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Kategorie: Homoerotische Literatur

England, 1905. Ein verschlafenes Dorf in Somerset steht Kopf, als der attraktive Lord Vincent Fanbury auf Landbesuch kommt. Nicht nur die unverheirateten Frauen hoffen auf eine gute Partie mit ihm. Auch Leonard, ein gutsituierter Unternehmer, fühlt sich zu ihm hingezogen. Obwohl die strikten Konventionen der edwardianischen Gesellschaft gegen sie sprechen, entwickelt sich zwischen ihnen eine leidenschaftliche Affäre. Zu spät merkt Leonard, dass Vincent ein Geheimnis vor ihm verbirgt, das nicht nur ihre Beziehung sondern, auch seinen Ruf zerstören könnte.

 

Sunford Verfuehrung eines Gentleman 

Autor: Celia Jansson
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: Dezember 2015
ISBN: 978-3-864435-21-8
Seitenzahl: 298 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Gutsbesitzer und Unternehmer Leonard Knightley kehrt nach einer geschäftlichen Reise zurück und statt Ruhe und Entspannung zu finden, wird er mit dem reichen Verwandten seiner Nachbarn konfrontiert, der zu Besuch ist. Der mysteriöse Gentleman erweckt sogleich das Interesse bei Leonard und obwohl er sich seiner Stellung und vor allem des Tabus bewusst ist, kann er nicht umhin, den attraktiven Lord Vincent Fanbury anzuschmachten und von ihm zu fantasieren. Doch auch Lord Vincent Fanbury scheint Interesse an Leonard zu haben...
Können beide Gentlemen ihre Leidenschaft zueinander vor der Gesellschaft verstecken und was hat Fanbury für eine Vergangenheit?

Das Debütwerk der deutschen Autorin weißt eine gute Mischung aus edwardianischer Epoche und ansprechenden erotischen Szenen. Gefühle und das nötige Drama kommen nicht zu kurz.


Stil und Sprache
Mit einem Stil, dem man einfach folgen kann, wird dem Leser zunächst im ersten Teil alles aus Leonards Sicht, allerdings in dritter Person Präteritum geschildert, beschrieben. Fanbury bleibt genauso mysteriös für den Leser wie zunächst für Leonard, man erfährt somit nicht viel mehr als auch Leonard erfährt. Das steigert die Spannung enorm. Außerdem ist es im Vergleich zu dem zweiten Teil, der aus Vincent Fanburys Sicht geschrieben ist, auch wieder in dritter Person gehalten, ein ziemlicher Bruch, da dort Aspekte aufgedeckt werden, die man anhand des ersten Teils so nicht angenommen hat. Zudem ist die größte Spannung genau dort zu finden. Wo der erste Teil noch die angehende Beziehung der beiden Figuren beschreibt und die Spannung darin besteht, dass beide sich immer näher kommen, ist es im zweiten Teil die Bewältigung des Bruchs zum Ende des ersten Teils im Fokus.

Ohne hier auf weitere, handlungsbezogene Details einzugehen, wirkt die Atmosphäre im zweiten Teil deutlich düsterer, es wird der Schauplatz zudem von dem offenen, sommerlichen Sunford nach London und Cambridge verlegt, aus den weitläufigen Landschaften werden geschlossene Salons und Barbesuche.

Die erotischen Szenen des Buches sind gut beschrieben, es knistert schnell und häufig zwischen den Figuren. Da es in einer Zeit spielt, in der Homosexualität förmlich für die Gesellschaft undenkbar, sogar verboten ist und Gefängnisstrafen verhängt werden, wird genau dieser Aspekt thematisiert und zu Spannungszwecken eingebaut. Das Tabu wird hier noch verstärkt. Gleichzeitig werden glücklicherweise keine Unlogiken eingefügt, so gibt es keine Gleitcreme und Kondome, dennoch wird mit Hilfe von Öl Abhilfe geschaffen.


Figuren
Die Figuren sind einem sympathisch, besonders mit Leonard kann man sich sehr gut identifieziernen, auch als Leserin, da man z.B. seine Genervtheit, als er müde nach Hause zurückkehrt und eigentlich keinen Besuch empfangen möchte, mehr als gut versteht. Auch dass er eher in sich gekehrt, mürrisch und nicht gerade der sozial stark Agierendste der Geschichte ist, ist ein Aspekt, der ihn ansprechend macht, persönlich konnte ich seine Gründe dafür sehr gut nachempfinden. Sein Äußeres ist eher durschnittlich, dabei ist er aber dennoch ein ansehnlicher Mann mit entsprechender Statur, Gesichtszügen und modischem Haarschnitt und Kleidungsstil.

Seine Schwester, mit der er im Haus lebt, ist das Gegenteil von ihm, sozial stark involviert. Allerdings merkt man die enge Beziehung der Geschwister, der Rückhalt der Schwerster ist ein Aspekt, der auch diese Figur sympathisch macht. Dass sie zudem Interesse an Bildung und unkonventionellen Dingen wie das Reisen oder Fahrradfahren hat, sind weitere Pluspunkte. Dennoch handelt es sich bei Florence um eine tugendhafte Dame, die eine entsprechende Attraktivität hat.

Fanbury als reicher Bekannter der Nachbarn Dawson und freundschaftlich mit den Knightleys verbunden, ist das genaue Gegenteil von Leonard und auch so sticht er mit seiner Art, sich zu kleiden und seiner Vorbliebe für Philosophie und der Wahl der Werke hervor. Er wirkt wie ein Lebemann aus London, zu Teilen so ganz anders und fast schon schillernd im Vergleich zu Leonard und seiner kühlen Art.
Die entfernte Verwandten Fanburys, die Dawsons, sind ein quirliger Haufen, besonders Ann ist eine eigene Marke, die stellenweise dafür sorgt, dass Spannung erzeugt wird.

Insgesamt lernt man sowohl Leonard und Fanbury kennen, Fanbury – Vincent -  wird allerdings erst im zweiten Teil richtig plastisch Vor allem muss man manche Aspekte über ihn erstmal wieder ins rechte Licht rücken, da man sonst Gefahr läuft, dass man ihn nicht mehr mag. Persönlich waren beide Figuren ausgewogen, sodass ich mehr als gut unterhalten wurde. Zugleich haben die Nebenfiguren dafür gesorgt, dass Spannung konstant vorhanden war, ohne, dass sie die Gesamtstory gestört haben. Besonders die Unterstützung von Leonards Schwester hat mich sehr beindruckt und war ein Aspekt, der mir im Hinblick der Nebenfiguren am besten in Erinnerung bleiben wird.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist in einem sanften Grün gehalten, auf dem Cover sind zwei Männer angebildet, die zum Teil der Epoche entsprechend gekleidet sind. Gleichzeitig strahlt das Bild eine Erotik und Sinnlichkeit aus, dass schnell klar ist, um was für ein Genre es sich hier handelt. Die Atmosphäre einfangend sind Dinge wie ein Landhaus und eine Kutsche abgebildet, die sanfte Farbe geben dem Buch etwas träumerisches. Das Taschenbuch enthält keine Extras oder Zugaben, eine kurze Autorenbeschreibung vervollständigt das Buch.


Fazit
Der Roman Sunford – Verführung eines Gentleman überzeugt auf ganzer Linie. Was als sanfte erotische Story zwischen zwei Männern startet, entwickelt sich schnell zu einer spannenden Story mit gut ausgearbeiteten Figuren und einem tollen Schluss. Bezogen auf die Auswahl an Gay Romance-Titeln bei den Verlagen ist dieser Roman einer, der überzeugt und ein durchgängig positives Lesevergnügen bietet.


5 Sterne


Hinweise
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