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Kategorie: 1800 – 1900 Romantik, Biedermeier, Gründerzeit usw

Die Familie O’Brien flieht 1894 vor Hunger und drohender Not aus Irland ans andere Ende der Welt, nach Neuseeland. Auch dort bleibt das Leben schwer. Emily, die Tochter, überhört den Ruf ihres Herzens und geht eine Ehe ein, die sie fast ins Verderben stürzt. Kann sie der Dunkelheit entkommen, die sich auf ihr Gemüt senkt?

Ihre Schwägerin Siobhan fürchtet sich vor dem unbekannten Land – vor der Wildnis, vor ihrem Ehemann, vor den Eingeborenen. Dann begegnet sie dem Maori Amiri, der tiefe Gefühle in ihr weckt. Doch ihre Leidenschaft beschwört eine Katastrophe herauf ...

 

Das Lied der Sonnenfaenger 

Autor: Julie Peters
Verlag: Wunderlich
Erschienen: April 2012
ISBN: 978-3499254413
Seitenzahl: 528 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Weil in ihrer Heimat Irland die drohende Insolvenz nicht mehr abzuwenden war, wagt die Familie O’Brien die Reise ans Ende der Welt und zieht nach Neuseeland, um sich dort eine neue Existenz als Schafsfarmer aufzubauen. Doch die Reise ist beschwerlich und das neue Heim noch keineswegs fertig. So müssen Siobhan und Emily langsam ihre Träume und Hoffnungen an die Realität anpassen und dabei versuchen, sich nicht vollends zu verlieren. Denn das Leben in Neuseeland zum Ende des 19. Jahrhunderts ist nicht leicht, doch die Welt ist im Umbruch und so eröffnen sich Chancen, die die Frauen noch vor kurzem niemals gehabt hätten …

„Das Lied der Sonnenfänger“ ist eine Familiensaga, die die Familie O’Brien bei ihrem Auswandern nach Neuseeland begleitet. Julie Peters hat einen gut recherchierten Roman geschrieben, der die Gesellschaft der damaligen Zeit realistisch abbildet und mit den dargestellten Einzelschicksalen berührt.


Stil und Sprache
Die Geschichte der Familie O’Brien beginnt mit ihrer Auswanderung nach Neuseeland und setzt ein, als sie kurz davor sind, ihr neues Heim zu erreichen. Die Autorin nimmt sich im Folgenden die Zeit, die Charaktere und ihr neues Zuhause ausführlich vorzustellen. Dabei fokussiert sie vor allem auf die Figuren, baut aber auch die eine oder andere schöne Beschreibung der neuseeländischen Landschaft ein. Generell ist der Schreibstil angenehm zu lesen. Die Dialoge sind der Sprechweise der damaligen Zeit ausreichend angepasst, sodass es authentisch wirkt, ohne jedoch unlesbar zu werden.

Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven in der dritten Person erzählt. Vorrangig werden Emilys und Siobhans Gedanken eingebaut, aber auch in die Köpfe anderer Figuren kann man kurzzeitig gucken. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahre und macht immer mal wieder größere Sprünge, die mit Datumsangaben zum Abschnittsanfang deutlich gemacht werden. Die Handlungsentwicklung ist generell eher ruhig, zwischendurch sorgen kurze Spannungsspitzen aber immer wieder für Tempo. Gerade zum Schluss spitzt sich die Situation dann zu. Mehrere Handlungsstränge laufen zusammen und es kommt zu einigen lange befürchteten Katastrophen. Das darauf aufbauende Ende ist realistisch und angemessen hoffnungsvoll.

Die Handlung ist an sich mit diesem Buch abgeschlossen, lässt jedoch die weitere Entwicklung der Figuren offen. Die Autorin hat mit „Im Land der Feuerfalken“ noch einen zweiten Band zur Familie O’Brien geschrieben, der 1907 einsetzt und zwei Kinder des ersten Bandes als Protagonisten wählt. Aber man kann „Das Lied der Sonnenfänger“ durchaus als Einzelband lesen, denn alle offenen Handlungsstränge wurden zum Abschluss gebracht.


Figuren
Julie Peters Roman beleuchtet die Geschichte der gesamten Familie O’Brien, legt aber einen besonderen Augenmerk auf die beiden Frauen Emily und Siobhan. Beiden steht ein schweres Schicksal bevor und der Leser verfolgt gebannt, wie sie um ihr Leben, ihre Träume und ihre Liebe kämpfen. Dabei hat die Autorin keineswegs die verklärten Heldinnen anderer historischer Romane kopiert, sondern zwei starke, realistische Figuren geschaffen, die jede Menge Ecken und Kanten haben. Sie machen beide Fehler und scheitern auf verschiedene Arten an den Problemen der Zeit. Umso beeindruckender ist es zu sehen, wie sie sich immer wieder nach oben kämpfen und vor allem Siobhan niemals aufgibt.

Die anderen Familienmitglieder und auch die sonstigen Nebenfiguren sind ebenso realistisch gelungen wie die beiden Protagonistinnen. Die Autorin liefert ein Spiegelbild der damaligen Gesellschaftsstrukturen und skizziert ein authentisches Familiengefüge der Zeit. Durch die Perspektivenwechsel erhält man auch Einblicke in die Beweggründe vieler der Nebenfiguren. Dadurch werden sie zwar nicht alle sympathischer, aber ihre Motive werden deutlich und damit ihr Handeln nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
„Das Lied der Sonnenfänger“ erschien als Klappbroschur. Das Cover zeigt ein See- und Bergpanorama, was durchaus zur Beschreibung des Handlungsortes passt. Die Farbgebung ist stimmig und durch die Ergänzung „Ein Neuseeland-Roman“ können Fans das Buch direkt richtig einordnen. Im Buchinneren ergänzt eine praktische Karte den eigentlichen Text, sodass man die Reise der Familie O’Brien nachvollziehen kann.


Fazit
„Das Lied der Sonnenfänger“ ist ein sehr gut recherchierter, historischer Roman. Die Geschichte der Familie O’Brien erstreckt sich über mehrere Jahre und zeigt neben den dramatischen Einzelschicksalen auch die gesellschaftlichen Strukturen und Probleme der Zeit. Bewegend, tiefgründig und für alle Fans historischer Romane der Zeit auf jeden Fall zu empfehlen!

4 5 Sterne


Hinweise
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