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Eine tote Frau. Lieblos verscharrt. Von niemandem vermisst.

Ein früher Wintereinbruch überzieht die Hauptstadt mit eisigem Frost, da wird auf einem verwilderten Friedhof in Berlin-Buch eine Leiche gefunden. Hauptkommissar Arne Larsen nimmt zusammen mit seiner Kollegin Mayla Aslan die Ermittlungen auf, doch die Spuren sind alles andere als eindeutig. War es Mord, oder sollte ein Suizid vertuscht werden? Und wie sind die Hinweise auf ein angeblich geheimes Haus Nr. 24 in der Waldsiedlung der DDR zu werten? Gleichzeitig spielen sich seltsame Dinge an einer Berliner Grundschule ab: Ein Mädchen kritzelt mehrfach «Hilfe» in sein Aufsatzheft, und eine Lehrerin fürchtet ihre Schüler. Aber wie hängt das alles mit der toten Frau zusammen? Gerade als Larsen und Aslan sich auf der richtigen Fährte glauben, machen sie einen weiteren grausigen Fund.

 

Wintertod  

Autor: Thomas Nommensen
Verlag: rowohlt
Erschienen: 09/2016
ISBN: 978-3499271984
Seitenzahl: 432 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Arne Larsen hat sich nach seinem letzten traumatischen Fall nach Berlin versetzen lassen. Dort ist er gerade erst angekommen, als auf einem alten Friedhof die Leiche einer Frau gefunden wird. Zu den schwierigen Ermittlungen hinzu kommt das eher distanzierte Verhältnis zu Arne Larsens neuer Vorgesetzter: Mayla Aslan ist nicht gerade freundlich und hilfsbereit und lässt Larsen und seine Theorien mehr als einmal abblitzen. Erst als es immer unübersichtlicher wird, darf Larsen etwas mehr einsteigen in diesen komplexen Fall, der weit in der Vergangenheit seinen Beginn hat.

Wie schon im ersten Band ist der zu lösende Fall ausgesprochen komplex und der Weg zur Aufklärung mit zahlreichen falschen Fährten gespickt. Arne Larsen ist zudem in einer außerordentlichen Situation und hat zum ersten Mal nicht das Kommando, sondern muss sich fremden Kollegen anpassen. Das ist auch für den Leser ungewohnt und sorgt zusammen mit einigen losen Enden für eine gewisse Unzufriedenheit am Ende. Irgendwie scheint das alles noch nicht so ganz rund zu sein…aber das gibt sich hoffentlich im nächsten Fall.


Stil und Sprache
Alles beginnt quasi mit zwei Prologen, einer spielt sich in der Schule ab, der andere auf dem Friedhof. Danach wechselt die Erzählperspektive regelmäßig, sowohl was die erzählende Person als auch was die Zeit angeht. Lea Zeisberg ist Lehrerin und kehrt nach einer längeren Auszeit an ihre Schule zurück, sie berichtet in der Vergangenheitsform, wohingegen Arne Larsen zwar ebenfalls in der dritten Person, dafür aber in der Gegenwart erzählt. Es gibt noch einen dritten Erzähler, dieser berichtet aus den 70er- und 80er-Jahren und ist damals noch ein Kind. Allein diese verschiedenen Blickwinkel zeigen, dass der aufzuklärende Fall sehr komplex ist und sich nicht ohne weiteres durchschauen lässt.

Thomas Nommensen fängt besonders die Atmosphäre in der Vergangenheit sehr gut ein, beim Lesen der Schilderungen des kleinen Martin laufen einem ab und an kalte Schauer über den Rücken. Die Mischung zwischen kindlicher, naiver Sichtweise und dem Einfluss von psychischer Gewalt Erwachsener ist teilweise richtiggehend gruselig und lässt einen ahnen, wie die Dinge in totalitären Systemen funktionieren können. Für meinen persönlichen Geschmack hätte der Autor den Zusammenhang zum aktuellen Fall aber ruhig etwas deutlicher machen können und das ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich habe: Viele Gedanken werden nur angerissen, etliche Erzählstränge werden nicht richtig zu Ende geführt und am Schluss bleiben ein paar offene Fragen zu viel. Der Fall ist nach einem packenden Showdown viel zu schnell vorbei, hier hätte man sehr gut noch tiefer einsteigen können.


Figuren
Arne Larsen kennt man schon aus dem ersten Band der Reihe, allerdings liegt dessen Veröffentlichung schon einige Zeit zurück (Ein dunkler Sommer, 2014), so dass man eigentlich noch ein paar Informationen über den Protagonisten gebrauchen könnte. Diese bekommt man aber nur sehr bruchstückhaft, so dass man zwischenzeitlich fast versucht ist, den ersten Fall noch einmal herauszuholen. Immerhin hat es Arne Larsen irgendwie nach Berlin verschlagen und er ermittelt in einem völlig neuen Kontext, das könnte schon irgendwie näher erklärt werden. Aber auch so kommt man ihm recht nahe, denn er hat so seine Sorgen und Probleme, ist noch nicht richtig in der Hauptstadt angekommen und hat außerdem einige private Baustellen mitgenommen. Besonders sein Verhältnis zu seiner neuen Partnerin Mayla Aslan ist eher angespannt, denn die bleibt sehr auf Distanz und hat ganz offensichtlich einige Geheimnisse, die sie nicht beabsichtigt, mit Arne Larsen zu teilen.

Das schwierige Verhältnis der beiden belastet zumindest zu Beginn die Ermittlungen und auch der gemeinsame Vorgesetzte ist da nicht unbedingt hilfreich, hat der doch seine ganz eigenen Ansichten. Aber es gibt natürlich noch eine ganze Menge mehr Figuren, nicht mit allen wird man als Leser warm, aber zumindest kann man sich gut mit dem kleinen Martin identifizieren, dessen Darstellung ganz besonders gut gelungen ist.

Wie schon erwähnt hätte ich mir ein bisschen mehr an neuen Informationen über die Hauptdarsteller gewünscht, aber das kommt ja vielleicht noch …


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs zeigt eine mit Raureif überzogene Grünfläche in der Nähe einer Wohnsiedlung, bei der es sich um den alten Friedhof in Berlin-Buch handeln könnte, zumindest der Grabstein im Vordergrund spricht dafür. Innen sind die Kapitel mit dem Namen des jeweiligen Erzählers überschrieben und teilweise mit Datum und Tageszeit versehen.


Fazit
Ein spannender Fall für einen Ermittler mit Potential, aus dem aber sicher noch mehr herauszuholen gewesen wäre. Trotzdem lesenswert!


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Ein dunkler Sommer

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