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Ein Handy voller Fotos, ein prallgefülltes Notizbuch und merkwürdiges Gekritzel auf dem Handrücken. Das ist alles, was Flora Banks hat. Und eine einzige Erinnerung: nämlich die an ihren ersten Kuss. Wie es dazu kam, weiß sie nicht mehr. Ohne Gepäck macht sie sich auf den Weg an den Nordpol. Warum sie dort hin muss, weiß sie auch nicht mehr. Klar ist nur eines: es hat mit dem Kuss und dem Jungen zu tun.

 

Jeder Tag kann der 

Originaltitel: The One Memory of Flora Banks
Autor: Emily Barr
Übersetzer: Marie Poets
Verlag: FJB
Erschienen: März 2017
ISBN: 978-3841440075
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nur wenige Stunden reichen die Erinnerungen der 17jährigen Flora zurück – in allen älteren Erinnerungen ist sie zehn Jahre alt und ihre Welt noch in Ordnung. Ein normales Leben ist so natürlich kaum möglich, aber für ihre beste Freundin geht sie trotzdem auf eine Party mit. Diese und alle anderen Erlebnisse des Tages sind danach wieder vergessen, nur an eins erinnert Flora sich erstaunlicherweise: sie hat ihren ersten Kuss bekommen! Ihre erste bleibende Erinnerung seit sieben Jahren – da ist es ja logisch, dass sie dem Jungen bis ans Ende der Welt folgen muss. Von einem fehlenden Gedächtnis lässt sie sich da absolut nicht aufhalten …

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es sich bei „Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden“ um einen Liebesroman handelt, aber schnell wird klar, dass da noch viel mehr dahinter steckt. So war Emily Barrs Buch für mich eine absolut positive Überraschung, denn es ist viel tiefgründiger, bewegender und vielschichtiger als gedacht. Absolut herausragend!


Stil und Sprache
Der Handlung ist ein kurzer Prolog vorangestellt, der bereits andeutet, dass im Laufe der Geschichte offensichtlich einiges schiefgelaufen ist. Für Neugier ist also gesorgt und man lässt sich im Folgenden schnell in die Handlung entführen. Flora erzählt in der ersten Person die Geschehnisse und reißt den Leser mit ihrer einmaligen Art mit. Wirkt sie anfangs sehr zurückhaltend und schüchtern – eben wie ein zehnjähriges Mädchen – entwickelt sie sich nach und nach zu einer starken Protagonistin, die von ihren verrückten Vorgehensweisen teilweise an Pippi Langstrumpf erinnert. Ihre Erkrankung macht die Handlung abwechslungsreich und sorgt für viele überraschende Wendungen. Langeweile kommt so zu keiner Zeit auf, zumal schnell klar wird, dass es eben nicht nur um eine Liebesgeschichte geht, sondern auch um ein Geheimnis in der Familie Banks. Dieses wird nach und nach aufgebaut und gipfelt zusammen mit der Reise zum Nordpol in einem dramatischen Finale. Ich hatte zum Schluss Tränen in den Augen und habe mich zugleich über das realistische Ende gefreut, dem zum Glück nicht der für Jugendbücher leider so typische Zuckerguss-Kitsch verpasst wurde.

Der Schreibstil von Emily Barr trägt zum Leseerlebnis bei. Sie lässt uns beim Lesen durch Floras Augen sehen und verpasst dieser besonderen Protagonistin auch eine besondere Stimme. Die Wiederholungen, die Flora braucht, um sich wieder zu Recht zu finden, setzt Emily Barr geschickt als Stilmittel ein und baut so eine ganz eigene Tragik auf. Gleichzeitig bringt sie den Leser aber auch immer wieder unvermittelt zum Lachen. Die Mischung ist absolut gelungen und sorgt dafür, dass dies eines der besten Jugendbücher ist, die ich seit langem gelesen habe.


Figuren
Flora ist zweifellos eine ganz besondere Protagonistin. Sie ist siebzehn Jahre alt, ihre letzte Erinnerung stammt allerdings aus der Zeit als sie zehn war. Seit dem hat sie kein Langzeitgedächtnis mehr und vergisst alles Erlebte wieder nach wenigen Stunden. Mit Notizen versucht sie durchs Leben zu kommen und trotzdem steht sie immer wieder hilflos an einem unbekannten Ort und muss sich erst wieder mühsam in ihr Leben einfinden. Damit berührt sie den Leser von Beginn an und man schließt sie schon nach wenigen Seiten ins Herz. Erfreulicherweise bleibt sie aber nicht auf ihre fehlende Erinnerung beschränkt, sondern Emily Barr verpasst ihr eine glaubwürdige Mischung aus Eigenschaften, inklusive Ecken, Kanten und Schwächen. Das macht sie zu einer unglaublich interessanten Protagonistin und mir tat es richtig leid, sie nach den knapp 350 Seiten wieder ziehen zu lassen.

Neben Flora gibt es nur wenige Nebenfiguren, vor allem anfangs sind da nur ihre Eltern und einige ausgewählte Freunde. Je weiter Flora sich jedoch von ihrer Heimat entfernt, desto vielfältiger wird auch das Figurenensemble und der Autorin gelingt bei ihnen allen die richtige Detailtiefe, um sie einmalig zu machen. Erfreulicherweise wird dabei fast vollständig auf gängige Jugendroman-Klischees verzichtet, sodass man nicht den hundertsten Abklatsch sondern ganz neue Charaktere kennen lernen kann.


Aufmachung des Buches
Dem wunderschönen Inhalt von Emily Barrs Roman hat man zum Glück eine ebenso schöne Hülle verpasst. Das gebundene Buch hat einen Schutzumschlag, der in einem sanften Rosa gehalten ist. Neben dem Autorennamen und dem bunten Titel wurden verspielte Ornamente sowie ein Flugzeug und ein Elch aufgedruckt. Diese und der Titel sind leicht erhoben und teilweise mit Klarlack überzogen. Im Buchinneren finden sich die Sterne aus den Ornamenten wieder und zusätzlich werden verschiedene Schriftarten verwendet, zum Beispiel für Floras Notizen. Als Extra sind zum Schluss nochmal „Floras Regeln für das Leben“ abgedruckt.


Fazit
„Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden“ ist ein gelungenes, wunderschönes Jugendbuch. Flora Banks ist eine außergewöhnliche Protagonistin und ihre Geschichte weiß ebenso zu faszinieren wie zu berühren. Eine absolute Leseempfehlung!


5 Sterne


Hinweise
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