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Kategorie: Krimis

Ihn lebend zu bekommen, ist einem mexikanischen Drogenkartell ein hohes Kopfgeld wert: BKA-Zielfahnder Andreas Atlas ist in seiner alten Heimatstadt im Teutoburger Wald untergetaucht, nachdem seine Tarnung als verdeckter Ermittler aufflog. Zu seinem eigenen Erstaunen fühlt er sich unerwartet wohl in der westfälischen Idylle. Der einzige Wermutstropfen: Er kommt nicht an seine unterschlagenen Millionen heran. Denn sein autistischer Ziehsohn Lars hat das Geld entdeckt und versteckt aus Angst, dass Atlas wieder weggehen könnte. Die Angst ist berechtigt: Einige Zwischenfälle und mehrere Tote später wird Atlas klar, dass die Mexikaner ihn gefunden haben ...

 

Atlas Frei zum Abschuss  

Autor: Martin Calsow
Verlag: grafit
Erschienen: 09/2016
ISBN: 978-3894254773
Seitenzahl: 221 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Andreas Atlas ist immer noch auf der Flucht: Nach seinem Ausstieg aus einem mexikanischen Drogenkartell hat sich der Undercoveragent in seine alte Heimat zurückgezogen und will eigentlich nur eins – in Ruhe mit seiner Lebensgefährtin Grete und deren autistischem Sohn ein einfaches Leben führen. Doch während Grete plant, als Bürgermeisterin für Bad Iburg zu kandidieren, gehen seltsame Dinge im Ort vor. Atlas fühlt sich beobachtet, Unbekannte ziehen Erkundigungen ein und dann werden zwei Leichen gefunden. Atlas weiß, er muss untertauchen, kann aber ohne sein Geld nicht weg. Und das hat sein Ziehsohn Lars vor ihm versteckt - Atlas hat nur eine Chance und die gedenkt er zu nutzen …

Martin Calsow hat mit seiner Reihe um Andreas Atlas eine interessante Mischung aus Krimi, Agententhriller und Roadmovie geschaffen, deren Handlung man nicht auf den ersten Blick durchschaut. Aber auch wer den ersten Band nicht gelesen hat, wird Andreas Atlas sofort mögen und seinen Weg gespannt verfolgen.


Stil und Sprache
Martin Calsow wirft seine Leser direkt mitten hinein in eine etwas unübersichtliche Handlung, setzt ihnen auf den ersten Seiten zwei Auftragsmorde vor und schickt sie dann aufs Land zu Andreas Atlas. Aus wechselnden Perspektiven wird die Geschichte geschildert und entwickelt sich so recht schnell und spannend. Dabei schreibt Martin Calsow trocken und manchmal etwas spröde, ohne jedoch wichtige Details auszulassen oder die Atmosphäre zu vernachlässigen.

Spannung ergibt sich vor allem daraus, wie Atlas und sein Verfolger einander nach und nach näher kommen, man kann sie förmlich vor sich sehen, wie sie einander belauern. Dabei passiert zunächst gar nicht mal so viel, stattdessen konzentriert sich Calsow genau auf die Kleinigkeiten im Umfeld von Andreas Atlas und seiner Familie sowie auf die Ermittlungen rund um die beiden unbekannten Toten. Erst nach gut der Hälfte des Buches spitzt sich dann alles zu und die Ereignisse überschlagen sich förmlich. Dabei treten dann noch weitere Personen ins Spiel ein, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen und dafür sorgen, dass alles anders läuft als geplant.

Ein großer Pluspunkt in meinen Augen ist vor allem diese Unberechenbarkeit der Ereignisse, hier laufen die Dinge alles andere als glatt und von eleganten 007-Agenten kann hier keine Rede sein. Und wenn dann am Ende alles gut zu sein scheint, tun sich neue Abgründe auf … Atlas wird so schnell wohl keine Ruhe finden.


Figuren
Andreas Atlas ist lange Jahre undercover unterwegs gewesen und hat Dinge gesehen, die normale Menschen sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Trotzdem ist er nicht hart geworden, zumindest nicht, was seine Familie angeht. Er will einfach nur seine Ruhe und leugnet lange, dass es genau die für ihn so schnell nicht geben wird. Auch seine Freundin Grete weiß lange nicht alles über ihn, nur sein autistischer Ziehsohn Lars scheint zu ahnen, dass Atlas gar nicht so weit von ihm und seiner Welt entfernt ist.

Die Figurenzeichnung ist Martin Calsow ganz hervorragend gelungen, besonders Lars wirkt vollkommen authentisch, aber auch die anderen Nebenfiguren können überzeugen. Und auch wenn man als Leser nicht hundertprozentig den Charakter des Protagonisten durchschaut, so ist er einem doch von Anfang an sympathisch. Hoffentlich geht es bald weiter mit Atlas!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist wie beim grafit Verlag üblich mit einem dunklen Cover versehen, Rückseite und unteres Drittel des Covers sind schwarz. Die beiden oberen Drittel zeigen einen Mann, der durch ein Maisfeld geht, seitlich gibt es außerdem reichlich Blutspritzer. Innen gibt es 18 nummerierte und mit dem jeweiligen Ort der Handlung überschriebene Kapitel, außerdem einen Epilog, der zum nächsten Band mit Andreas Atlas führen könnte …


Fazit
Ein rundum gelungener Krimi, der vor allem von seiner Figurenzeichnung lebt, aber auch von Überraschungsmomenten und einer komplexen Handlung. Eine klare Leseempfehlung von mir!


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Atlas - Alles auf Anfang