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Ägypten 1945 bis 1988: Frauen zwischen Fundamentalismus und westlicher Lebensart. Khadija, Jasmina, Amira – drei Lebenswege so unterschiedlich wie die Gärten Kairos: Khadija, die Herrscherin, deren Vergangenheit unter Wüstensand vergraben liegt. Amira, die Entwurzelte, die auch nach einer Flucht ins Ausland immer die Fremde bleibt. Jasmina, die Tänzerin, die durch ihre unkonventionelle Lebenssicht die Familie in große Gefahr bringt. Drei Frauen auf der Suche nach ihrem persönlichen Paradies.

 

  Originaltitel: Virgins of Paradise
Autor:
Barbara Wood
Übersetzer: Manfred Ohl, Hans Sartorius
Verlag: Weltbild
Erschienen: 2008 (Erstauflage: 1993; Krüger)
ISBN: 978-3-8289-9256-6
Seitenzahl: 752 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die turbulente Geschichte Ägyptens, über mehrere Jahrzehnte hinweg, dient als Hintergrund für die bewegte Familiengeschichte der wohlhabenden Raschids.

Liebe, Verzicht, Glück und Leid liegen dicht beieinander auf dem Lebensweg der drei Raschid-Frauen Khadija, Jasmina und Amira. Khadija wacht streng über das Einhalten des Islamischen Glaubens und seiner Gesetze im Leben ihrer Familie. Mehr als einmal spielt sie Schicksal im Verlauf der Handlung, ohne zu ahnen, was sie damit bewirkt. Alles beginnt 1945. Als Jasminas Mutter bei deren Geburt stirbt, nimmt das Schicksal der Familie seinen Lauf. Ibrahim Raschid ist so verzweifelt über den Tod der geliebten Frau und die Geburt einer Tochter, das er Gott in seinem Schmerz verflucht. Er gibt sich dem dekadenten Leben am Hofe König Farouks hin, geht nach Monte Carlo und lernt dort die Engländerin Lady Alice Westfall kennen und lieben. Mit ihr als neuer Ehefrau kehrt er nach Ägypten zurück. Amira wird geboren und aus Kummer, weil er wieder keinen Sohn bekommen hat, verstößt er gegen ein Gesetz, das es einem Mann verbietet, den Sohn eines anderen Mannes zu adoptieren. Ibrahim nimmt den drei Monate alten Sohn der Bettlerin Sarah in seinem Haus auf, und gibt ihn fortan als seinen eigenen Sohn aus. Seine Frau Alice, von diesem Ereignis schwer getroffen, zieht sich völlig von ihm zurück. Ihre Liebe erlischt und so wachsen Jasmina und Amira im Haus in der Paradiesstraße unter der Obhut ihrer Großmutter Khadija auf.
Jasmina ist eine begnadete Tänzerin. Ihre jüngere Halbschwester Amira ist das Lieblingskind von Ibrahim, dem Oberhaupt der Raschids. Jahre später wird Amira mit einem Cousin verheiratet, obwohl ihr Vater bereits einen Verlobungsvertrag mit seinem besten Freund Hassan al-Sabir gemacht hat. Doch Khadija misstraut Hassan und redet ihrem Sohn ins Gewissen. Ein fataler Fehler.
Der Zorn des verschmähten Hassan al-Sabir trifft die Raschids hart und grausam. Alice fällt eine schwere Entscheidung für ihre Tochter Amira und diese muss, nicht ahnend, was sie in der geliebten Heimat zurücklässt, nach Amerika fliehen. Sie studiert Medizin und wird Kinderärztin, während Jasmina den Traum von Ehe und einer eigenen Familie aufgibt, ihre Karriere als Tänzerin weiter vorantreibt, und durch ihre ganz eigenen Lebensansichten ihre Familie und sich selbst immer wieder in Gefahr bringt.

Doch trotz aller Schicksalsschläge, Kriege und persönlichen Tragödien kämpfen die Frauen der Raschids um ihr Glück, den Zusammenhalt der Familie und die Erfüllung ihrer Träume. Sie nehmen Gefahren in Kauf und gehen oftmals ganz eigene Wege um zu beschützen und die Ehre der Familie zu erhalten. Hin und her gerissen zwischen ihrem tief verwurzelten Glauben und der westlichen Lebensart, kommen Khadija, Jasmina und Amira irgendwann an den Punkt, wo sie erkennen müssen, wo ihr wahres Glück ist und wo sie hingehören.


Stil und Sprache
Einfühlsam, schillernd und mit einem Hauch Melancholie hat Barbara Wood das bewegte Leben des Raschid-Clans mit der faszinierenden Geschichte Ägyptens verbunden. Geschickt setzt sie die ägyptische Sprache in den Dialogen ein, und benutzt alle Sinne, um dem Leser die fremde Kultur näher zu bringen. Mehrmals konnte ich den berauschenden Duft der orientalischen Basare und die Gewürze buchstäblich riechen und schmecken, so lebensnah kamen die Eindrücke bei mir an.

Mit einem Prolog im Jahr 1988 beginnt die Autorin „Das Paradies“, geht dann zu den Anfängen 1945 zurück, und bewegt sich schließlich über die Jahre 1952 und 1972, bis sie mit einem Epilog den Erzählkreis 1988 wieder schließt. Aus der personalen Erzählperspektive heraus erlebt der Leser nicht nur durch Amira, Khadija und Jasmina die Geschehnisse, auch andere Charaktere tragen auf diese Weise zur abwechslungsreichen Handlung bei.    

Ab und zu hat mich zwar der etwas abrupte Wechsel von einem Handlungsort zum anderen irritiert, da dieser teilweise innerhalb eines Kapitels stattfand, aber im Großen und Ganzen war mein Lesefluss ungestört. 
Das Buch ist in vier Teile gegliedert, welche wiederum in einzelne Kapitel untergliedert sind. Im letzten Drittel des Buches sind die einzelnen Kapitel und Abschnitte teilweise sehr kurz, im Gegensatz zum Rest des Buches, was aber der Gesamtharmonie von Barbara Woods Buch „Das Paradies“ nicht schadet.


Figuren
Barbara Wood lässt die Figuren durch ihr Auftreten und ohne überflüssige Worte in der Fantasie des Lesers entstehen. Sie sind tiefgründig und lebendig angelegt und so manch eine Figur entwickelt im Verlauf der Handlung Wesenszüge, die mich als Leser vollkommen in ihren Bann zogen oder total überraschten. Die Beschreibungen der jeweiligen Schauplätze geschehen durch das Agieren der einzelnen Charaktere, und nicht selten hatte ich ein Bild orientalischer Pracht und Herrlichkeit vor Augen. 


Aufmachung des Buches
Für „Das Paradies“ hab ich mich entschieden, nicht nur weil es sehr günstig war, sondern hauptsächlich weil mir der farbenfroh gestaltete Schutzumschlag der gebundenen Fassung sofort ins Auge fiel. Orange,Türkis, Königsblau, Rot und Gold beherrschen das Blickfeld. Das Cover ziert ein Schmuckstück, dessen Motiv ein Skarabäus ist, der vor sich eine Gold gefasste Sonnenscheibe trägt, und auf drei Säulen steht. Diese  ragen aus einem halb runden Symbol, dass, so vermute ich, den Nil darstellen soll. Links und rechts gehen kunstvoll verzierte Bögen vom Symbol des Nils zur Sonnenscheibe hoch. Da die Schrift schlicht und weiß ist, fällt dem Betrachter sofort das kunstvolle Schmuckstück in der Mitte auf. Nicht zuletzt deswegen, ist das Buch ein echter Blickfang im Regal.  


Fazit
Ein unterhaltsames und faszinierendes Lesevergnügen im gewohnten Stil von Barbara Wood. „Das Paradies“ bietet Spannung, Überraschung und tiefe Einblicke in die Kultur Ägyptens, ohne dabei belehrend oder gar aufdringlich zu sein. Genießer der geschmackvollen Unterhaltung kommen hier voll auf ihre Kosten.


4 5 Sterne


Hinweise
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Anmerkung: Da das rezensierte Buch bei Weltbild gekauft wurde, hat das Buch bei amazon.de eine andere Optik!

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