine erotische Interpretation von „Romeo und Julia“ gespielt wird. Bei jeder Aufführung fällt ein Schuss. Seit sich die Herren mit den schwarzen Sonnenbrillen für Shakespeare interessieren, ist nichts mehr, wie es war.

 

  Autor: Ottavio Cappellani
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-498-00937-3
Seitenzahl: 398 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Cagnotto, seines Zeichens Theaterregisseur, sucht, um seinen Liebhaber zu beeindrucken, nach einer neuen Idee fürs Theater. Doch seine Idee, Romeo und Julia in einer neuen neorealistischen Aufführung zu bringen, stößt bei Falsaperla, dem Kulturreferenten der Region, auf Ablehnung. Er hält nichts vom Dialekttheater und möchte lieber Medienwirksames, Modernes sehen. Für Paino, einen örtlichen Kulturreferenten, ist das die Chance, Falsaperla eins auszuwischen. Er protegiert Cagnottos Idee und hilft ihm tatkräftig bei der Umsetzung seiner Theateraufführung. Derweilen ereignet sich auf einem Nebenschauplatz eben dieses Liebesdrama, welches sich Cagnotto für seine Idee ausgesucht hat. Betty, Tochter von Mafia-Größe Betonmischer Turi, wird von dem jungen, aufstrebenden Mafioso Turrisi umworben. Der Konkurrent von Turi ist dabei ihn zu überflügeln und Turi sieht seine Chance gekommen, Turrisi zu schlucken. Er tut alles dafür, dass seine Betty den Bemühungen von Turrisi nachgibt und sich in ihn verliebt. So was kann natürlich nicht gut gehen und nach vielen Missverständnissen zwischen Betty und Turrisi fühlt sich Turi in seiner Ehre gekränkt und beschließt Rache. Er lässt bei der Uraufführung von Cagnottos Romeo und Julia Falsaperla durch einen Kopfschuss umbringen. Da Falsaperla eigentlich zu Turis Leuten gehört, sieht es natürlich so aus, als ob Turrisi seine Finger im Spiel hat. Der erkennt das Problem und lässt bei der nächsten Aufführung einen seiner Leute, Paino, umbringen. Dies gefällt dem Oberboss in Palermo gar nicht, hatte er doch Ruhe angeordnet. Als er sich bei der 3. Aufführung die Ehre gibt, steht es schlecht für die beiden Streithähne Turi und Turrisi. Schließlich will Palermo ein Exemple statuieren. Cagnotto ist derweilen am Verzweifeln, bisher hat er es noch nicht geschafft, die Julia sterben zu lassen, wurde doch jedes Mal seine Aufführung durch einen vermaledeiten Mord abgebrochen.


Stil und Sprache
Ottavio Cappellani hat eine inhaltlich und sprachlich sehr anspruchsvolle Geschichte geschrieben. Er erzählt die Handlung wie in einem Theaterstück in drei Akten und wickelt dabei die eigentliche Story um die Mafia-Familien mit der Neuaufführung von Romeo und Julia ein. Das Theaterstück wird dabei als Bühne für die analogen Geschehnisse um Betty und Turrisi genutzt. Vor allem aber für den Machtkampf der beiden Streithähne. Durch die vielen Akteure wirkt der Roman vor allem am Anfang, bis man sich an alle Namen gewöhnt hat, sehr unübersichtlich und nicht wenig verwirrend. Die einzelnen Handlungsstränge werden sehr oft gewechselt, bis sie sich schließlich langsam über den 2. Akt vereinen, um dann im 3. Akt zum Ende zu führen. Am Schluss macht das Buch auch wieder Spaß, wobei es sich, dank der vielen nicht gerade jugendfreien Kraftausdrücke, eher um einen trockenen, deftigen Humor handelt. Durch die gehobene, theatralische Ausdrucksweise ist der Roman auch eher als schwere Kost zu beschreiben. Nicht gerade das, was man von einer Komödie erwartet. Die sollte schließlich leicht und locker zu lesen sein.


Figuren
Die Akteure seines Theaterstückes sind sehr zahlreich. Was am Anfang für viel Verwirrung sorgt, bleibt leider auch zum Schluss ohne weitere Wirkung. Viele Figuren haben mit der eigentlichen Geschichte nicht viel zu tun. Nach dem ersten Akt kristallisieren sich nach und nach zwei Handlungsstränge und ihre Charaktere heraus. Zum einen die Geschichte um Turi Pirotta – Betonmischer Turi – dem Vater von Betty, seiner Frau Wanda und Herrn Turrisi, der um Betty wirbt. Dazu kommen noch einige Nebencharaktere wie die ‚Schwuppe’ Carmine, Bettys beste Freundin oder Pietro, Turrisis Leibwächter. In diesem Strang geht es um die Mafia, um die Analogie zu Romeo und Julia und den Irrsinn vieler Missverständnisse. Dann sind da noch Personen, die für beide Stränge eine Art Verbindung schaffen, wie z.B. die Kulturreferenten Falsaperla oder Paino, die das Theaterstück protegieren oder verhindern wollen und eher durch Zufall Opfer der beiden Streithähne werden. Am 2. Strang sind dann die Theater-Akteure beteiligt. Cagnotto, der sich das Ganze ausgedacht hat, seine beiden Dialektschauspieler Caporeale und Cosentino und die Lambertini, die die Julia gibt. Im 2. Strang geht es ausnahmslos um die Aufführung und den langen Weg dorthin. Um die Tragik der Lambertini, die einfach nicht dazu kommt, zu sterben. Und den wegen der Morde zufälligen Hype um das Theaterstück. Schließlich wird vor ihrem Auftritt immer jemand umgebracht. Alle Figuren sind passend zu dieser skurrilen Komödie stark überzeichnet.


Aufmachung des Buches
Der Umschlag der Hardcover-Ausgabe ist komplett in Rot gehalten. Auf dem Cover prangen im Scherenschnitt eine Sonnenbrille und ein Revolver, dazwischen der Titel und der Autor. Das Buch wird durch ein rotes Lesebändchen noch aufgewertet. Die kurzen Kapitel machen das Lesen etwas leichter, da man das Buch dadurch auch mal schnell zur Seite legen kann.


Fazit
Das Buch hält nicht ganz was es verspricht. Der Anfang ist sehr verwirrend, dies wird zwar später besser, aber für eine Mafia-Krimikomödie ist die Geschichte zu anspruchsvoll.
Entlockt nur selten einen Schmunzler.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo