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Gregor Schulte hatte es nie leicht in seiner Kindheit. Von seiner Mutter wurde er missachtet und geschlagen. Nur seine Großeltern gaben ihm Liebe und Wärme. Als sie starben, erwachte in Gregor etwas, das schon länger im Untergrund schlummerte. Eine Bestie, die sich alles und jeden nahm, wenn sie es wollte. Was für grausame und brutale Dinge tat er anderen Menschen an? Er wird es Ihnen erzählen...

 

Gestaendnis HB 

Autor: Moe Teratos
Sprecher: Richard Heinrich
Verlag: berliner hörspiele
Erschienen: 11/2016
ASIN: B01N42BJIY
Spieldauer: 229 Minuten, Hörbuch-Download; ungekürzte Lesung


Die Grundidee der Handlung
Die Brüder Gregor und Olaf Schulte sind elf und sieben Jahre alt, als die Großeltern der beiden Jungen bei einem Autounfall ums Leben kommen. Überhaupt scheinen die Großeltern der einzige fixe Bezugspunkt von Gregor und Olaf zu sein, die Eltern sind beruflich stark eingespannt, sogar so stark, dass die Mutter bereits am Tag nach dem Unfall nach Paris zurückkehrt. Die Rückkehr der Mutter nach Paris ist für Gregor das letzte I-Tüpfelchen in einer Reihe von Demütigungen. Wenig später, als Gregor wieder in die Schule geht, macht der 15-jährige Maik Toggenburg eine unbedachte Bemerkung über die Familie Schulte. Was dann in Gregor passiert, lässt sich kaum beschreiben. Er tötet Maik, tarnt es als Unfalltod und beschreibt in der Folge, was dieser "Unfall" mit ihm anstellt. Er spricht vom Drang und der Lust zu töten und beschreibt sieben weitere Morde, die er begeht und die in ihrer Brutalität und Grausamkeit jeweils ihren "Vorgänger" übertreffen. Lediglich zwei Mal scheint es, als hätte Gregor etwas Ruhe gefunden: Einmal als er mit seinem Bruder Olaf "einen Gefährten für die Jagd" findet und einmal als er sich in Lisa verliebt. Doch beide Phasen währen nur kurz. Aber kann derartige Brutalität noch das Werk eines Menschen sein oder ist es das Werk eines Wahnsinnigen? Gregor wird es Ihnen offenherzig berichten und die Auflösung erfahren Sie im furiosen und völlig unerwarteten Finale.

Moe Teratos legt mit "Geständnis" einen Thriller aus ungewöhnlicher Perspektive vor. Ein Serientäter erzählt. Schade, dass die an sich gute Idee für mich an vielen Stellen zu kurz greift. Ja, was macht einen denn nun zum Serientäter? Die "schwere Kindheit" als Motiv ist so bekannt wie abgegriffen. Leider überlagert die Faszination an den Beschreibungen der Morde, die oft bis ins kleinste Detail geschildert werden, die der Idee innewohnenden Möglichkeiten des Psychogramms. Sprachlich nehmen Gregor und Autor kein Blatt vor den Mund. Zwei Beispiele hierfür: Einmal heißt es: "Jeder Mensch ist anders, aber verbranntes Menschenfleisch riecht bei allen gleich." Oder auch:" Erwarte keine Zuneigung von Frauen, nimm sie dir einfach, wann du es brauchst und willst. Du kannst dir mit Geld alles kaufen außer Liebe." So ist dieser Thriller zwar gut zum Gruseln und Fans von "morbider Faszination" und umfangeichen Detailbeschreibungen werden auch ihre wahre Freude haben, doch das eigentlich furiose Finale kommt ohne große Andeutungen und wirkt als diene es nur dazu, die schockierenden Details der Tötungen erträglich zu machen. Schade, das hatte mehr Potenzial.


Darstellung des Hörbuchs
Richard Heinrich, der das Hörbuch eingelesen hat und den ich als Sprecher zum ersten Mal hörte, macht seine Sache sehr gut. Die handelnden Personen unterscheidet er stimmlich gut, ohne dabei zu viel zu wollen. Grandios versteht er den stimmlichen Wechsel zwischen menschlicher Brutalität und Kälte und Empathie. Dieses Wechselspiel folgt häufig in beängstigend kurzen Abständen und das sowohl in den innerfamiliären Beziehungen der Familie Schulte als auch in den Interaktionen zwischen Täter und Opfer. Besonders überzeugend in der Sprecherleistung ist für mich auch, dass Herr Heinrich für mich auf ungeheuer glaubwürdige Art die zunehmende Abstumpfung von Gregor Schulte transportiert. So nüchtern über dieses Ausmaß an Gewalt und Brutalität sprechen zu können, dazu gehört schon was. Der Sprecher hat mich mehr als einmal an diesem Hörbuch gehalten. Schade, dass an mehreren Stellen Passagen doppelt eingelesen waren. Dabei handelte es sich zwar stets nur um einzelne Sätze, so dass die Geschichte schnell weiterging, aber irgendwie trotzdem ärgerlich für den Hörgenuss.


Aufmachung des Hörbuchs
Das Cover des Hörbuchs zeigt als Covermotiv in der Mitte einen großen Blutspritzer. In ihm erkennt man schemenhaft ein Gebäude, vermutlich ein Gehöft. Um den großen Blutspritzer herum finden sich weitere Blutspritzer unterschiedlicher Größe und Form. Der Untergrund des Covers ist grau, oberhalb des größten und zentralen Blutstropfens findet sich in schwarzer Schrift der Autorenname, darunter im Farbton des Blutes der Titel, darunter erneut in schwarzer Schrift der Untertitel. Die der Leserwelt zur Rezension zur Verfügung gestellte mp3-Datei hat eine Größe von 316 MB und ist in CD-Qualität aufgenommen. Leider ist die Datei nicht in Tracks unterteilt.


Fazit
Schade, starker Ansatz, starker Sprecher, aber leider technische Schwächen in der Umsetzung. Zwar mögen die "technischen Unzulänglichkeiten", wie die Nichteinteilung in Tracks oder die doppelt eingelesenen Passagen in der von Audible zum Download angebotenen Version (hoffentlich) behoben sein, dennoch bleibt der Eindruck, dass sich der Autor zu oft an den Bildern der Brutalität berauscht und sich damit selbst den Stärken des Ansatzes und des Finales sowie des Potenzials des Buches beraubt.


2 Sterne


Hinweise
Dieses Hörbuch kaufen bei: amazon.de

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