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Irgendwo in einer großen Stadt, in Westeuropa. Ein kleines Mädchen kommt auf den Markt, hat Hunger. Man gibt ihr zu essen, zu trinken. Sie versteht kein Wort der Sprache, die man hier spricht. Doch wenn jemand "Polizei" sagt, dann beginnt sie zu schreien. Woher sie kommt? Warum sie hier ist? Wie sie heißt? Sei weiß es nicht. "Yiza" sagt sie, also heisst sie von nun an Yiza. Als sie zwei Jungen trifft, die genauso alleine sind, tut sie sich mit ihnen zusammen. Sie kommen ins Heim und fliehen; sie brechen ein, in ein leeres Haus, aber sie werden entdeckt.

 

Das Maedchen mit dem Fingerhut HB 

Originaltitel: Das Mädchen mit dem Fingerhut
Autor: Michael Köhlmeier 
Sprecher: Michael Köhlmeier
Verlag: Der Hörverlag
Erschienen: Februar 2016
ISBN: 978-3-8445-2107-8
Spieldauer: 188 Minuten, 3 CDs; ungekürzte Lesung

Hier geht's zur Hörprobe


Die Grundidee der Handlung
Ein kleines Mädchen wird von einem "Onkel" auf dem Markt in einer großen Stadt zu einem bestimmten Laden geschickt. Dort werde es zu essen bekommen. Das Mädchen geht hin, jeden Tag. Und es bekommt jeden Tag etwas zu essen und zu trinken. Abends dann wartet der "Onkel" vor dem Markt auf das Mädchen. Doch eines Abends ist er nicht da und das Mädchen irrt in der großen Stadt umher. Es findet den Markt nicht mehr und muss frierend in einer Mülltonne übernachten. Am nächsten Tag finden Passanten das Kind, das sich im Eingang eines Restaurants wärmen will und alarmieren die Polizei. Das Mädchen kommt in ein Kinderheim, wo es von einer Schwester wohlwollend aufgenommen wird. Im Heim begegnet das Mädchen zwei Jungen. Der eine von ihnen, Shamhan spricht ihre Sprache. Er fragt sie nach ihrem Namen, doch sie weiß ihn nicht. Sie kennt nur das Wort "Yiza", mit dem sie gerufen wurde. Also nennt Shamhan sie Yiza. Nachts holt Shamhan sie aus dem Bett und nimmt sie mit auf seiner Flucht aus dem Kinderheim. Begleitet werden sie von Arian, der nicht viel älter ist als Yiza. Shamhan verspricht ihnen, dass sie ein Haus finden werden, das über den Winter nicht bewohnt ist. Dort wollen sie die kalte Zeit überstehen und dann weiter ziehen. Doch der Weg ist weit. Aus Hunger brechen sie in ein Haus ein und werden von der Polizei entdeckt. Yiza und Arian gelingt die Flucht aus der Polizeistation. Sie halten sich mühsam über Wasser, bis Yiza schwer krank wird. Arian versucht, Medizin für sie aufzutreiben.

Michael Köhlmeier schildert das Schicksal von Kindern einer fremden Kultur, die in einer europäischen Stadt um ihr Überleben kämpfen. Sie begegnen vielen Leuten, die es gut mit ihnen meinen. Doch die Kinder wollen sich dem Heim nicht unterordnen. Sie wollen so leben, wie sie es in den ersten Jahren ihres Lebens erfahren und gelernt haben. Mit einer großen Portion Pragmatismus ausgestattet irren die Kinder durch die fremde Welt. Mit kurzen Sätzen und wenigen Worten, dabei etlichen Wiederholungen, die die Wirkung verstärken, erzählt der Autor diese Geschichte. Er macht die Kinder für die Hörer sichtbar, gibt ihnen eine Persönlichkeit. Aber er macht keine Helden aus ihnen. Es sind junge Fremde, die bereit sind, für ihre Freiheit über Grenzen zu gehen. Köhlmeier unternimmt keinen Versuch, etwas zu beschönigen oder eine Geschichte mit rührseligem Ende zu erzählen. Es ist eine Momentaufnahme, die irgendwo beginnt und irgendwo endet. Ohne den Anspruch zu haben, fertig erzählt worden zu sein.


Darstellung des Hörbuchs
Die verhältnismäßig kurze Geschichte wird vom Autor selber gelesen. Oft sind Autorenlesungen gewöhnungsbedürftig. Nicht so in diesem Fall. Michael Köhlmeier überzeugt auch als Sprecher. Er vermittelt die Geschichte so, wie sie in seinem Kopf entsprungen ist. Akzentuiert, langsam erzählt und mit vielen Nuancen, die vor allem zwischen den Zeilen heraus scheinen. Die getragene Stimme des Autors passt hervorragend zur Geschichte und Michael Köhlmeier erweist sich als geübter Sprecher. Er macht damit das Hörbuch zu einem Erlebnis, das ganz ohne musikalische Umrahmung auskommt.


Aufmachung des Hörbuchs
Ein eindrückliches Cover, ein stabiler Faltkarton und drei verhältnismäßig stabile Einschübe für die CDs unterstreichen die Qualität des Hörbuchs. Auch nach mehrmaligem Gebrauch sitzen die CDs nicht so locker, dass sie herausrutschen, wenn die Hülle auf den Kopf gestellt wird. Damit eignet sich das Hörbuch auch als akkustische Lektüre für unterwegs. Ein Begleitheft gibt es nicht, die erforderlichen Informationen sind aber auf der Hülle zu finden.


Fazit
Ein gelungenes, tiefsinniges Werk, das zum Nachdenken anregt. Das Hörbuch ist keine seichte Unterhaltung, der Hörer muss bereit sein, sich auf die Geschichte einzulassen, um sie in ihrer ganzen Reichweite erfassen zu können. Schön ist, dass sie ungekürzt präsentiert wird. Angesichts der sehr kompakten Geschichte wäre jede Auslassung ein bedauerliche Lücke geworden.


4 5 Sterne


Hinweise
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