Smaller Default Larger

Die Fenster geschlossen, der Bildschirm nur von einer grünen Schreibstichlampe beleuchtet. Tag für Tag sitzt Zafer am Rechner und bearbeitet Bilder. Das ist sein Job. Er geht nie aus dem Haus, ernährt sich von Pizza und Multivitaminsaft. Seit einiger Zeit erhält er anonyme Aufträge. Er soll Videos von Überwachungskameras retuschieren - und wird völlig unvermittelt in einen Mordfall verwickelt ...

  

Dark Noise 

Autorin: Margit Ruile
Verlag: Loewe
Erschienen: 13.03.2017
ISBN: 978-3-7855-8446-0
Seitenzahl: 288 Seiten

Hier geht’s zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Zafer bearbeitet für eine Fernsehserie Videodateien und verdient sich damit seinen Lebensunterhalt. Eines Tages bekommt er eine kuriose Mail, in der er gefragt wird, wie schnell er eine bestimmte Videosequenz bearbeiten kann. Er nimmt die Herausforderung an und schliddert damit in etwas hinein, das seine Arbeit in Frage stellt und ihn in Gefahr bringt.

Margit Ruile stellt mit ihrem Roman "Dark Noise" die Realität in Frage, denn kann man Videoaufzeichnungen von Verbrechen noch trauen, wenn diese so verfälscht werden können, dass es nicht mehr auffällt? Ein spannendes Thema! "Und wenn wir alle nur Figuren in einem Spiel sind? Könnt ihr, die ihr das lest, euch so sicher sein, dass ihr das nicht seid?" (Seite 80)


Stil und Sprache
Erzählt wird das Buch zunächst in der ersten Person Präsens, wobei die Perspektive bzw. Erzählweise sehr interessant gewählt ist, denn sie ist überaus direkt und unmittelbar, als würde einem die Geschichte gerade in diesem Moment erzählt: "Zeit für die Werbepause. Ich halte den Film an. Ihr könnt aufs Klo gehen oder die Chips holen. Oder mir zuhören, denn ich versuche, inzwischen ein paar Fragen zu beantworten." Das "Ich" blickt dabei auf sein früheres Ich zurück und erzählt davon in der dritten Person, als wäre es eine eigenständige Person mit Namen Zafer. Durch den eingängigen und bildreichen Stil zieht die Autorin ihre Leser schnell in die Geschichte hinein und es dauert auch nicht lange, bis es interessant und letztendlich überaus spannend wird. Die Erzählweise tut ihr Übriges dazu, denn das "Ich" weiß bereits, was geschehen wird, bevor Zafer auch nur etwas ahnt, und lässt dies durchaus durchblicken, stellt Überlegungen an und warnt Zafer auch mal - nur dass dieser es nicht hören kann.

Später kommt noch ein zweiter Handlungsstrang hinzu; in erster Person aus Sicht "des Mädchens mit den verschiedenfarbigen Augen" alias Emily. Immer größere Teile der Geschichte werden aus ihrer Sicht erzählt, offenbaren eine andere Seite und lassen Zafers Handlungen aus ihrer Sicht in einem anderen Licht erscheinen. Gemeinsam haben Zafer und Emily einen eindringlichen, emotionalen Erzählstil, der tief in die beiden Hauptfiguren hineinblicken lässt. Dabei klingen sie dennoch anders, was sie unterscheidbar und zu Individuen macht, wodurch es leicht fällt, sich in sie hineinzuversetzen.

Nach einem vielversprechenden Einstieg in die Geschichte flacht die Spannung immer wieder ab, doch die Autorin bekommt stets die Kurve, bevor der Leser das Interesse verliert. Bei dem grundsätzlich spannenden Thema wäre jedoch mehr drin gewesen.


Figuren
Zafer ist ein in sich gekehrter junger Mann, der kaum seine zugemüllte Wohnung verlässt und stattdessen sein Leben in der virtuellen Welt verbringt. Er entspricht dem typischen Klischeebild eines Computer-Nerds, bricht aber nach und nach gezwungenermaßen aus dieser Rolle ein Stück weit aus. Grund dafür ist vor allem Emily, die auf ihre Weise ebenso ein Nerd ist, allerdings nicht ganz so zurückgezogen lebt und die Musik liebt. Sie haben beide ihre Ecken und Kanten, was sie zu lebendigen Figuren macht. Neben den beiden gibt es noch eine Handvoll weiterer Charaktere, die über ein Dasein als Neben- oder gar Randfiguren jedoch nicht hinauskommen.

"Woher wissen wir, ob die Menschen, die wir zu kennen glauben, nicht einfach doppelt existieren? Einmal real und einmal in unserem Kopf? Mit allem, was wir denken, dass sie denken?" (Seite 287).


Aufmachung des Buches
Das knapp 300 Seiten starke Buch ist als Klappenbroschur im Loewe-Verlag erschienen. Das unscheinbare und gerade dadurch perfekt zur Geschichte passende Cover wurde mit Spotlack und Prägung aufgewertet. Leider weist der Buchrücken nach dem Lesen erstaunlich viele Knicke auf.


Fazit
Ein interessantes und auch ein Stück weit beängstigendes Thema, das leider nicht so packend umgesetzt wurde, wie es die Geschichte hergegeben hätte. Die ungewöhnliche Erzählweise sorgt dennoch dafür, dass man "Dark Noise" bis zum Ende verfolgt.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo