... nachdem Alice es ein paar Minuten beobachtet hatte, erkannte sie, dass es sich um ein Grinsen handelte.
"Es ist die Grinsekatze", sagte sich Alice.
"Wie geht es dir?", fragte die Grinsekatze, sobald genug Mund da war, um damit zu sprechen.
Alice wartete, bis die Augen erschienen, und nickte ihr zu. "Es nützt nichts, mit ihr zu reden", dachte sie, "bis die Ohren gekommen sind."
Originaltitel: Alice au pays des merveilles |
Die Grundidee der Handlung
Der Romanausschnitt auf der Buchrückseite ist nicht wirklich aussagekräftig, allerdings dürfte die Geschichte von "Alice im Wunderland" den meisten hinlänglich bekannt sein. Die Grinsekatze, die in der Textstelle erwähnt wird, trifft Alice im Wunderland, wo sie hingelangt, nachdem sie einem weißen Kaninchen mit einer Taschenuhr in einen Kaninchenbau gefolgt ist. Nach einem ewig erscheinenden Fall landet sie in einer völlig skurrilen Welt, auf die man sich einlassen können muss, um die Geschichte zu genießen.
Darstellung und Umsetzung der Bildgeschichte
"Alice im Wunderland" ist ein Meisterwerk und wurde nicht umsonst mehrere Millionen Mal verkauft. Nun liegt es in einer neuen Auflage, illustriert von Benjamin Lacombe, vor. Lacombes Stil ist ebenso einmalig und unverwechselbar wie die Geschichte aus der Feder Lewis Carrolls, und es ist ebenso schwer in (wenige) Worte zu fassen, was genau es ist, das seine Illustrationen ausmacht. Sie sind liebevoll und detailreich, aber auch düster und unheimlich. Sie sind elegant und atmosphärisch, aber durchaus auch verstörend und tiefgründig.
Das Besondere an der vorliegenden aufwendigen Ausgabe von "Alice im Wunderland" sind die ausklappbaren Seiten, sodass die darauf abgedruckten Illustrationen sich auf das Doppelte in die Höhe oder gar vier Seiten in die Breite erstrecken können - ganz, wie es die Geschichte verlangt. Neben den farbig ausgestalteten Illustrationen gibt es auch kleinere Bilder, die neben dem Text angeordnet und - Spielkarten gleich - lediglich in Schwarz, Weiß und Rot gehalten sind. Während die farbig ausgestalteten Grafiken in ihrer Eigenwilligkeit wunderschön sind, muten diese mehr als Skizzen zu bezeichnenden Bilder eher grob und skurril an. Teilweise muss der Text diesen grafischen Einschüben auch weichen, wobei dieser insgesamt immer wieder in Fluss und Form der Geschichte angepasst wird. Erwähnt werden sollte wohl auch, dass Alice wie eine Puppe aussieht - eben wie jenes perfekte blonde Mädchen, das der Autor beim Erzählen der Geschichte vor Augen gehabt haben dürfte und von Lacombe souverän gezeichnet wurde. Diese Ausgabe ist ein Gesamtkunstwerk, bei dem einfach alles aufeinander abgestimmt ist!
Das Vorwort dieser Ausgabe beleuchtet zunächst den Schöpfer der unvergleichlichen Geschichte, Lewis Carroll, und ist überaus interessant zu lesen. Die eigentliche Geschichte wird in 3. Person aus Alices Sicht erzählt, wobei der Erzähler durchaus auch einmal einen Kommentar fallen lässt: "Du solltest dich schämen", sagte Alice, "solch ein großes Mädchen wie du" (damit hatte sie mehr als recht) "noch so zu weinen [...]" (Seite 44). Insgesamt sind die Geschichte und der Erzählstil wohl als ungewöhnlich zu bezeichnen; nicht umsonst definiert Lewis Carroll selbst in seinem Weihnachtsbrief an alle Kinder "Alice im Wunderland" als Nonsensbuch.
Die erste Übersetzung ins Deutsche erschien bereits 1869 und wurde bzw. wird dem entsprechenden Land und Zeitalter angepasst, um beispielsweise den Sprachwitz zu erhalten. In der nun vorliegenden Ausgabe wurden - wie dem Anhang zu entnehmen ist - die Gedichte daher teils durch andere ersetzt, teils neu nachgedichtet, um das Buch für die Kinder und Erwachsenen von heute verständlich zu machen.
Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist im Jacoby & Stuart-Verlag erschienen und mit einem sehr schönen Cover versehen. Der Halbleinen-Einband, die Goldprägung und das farblich passende Lesebändchen unterstreichen die edle Aufmachung, die auch qualitativ keine Wünsche offen lässt. Das großzügige Format von 19,5 x 27,5 cm bietet den Illustrationen auf den matt gehaltenen, griffigen Seiten ausreichend Raum. In einem umfangreichen Anhang findet der interessierte Leser "Briefe an Alice und andere", "Lebensdaten von Lewis Carroll und Alice Liddell" sowie "Biographie & Bibliographen".
Fazit
Die Geschichte ist konfus und man sollte nicht nach Logik suchen, sondern sich einfach mitnehmen lassen auf eine fantastische Reise durch einen Kaninchenbau ins Wunderland. Benjamin Lacombes Illustrationen passen in Art und Ausgestaltung perfekt (wobei die skizzenhaften Zeichnungen geschmackssache sind) und runden das Werk ab.
Hinweise
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